Lahav Shani

Lahav Shani (* 7. Januar 1989 in Tel Aviv-Jaffa) ist ein israelischer Dirigent und Pianist.
Werdegang
Lahav Shani ist der Sohn des Chordirigenten Michael Shani. Ab seinem sechsten Lebensjahr erhielt er Klavierunterricht bei Hannah Shalgi und anschließend bei Arie Vardi an der Buchmann-Mehta-Musikschule seiner Heimatstadt. Später nahm er Kontrabassunterricht bei Teddy Kling. Sein Studium setzte er dann an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin bei Christian Ehwald und Hans-Dieter Baum (Orchesterleitung) sowie Fabio Bidini (Klavier) fort. Außerdem erhielt er Coachings von Daniel Barenboim.
Shani erzielte seinen Durchbruch als Dirigent dank des ersten Preises beim Internationalen Gustav Mahler Wettbewerb 2013. Seitdem leitete er das Israel Philharmonic Orchestra, das Los Angeles Philharmonic Orchestra, das City of Birmingham Symphony Orchestra, die Staatskapelle Berlin und die Wiener Philharmoniker. In der Saison 2017/18 war Shani ständiger Gastdirigent der Wiener Symphoniker. Am 8. Mai 2018 dirigierte er die Wiener Symphoniker beim Fest der Freude am Wiener Heldenplatz.
Im Juni 2017 gab Shani sein Debüt mit dem Rotterdamer Philharmonischen Orchester als Dirigent und Klaviersolist. Im August 2017 leitete er das Orchester während des Veerhaven Konzerts. Im September 2018 wurde er dort – als Nachfolger von Yannick Nézet-Séguin – Chefdirigent des Orchesters. Das Rotterdam Philharmonic Orchestra ist sein erstes eigenes Orchester und Shani der jüngste Chefdirigent in der Geschichte des Orchesters.[1]
Außerdem wurde Shani 2019 designierter Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra, dessen Leitung als Nachfolger von Zubin Mehta er ab Saisonbeginn 2020/21 ganz übernahm.[2]
Im Januar 2023 wurde bekannt, dass Shani ab 2026 Chefdirigent der Münchner Philharmoniker werden soll und deshalb seinen Rotterdamer Vertrag, der noch bis Ende der Saison 2025/26 läuft, nicht verlängern wird. Seinen Chefposten in Israel will er weiterhin ausfüllen.[3]
Im September 2025 sagte das Festival van Vlaanderen einen Auftritt Shanis mit den Münchner Philharmonikern ab. Laut der Festivalleitung habe sich Shani nicht eindeutig von der israelischen Kriegsführung im Gaza-Krieg distanziert; man verwies auf Shanis Funktion als Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra.[4][5] Für Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) war die Entscheidung „in keiner Weise“ nachvollziehbar; der deutsche Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) sprach von „einer Schande für Europa“[6] und „blankem Antisemitismus“. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Charlotte Knobloch sprach von einem der „krassesten Beispiele des aktuellen Judenhasses“, der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte, er halte „die Absage unter der genannten Begründung für einen ganz und gar unsäglichen und zutiefst antisemitischen Vorgang“.[7] Laut Jürgen Kaube von der FAZ hatte Shani bereits zuvor die israelische Regierung kritisiert und sich „gegen eine Identifikation des Staates Israel mit seiner Regierung gewandt“.[6] Der belgische Premierminister Bart De Wever erklärte auf dem Mitteilungsdienst X, die Entscheidung der Festivalleitung habe „dem Ansehen unseres Landes schweren Schaden zugefügt“[8] und besuchte demonstrativ ein Konzert der Münchner Philharmoniker unter Shanis Leitung in Essen.[9] Am 12. September 2025 wurde bekannt, dass die Münchner Philharmoniker und Lahav Shani auf Einladung des Musikfestes Berlin am 15. September in der deutschen Hauptstadt auftreten werden.[10] Thomas Gutschker bezeichnete in der Frankfurter Allgemeine Zeitung die flämische Kulturministerin Caroline Gennez als verantwortlich für den Skandal; sie habe ihre Truppen im Kulturbetrieb mobilisiert, um gegen alle Grundsätze der Aufklärung Künstler auszugrenzen, und das auch noch ohne politisches Mandat.[11]
Shani lebt mit seiner Ehefrau, der Klarinettistin Miri Saadon Shani, in Berlin.[12]
Weblinks
- Literatur von und über Lahav Shani im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lahav Shani bei der Agentur Intermusica
- Lahav Shani im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Einzelnachweise
- ↑ Lahav Shani, the Rising Israeli Star in the World of Classical Music. In: Haaretz. (haaretz.com [abgerufen am 2. Februar 2023]).
- ↑ Personalia: Lahav Shani wird Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestras | Kleine Zeitung. 19. Januar 2018, abgerufen am 2. Februar 2023.
- ↑ Lahav Shani stopt als chef-dirigent in Rotterdam en stapt over naar München. In: nrc.nl. 28. Januar 2023, abgerufen am 31. Januar 2023 (niederländisch).
- ↑ Petrina Engelke, dpa: Flanders Festival Ghent: Münchner Philharmoniker wegen ihres israelischen Dirigenten ausgeladen. In: Die Zeit. 11. September 2025, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 11. September 2025]).
- ↑ Flanders Festival Ghent cancels the concert on Thursday 18 September. Pressemitteilung. Flanders Festival Ghent, 10. September 2025, abgerufen am 11. September 2025 (englisch).
- ↑ a b Jürgen Kaube: Ausladung Lahav Shanis: Eine Schande für Europa. In: FAZ.net. 11. September 2025, abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ Entsetzen nach Ausladung von Dirigent Shani www.juedische-allgemeine.de, 11. September 2025.
- ↑ Bart De Wever: Post. In: X. 12. September 2025, abgerufen am 14. September 2025 (englisch).
- ↑ Julian Sadeghi, AFP: Münchner Philharmoniker: Belgiens Premier bekundet Solidarität mit Dirigent Lahav Shani. In: Die Zeit. 14. September 2025, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 14. September 2025]).
- ↑ Solidarität mit Lahav Shani: Münchner Philharmonikern bei Musikfest Berlin. In: FAZ.net. 12. September 2025, abgerufen am 12. September 2025.
- ↑ Thomas Gutschker, Gegen Inquisition, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15. September 2025, S. 8.
- ↑ Junger Maestro, Jüdische Allgemeine vom 19. Februar 2023, abgerufen am 12. September 2025.