Landgericht Hersbruck

Das Landgericht Hersbruck war ein von 1808 bis 1879 bestehendes bayerisches Landgericht älterer Ordnung mit Sitz in Hersbruck im heutigen Landkreis Nürnberger Land. Der Amtssitz des Landgerichts war im Schloss Hersbruck.
Geschichte
Das Pflegamt Hersbruck war eines der zeitweise mehr als ein Dutzend Pflegämter umfassenden Gebiete, mit denen die Reichsstadt Nürnberg die Verwaltung ihres Territorialbesitzes organisiert hatte.[1] 1806 kam es zum Übergang an Bayern. 1808 wurde im Verlauf der Verwaltungsneugliederung Bayerns dann das Landgericht Hersbruck errichtet. Dieses wurde dem Pegnitzkreis zugeschlagen. Mit dessen Auflösung im Jahr 1810 kam es an den Rezatkreis.
1818 gab es im Landgericht Hersbruck 11730 Einwohner, die sich auf 2616 Familien verteilten und in 1845 Anwesen wohnten.[2]
1840 hatte das Landgericht Hersbruck eine Fläche von 4 Quadratmeilen (≈224 km²) und 14149 Einwohner, wovon 154 Katholiken, 13995 Protestanten waren. Es gab 94 Ortschaften (2 Städte, 12 Pfarrdörfer, 4 Kirchdörfer, 25 Dörfer, 38 Weiler und 13 Einöden) und 31 Gemeinden (1 Magistrat 3. Klasse, 1 Stadtgemeinde und 29 Landgemeinden).[3]
Das Amtsgericht Hersbruck wurde mit dem Gerichtsverfassungsgesetz im Jahr 1879 aus diesem Landgericht älterer Ordnung gebildet.[4]
Lage
Das Landgericht Hersbruck grenzte im Westen an das Landgericht Lauf, im Süden an das Landgericht Altdorf, im Norden an das Landgericht Pegnitz und im Osten an die Oberpfalz.[3]
Struktur
Steuerdistrikte
Das Landgericht wurde in 18 Steuerdistrikte aufgeteilt, die vom Rentamt Hersbruck verwaltet wurden:[2]
- Altensittenbach mit Hagenmühle und Kühnhofen;
- Eschenbach mit Alfalter, Düsselbach, Fischbrunn und Hubmersberg;
- Förrenbach mit Lieritzhofen, Molsberg, Mosenhof, Reicheneck, Schupf und Waller;
- Happurg mit Deckersberg, Ellenbach, Kainsbach, Leutenbach und Reckenberg;
- Henfenfeld mit Krönhof, Sendelbach und Weiher;
- Hersbruck;
- Hohenstadt mit Höfen, Oberviehberg und Unterviehberg;
- Hohenstein mit Algersdorf, Menschhof, Obermühle, Steinensittenbach und Wallsdorf;
- Kirchensittenbach mit Aspertshofen, Dietershofen und Stöppach;
- Oberartelshofen mit Enzendorf, Griesmühle, Harnbach, Rupprechtstegen, Unterartelshofen und Vorra;
- Oberkrumbach mit Hopfengartenmühle, Kleedorf, Morsbrunn und Unterkrumbach;
- Pollanden mit Gotzenberg, See, Seiboldstetten und Wettersberg;
- Pommelsbrunn mit Appelsberg, Hartmannshof, Hegendorf, Heuchling, Hunas, Kieselmühle und Weidenmühle;
- Reichenschwand mit Leuzenberg und Oberndorf;
- Thalheim mit Aicha, Arzlohe, Claramühle, Mittelburg, Regelsmühle und Stallbaum;
- Treuf mit Gerhelm, Henneberg, Immendorf, Kreppling, Münzinghof, Raitenberg, Siglitzberg und Siglitzhof;
- Velden mit Lungsdorf, Pfaffenhofen und Viehhofen;
- Wüllersdorf mit Guntersrieth, Heldmannsberg und Waizenfeld.
Ruralgemeinden
1820 gehörten 1 Munizipalgemeinden und 37 Ruralgemeinden zum Landgericht:[5]
- Alfalter mit Düsselbach;
- Algersdorf mit Dietershofen, Obermühle und Steinensittenbach;
- Altensittenbach mit Hagenmühle und Kühnhofen;
- Artelshofen mit Oberartelshofen und Unterartelshofen;
- Arzlohe mit Guntersrieth, Mittelburg, Stallbaum und Waizenfeld;
- Aspertshofen;
- Ellenbach mit Leutenbach und Weiher;
- Enzendorf mit Griesmühle, Harnbach und Siglitzberg;
- Eschenbach;
- Förrenbach mit Aicha, Molsberg und See;
- Happurg mit Deckersberg und Reckenberg;
- Hartmannshof mit Hunas;
- Heldmannsberg mit Claramühle, Regelsmühle und Wüllersdorf;
- Henfenfeld;
- Hersbruck;
- Hohenstadt mit Höfen, Oberviehberg und Unterviehberg;
- Hohenstein;
- Hubmersberg mit Fischbrunn, Hegendorf und Heuchling;
- Kainsbach mit Mosenhof, Reicheneck und Schupf;
- Kirchensittenbach;
- Kleedorf mit Hopfengartenmühle;
- Morsbrunn;
- Oberkrumbach;
- Pollanden mit Gotzenberg, Lieritzhofen, Seiboldstetten, Waller und Wettersberg;
- Pommelsbrunn mit Appelsberg, Kieselmühle, Reckenberg und Weidenmühle;
- Reichenschwand mit Leuzenberg und Oberndorf;
- Raitenberg mit Gerhelm, Henneberg, Immendorf und Münzinghof;
- Rupprechtstegen mit Lungsdorf;
- Sendelbach mit Krönhof;
- Stöppach;
- Thalheim;
- Treuf mit Kreppling und Siglitzhof;
- Unterkrumbach;
- Velden;
- Viehhofen mit Pfaffenhofen;
- Vorra;
- Wallsdorf mit Menschhof.
Am 29. September 1824 kam es zu folgenden Umgemeindungen:
- Unterkrummbach nach Kleedorf
- Hohenstein und Morsbrunn nach Algersdorf;
- Raitenberg (mit Gerhelm, Henneberg, Immendorf und Münzinghof) und Stöppach nach Treuf;
- Rupprechtsstegen (mit Lungsdorf) nach Enzendorf.[6]
Literatur
- Addreß-Handbuch für den Rezat-Kreis des Königreichs Baiern. Johann Baptist Reindl, Bamberg 1814, OCLC 894897947, S. 24–25 (Digitalisat).
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 128–129 (Digitalisat).
- Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 47–48 (Digitalisat).
- Karl Friedrich Hohn: Der Retzatkreis des Königreichs Bayern geographisch, statistisch und historisch beschrieben. Riegel und Wießner, Nürnberg 1829, OCLC 163343674, S. 166–176 (Digitalisat).
- Kreis bayerischer Gelehrter (Hrsg.): Oberfranken und Mittelfranken (= Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 3). Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1865, DNB 56034290X, OCLC 165629235, S. 1265–1267 (Digitalisat).
- Pleikard Joseph Stumpf: Landgericht Hersbruck. In: Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. Zweiter Theil. München 1853, OCLC 643829991, S. 732–735 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 163–170 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Brügel’sche Officin, Ansbach 1856, OCLC 635005088, S. 200–209 (Digitalisat).
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 481–482.
Fußnoten
- ↑ Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 442–443.
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise enthaltenen Ortschaften, S. 20f. des zweiten Teiles.
- ↑ a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. 1846, S. 163.
- ↑ Königlich Allerhöchste Verordnung, die Bestimmung der Gerichtssitze und die Bildung der Gerichtsbezirke betreffend, vom 2. April 1879, Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt S. 355
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern, S. 47f.
- ↑ Wilhelm Schwemmer, Gustav Voit: Lauf-Hersbruck (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 14). Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1967, DNB 456999256, S. 113 (Digitalisat).