Landgericht Dinkelsbühl
Das Landgericht Dinkelsbühl war ein von 1808 bis 1879 bestehendes bayerisches Landgericht älterer Ordnung mit Sitz in Dinkelsbühl im heutigen Landkreis Ansbach.
Lage
Das Landgericht Dinkelsbühl grenzte im Norden an das Landgericht Feuchtwangen, im Westen an das Landgericht Wassertrüdingen, im Süden an das Landgericht Nördlingen und das Herrschaftsgericht Mönchsroth und im Osten an Württemberg.[1]
Geschichte
Im Jahr 1808 wurde im Verlauf der Verwaltungsneugliederung Bayerns das Landgericht Dinkelsbühl errichtet. Dieses wurde dem Rezatkreis zugeschlagen. 1809 wurde das Landgericht in 11 Steuerdistrikte aufgeteilt, die vom Rentamt Dinkelsbühl verwaltet wurden. Bereits 1810 wurden im Zuge des Grenzvertrags zwischen Bayern und Württemberg 5 Steuerdistrikte abgegeben zuzüglich dreier Orte aus den verbleibenden Steuerdistrikten:
- Deufstetten mit Matzenbach;
- Lautenbach mit Hahnenhof, Hahnensägmühle, Konnenweiler, Krettenbach, Melbersmühle, Neuhaus, Oberdeufstetten, Ölmühle, Ruppersbach, Stubenmühle und Wäldershub;
- Wäldershub mit Bräunersberg, Gaisbühl und Schönbronn;
- Wildenstein mit Bernhardsweiler, Gunzach, Neustädtlein, Rötlein, Spitzenmühle;
- Wört mit Aumühle, Bösenlustnau, Dürrenstetten, Hammermühle, Häringssägmühle, Königsroter Mühle, Schönbronn;
- Grobenhof und Kaltenwag vom Steuerdistrikt Villersbronn;
- Buckenweiler vom Steuerdistrikt Segringen.[2]
1811 kam es zur Neuorganisation der Steuerdistrikte und der Bildung von Ruralgemeinden, so dass es 7 Steuerdistrikte und 13 Ruralgemeinden gab.[3]
1813 kam vom aufgelösten Stadtgericht Dinkelsbühl der Steuerdistrikt Dinkelsbühl hinzu.[4] Zu diesem gehörten die Orte Carmeliterhaus, Felden, Gaismühle, Hammermühle, Hirtenhaus, Hungerhof, Kobeltsmühle, Lohmühle, Mögelins-Schlößlein, Mutschach, Mutschachermühle, Neumühle, Obere Ölmühle, Radwang (z. T.), Reichertsmühle, Siebentisch, Strickerwalkmühle, Unsinnige Mühle, Weiherhaus und Weißhaus.
1818 gab es im Landgericht Dinkelsbühl 7446 Einwohner, die sich auf 1774 Familien verteilten und in 1406 Anwesen wohnten.[5]
Die Ruralgemeinde Segringen mit der Scheckenmühle wurde an das Herrschaftsgericht Mönchsroth abgegeben. Vom Landgericht Nördlingen kamen 1831 vier Gemeinden hinzu:[6]
- Frankenhofen mit Ruffenhofen;[7]
- Greiselbach;
- Veitsweiler mit Hahnenberg, Oberklingen und Unterklingen;
- Wilburgstetten mit Höllmühle, Neuölmühle und Wolfsbühl;
- Weiltingen.
1840 hatte das Landgericht Dinkelsbühl eine Fläche von 41⁄2 Quadratmeilen (≈252 km²) und 10348 Einwohner, wovon 2545 Katholiken, 7285 Protestanten und 518 Juden waren. Es gab 105 Ortschaften (2 Märkte, 13 Pfarrdörfer, 4 Kirchdörfer, 13 Dörfer, 35 Weiler und 38 Einöden) und 31 Gemeinden (2 Markts- und 29 Landgemeinden):[1]
1862 ging das Landgericht Dinkelsbühl in das neu gebildete Stadt- und Landgericht Dinkelsbühl auf.[4] Mit Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes am 1. Oktober 1879 wurde aus diesem Gericht das Amtsgericht Dinkelsbühl gebildet.[8]
Struktur
Steuerdistrikte
1811 gab es 7 Steuerdistrikte:[5]
- Dürrwangen mit Dattelhof, Halsbach, Haslach, Hirschbach, Hopfengarten, Labertswend, Lohmühle, Obermühle, Rappenhof, Sulzach, Trendelmühle, Wiesenhof und Witzmannsmühle;
- Schopfloch mit Buchhof, Deuenbach, Dickersbronn, Flinsberg, Franzenmühle, Froschmühle, Gersbronn, Goschenhof, Hellenbach, Kemmleinsmühle, Köhlau, Lehenbuch, Lehengütingen, Lohe, Neumühle, Neuses, Pfaffenhof und Rohrmühle;
- Segringen mit Beutenmühle, Hardhof, Hardmühle, Hausertsmühle, Hohenschwärz, Holzapfelshof, Knorrenmühle, Langensteinbach, Oberhard, Obermeißling, Oberwinstetten, Rain, Scheckenmühle, Seidelsdorf, Untermeißling, Unterwinstetten und Wolfertsbronn;
- Sinbronn mit Bernhardswend, Botzenweiler, Dorfkemmathen, Karlsholz, Fallhaus bei Bernhardswend und Tiefweg;
- Villersbronn mit Brennhof, Diederstetten *, Hasselbach *, Knittelsbach, Lohmühle, Neustädtlein, Radwang, Sittlingen, Walkmühle, Welchenholz und Winnetten *;
- Weidelbach mit Burgstall, Esbach, Ketschenweiler, Neumühle b.Weidelbach, Oberradach, Pulvermühle, Rauenstadt, Reuenthal, Röthendorf, Rothhof, Steineweiler, Unterradach, Veitswend, Waldeck, Waldhäuslein und Zwernberg;
- Wittelshofen mit Gelshofen, Gelsmühle, Grabmühle, Illenschwang, Neumühle, Obermichelbach, Untermichelbach und Wörnitzhofen.
Ruralgemeinden
1820 gehörten 1 Munizipalgemeinde und 26 Ruralgemeinden zum Landgericht:[9]
- Dinkelsbühl mit Carmeliterhaus, Felden, Gaismühle, Hammermühle, Hirtenhaus, Hungerhof, Kobeltsmühle, Lohmühle, Mögelins-Schlößlein, Mutschach, Mutschachermühle, Neumühle, Obere Ölmühle, Radwang (z. T.), Reichertsmühle, Siebentisch, Strickerwalkmühle, Unsinnige Mühle, Weiherhaus und Weißhaus;[10]
- Dickersbronn mit Franzenmühle und Köhlau;
- Dorfkemmathen;
- Dürrwangen mit Hirschbach, Hopfengarten, Labertswend, Obermühle, Rappenhof, Trendelmühle und Wiesenhof;
- Esbach mit Ketschenweiler und Rauenstadt;
- Halsbach;
- Haslach mit Dattelhof, Lohmühle und Witzmannsmühle;
- Hellenbach mit Froschmühle, Gersbronn, Kemmleinsmühle, Lohe und Pfaffenhof;
- Illenschwang mit Neumühle und Villersbronn;
- Knittelsbach mit Brennhof, Lohmühle, Neustädtlein, Radwang, Sittlingen, Walkmühle;
- Langensteinbach;
- Lehengütingen mit Lehenbuch;
- Neuses mit Flinsberg und Goschenhof;
- Obermichelbach;
- Radach mit Oberradach, Steineweiler und Unterradach;
- Schopfloch mit Buchhof, Deuenbach, Neumühle und Rohrmühle;
- Seidelsdorf mit Beutenmühle, Hardhof, Hardmühle, Hausertsmühle, Knorrenmühle, Oberhard, Obermeißling, Rain und Untermeißling;
- Sinbronn mit Bernhardswend, Botzenweiler, Fallhaus bei Bernhardswend, Karlsholz, Tiefweg und Welchenholz;
- Sulzach;
- Untermichelbach mit Gelshofen, Gelsmühle und Neumühle;
- Waldeck;
- Waldhäuslein mit Burgstall, Pulvermühle und Rothhof;
- Weidelbach mit Neumühle b.Weidelbach, Reuenthal, Röthendorf und Veitswend;
- Wittelshofen mit Grabmühle;
- Wolfertsbronn mit Hohenschwärz, Holzapfelshof, Oberwinstetten und Unterwinstetten;
- Wörnitzhofen;
- Zwernberg.
Literatur
- Addreß-Handbuch für den Rezat-Kreis des Königreichs Baiern. Johann Baptist Reindl, Bamberg 1814, OCLC 894897947, S. 11–12 (Digitalisat).
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 117 (Digitalisat).
- Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 29–30 (Digitalisat).
- Karl Friedrich Hohn: Der Retzatkreis des Königreichs Bayern geographisch, statistisch und historisch beschrieben. Riegel und Wießner, Nürnberg 1829, OCLC 163343674, S. 87–95 (Digitalisat).
- Kreis bayerischer Gelehrter (Hrsg.): Oberfranken und Mittelfranken (= Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 3). Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1865, DNB 56034290X, OCLC 165629235, S. 1240–1242 (Digitalisat).
- Karl Heinrich von Lang, Heinrich Christoph Büttner, Knappe: Landgericht Dinkelsbühl (= Historische und statistische Beschreibung des Rezatkreises. Heft 2). Johann Lorenz Schmidmer, Nürnberg 1810, OCLC 165619678, S. 3–19 (Digitalisat).
- Teresa Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 40). Michael Laßleben, Kallmünz 2018, ISBN 978-3-7696-6562-8.
- Pleikard Joseph Stumpf: Landgericht Dinkelsbühl. In: Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. Zweiter Theil. München 1853, OCLC 643829991, S. 701–704 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 71–78 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Brügel’sche Officin, Ansbach 1856, OCLC 635005088, S. 83–92 (Digitalisat).
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 447–448.
Weblinks
- Ludwig Wenng’s Spezialkarten von Bayern (Blatt 12): Karte der königl. Landgerichte Ansbach, Dinkelsbühl, Feuchtwangen, Gunzenhausen, Heilsbronn, Herrieden, Rothenburg, Schillingsfürst und Wassertrüdingen, 1885 (Bayerische Staatsbibliothek)
Fußnoten
- ↑ a b E. Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. 1846, S. 71.
- ↑ T. Neumeyer: Dinkelsbühl, S. 532.
- ↑ T. Neumeyer: Dinkelsbühl, S. 532f.
- ↑ a b T. Neumeyer: Dinkelsbühl, S. 516f.
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise enthaltenen Ortschaften, S. 9 des zweiten Teiles.
- ↑ T. Neumeyer: Dinkelsbühl, S. 541.
- ↑ Dies betrifft nur die Hintersassen des württembergischen Oberamtes Weiltingen. Die oettingischen und dinkelsbühler Hintersassen verblieben bis 1850 bei Mönchsroth (bis 1848 Herrschaftsgericht, 1850–1852 Gerichts- und Polizeibehörde). T. Neumeyer: Dinkelsbühl, S. 558.
- ↑ Königlich Allerhöchste Verordnung, die Bestimmung der Gerichtssitze und die Bildung der Gerichtsbezirke betreffend, vom 2. April 1879, Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt S. 355.
- ↑ T. Neumeyer: Dinkelsbühl, S. 537–539; Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern, S. 29f.
- ↑ Die Munizipalgemeinde Dinkelsbühl unterstand nur in der Gerichtsbarkeit dem Landgericht Dinkelsbühl. Als kreisunmittelbare Stadt wurde die Verwaltung direkt vom Rezatkreis übernommen.