La Grenouille

La Grenouille ist ein regionales, zweisprachiges Theaterzentrum für junges Publikum in Biel/Bienne (CH).[1]

Geschichte

Es wurde 1985 als Froschtheater/Théâtre de la grenouille (heute: La Grenouille) von den Schweizerinnen Charlotte Huldi, Käthi Vögeli, dem Australier Arthur Baratta und dem Österreicher Alexander Melach gegründet. Die Gruppe lernte sich während der Ausbildung an der Theaterschule Jaques Lecoq in Paris kennen. Zunächst bestand eine freie, professionelle und dreisprachige Gruppe, ohne feste räumliche, oder organisatorische Strukturen. Erste Projekte als sogenannte Animationsstücke wurden in Primarschulen (Region Basel) für und mit Kindern realisiert.[2]

1988 war die Gründung des Vereins Théâtre de la grenouille mit dem Ziel, „qualitativ gute und künstlerisch wertvolle Inszenierungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene produzieren“[3] (Charlotte Huldi), aber auch um eine Finanzierung zu sichern. Gründungsmitglieder waren Charlotte Huldi, Arthur Baratta und Jacques Zwahlen. Erste Unterstützungen waren durch die Stadt Biel, den Kanton Bern und die Pro Helvetia.[3]

Ab Ende der 1980er Jahre gab es Tourneen durch die Schweiz, insbesondere Seenland, Berner Jura, aber auch nach Deutschland, und Österreich.

Eine erste Retrospektive über das Schaffen der Jahre 1988 bis 1991 gab es mit Aufführungen im Rennweg 26, dem Gaskessel / Chessu / La Coupole der Aula des Gymnasiums Biel-Seeland und dem Théâtre de poche.[4]

Weitere Erfolge und Etablierung erfolgten in der regionalen Kulturlandschaft.[5] Jaques Zwahlen verliess Anfang 1992 das künstlerische Leitungsteam, neu dazu kam Brigitte Andrey, die künstlerisch beratend tätig ist.

La Grenouille gehörte 1995 zu den Gründungsmitgliedern der Genossenschaft Rennweg 26 in Biel/Bienne. Hier war die erste feste Proben- und Spielstätte.[6]

Neben dem Aufführungsort Rennweg 26 erweiterte das La Grenouille seine Spielorte und ging Kooperationen mit der Bieler Kulturszene ein; darunter mit dem für die Stadt Biel geschichtsträchtigen Gaskessel / Chessu / La Coupole, dem Berufsbildungszentrum Biel-Bienne (BBZ), und dem Gymnasium Biel-Seeland.

Die stetige Professionalisierung des zweisprachigen Theaterbetriebs benötigte zunehmend grössere finanzielle Unterstützung. Trotz konstanter Finanzierung durch die Stadt Biel und den Kanton Bern, Beiträge durch Vereinsmitglieder, wie auch durch private Stiftungen und Gönnerschaften kämpfte das Theater, vor allem in den Anfangsjahren, mit der finanziellen Sicherheit.[7][8] „Wir streben eine Erhöhung der Subvention an und wollen erreichen, dass die künstlerische Arbeit in Zukunft in Zyklen und Konzepten von drei Jahren finanziell gesichert ist.“[5] (Charlotte Huldi) Die wiederkehrenden Bestrebungen für eine konstante Finanzierung zeigten auch, dass das Theater für junges Publikum (Theater für Kinder) in der Schweiz nach wie vor um wertschätzende Sichtbarkeit innerhalb der darstellenden Künste kämpfen muss.[9]

2005 war das 20-jähriges Jubiläum des Theaters[10][11] mit Business à 3 (und auch Suspense aus dem Jahr 1988, oder Eye of the Storm 2011) neben Stücken für junges,- eine Produktion für erwachsenes Publikum.[12]

2012 gab es, wie schon 1997 gemeinsam mit dem Verein à propos – Gastspiele für junges Publikum Biel / spectacles jeune public Bienne, Kollaboration beim nationalen Theaterfestival für junges Publikum SPOT der Assitej[13] (ehemals Astej). 2015 folgte das 30-jähriges Jubiläum des Theaters.[14]

Ab 2016 war La Grenouille als kulturelle Institution von regionaler Bedeutung anerkannt und folglich von der Stadt Biel, vom Kanton Bern und den Regionsgemeinden BSJB Kultur Culture mit einem Leistungsvertrag unterstützt.[15] 2019 gab Arthur Baratta die künstlerische Co-Leitung ab, als Schauspieler wurde er weiterhin sporadisch beschäftigt.[16]

2020 wurde aus Théâtre de la grenouille das La Grenouille Theaterzentrum für junges Publikum / Centre théâtre jeune public.[17]

Künstlerische Ausrichtung / Zweisprachige Theaterarbeit

Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzungen bilden sowohl gegenwärtige Stoffe und Geschichten, wie auch das Adaptieren von Romanen, oder zeitgenössische Bearbeitungen klassischer Stücke. Im Zentrum dabei steht jeweils die Blickwinkel und Realitäten der Kinder und Jugendlichen auf und in der Gesellschaft.[18]

Die Arbeiten des Theaters zeichnen sich durch das konsequente Zusammenspiel der künstlerischen Mittel Musik, Bild, Sprache(n), Bühnengestaltung und einem besonderen Fokus auf das physische Spiel aus.[19]

Nicht nur durch seinen Standort in der zweisprachigen Stadt Biel/Bienne wird der künstlerische Fokus auf die zweisprachige Theaterarbeit gelegt. Auch biografisch bedingt setzt sich die Theaterarbeit, von der ersten Stunde an, mit dem Aufeinandertreffen verschiedener Sprachen und deren kulturellen Bedingungen auseinander.

Je nach Produktion wird die Art und Weise, wie die Zwei- oder Mehrsprachigkeit umgesetzt wird, neu definiert. Dabei werden zwei Modelle verfolgt: eine eigenständige Sprachversion des jeweiligen Stückes in Deutsch und Französisch mit dem gleichen Interpretenensemble, oder eine mehrsprachige Version des Stückes, welches je nach Sprachregion (auf Tournee) angepasst werden kann.[20]

Mit dem Prix du bilinguisme (2024) wird die langjährige und konsequent zwei- und mehrsprachigen Theaterarbeit gewürdigt. „Dabei führt La Grenouille das Publikum an sein offenes Verständnis im Umgang mit Sprache heran: 'Verstehen, nicht verstehen, hören, erahnen was der andere sagt. Wir möchten, dass das Publikum die Angst vor anderen, fremden Sprachen verlieren, das Verstehen ausweiten auf Geste, Mimik, Bildsprache, Tonfall, die Musikalität einer Sprache.'“[20]

Auszeichnungen/Nominierungen

Bieler Kulturpreis 2000[21][22]

Kulturpreis des Kantons Bern 2017[23]

Nominierung Prix Assitej 2024 (Charlotte Huldi)[24]

Prix du bilinguisme / Preis für Zweisprachigkeit in der Kultur 2024[25]

Mitwirkende

Charlotte Huldi (Künstlerische Leitung / Inszenierung Adaption)

Arthur Baratta (Künstlerische Co-Leitung bis 2019 / Schauspiel)

Brigitte Andrey (Gastspielprogramm / künstlerische Mitarbeit)

Amandine Thévenon (Leitung Kommunikation, Übersetzungen)

Hélène Burri (Gastspiele, Schulen, Kooperationen)

Lisa Lysenko (Personal, Finanzen)

Lino Eden (Produktionsleitung)

Christoff Raphaël Mortagne (Schauspiel)

Clea Eden (Schauspiel / Inszenierung / Übersetzung)

Maria Kattner (Theaterpädagogik)[26]

Stücke (Eigenproduktionen)

1985 Chatschi-Bogu-Tumba (Theateranimationsprojekt)

1985/86 Die Reise zur Schneekönigin / La Reine des Neiges

- Der Sandmann / Le marchand de sable

1986/87 Das kleine wilde Tier / Le petite monstre

1988/89 Suspense

- Die Geschichte vom Baum/ l’Histoire de l’arbre

1990 «Time-out» Ein Theater-Musik-Stück – oder ein Stück Musik-Theater

- Sunday-Sunday

1991/92 L’histoire d’un petit oncle / Die Geschichte vom Onkelchen

1993/94 Der Walzer von dem Mann, der wenig wusste / La valse de celui qui n'en savait pas beaucoup

1995 Désordres – kein Sonntag wie jeder andere

1996 Scabin!

1998 Mein Freund der Mond / Mon amie la lune

2000 Henry V

2002/03 Nickel, der mit dem Fuchs tanzt / Nickel danse avec le renard

- Tic-Tac...Toc

2005 Garuma

2006 Business à trois

2007 Königin der Farben / La Reine des couleurs

2008 Hodder rettet die Welt / Hodder sauve le monde nach Hodder der Nachtschwärmer

2009 Flusspferde/Hippopotames

2010 Cousin Ratinet

2011 Eye of the storm

2012 Ox und Esel

2013 Ronja Räubertochter

2014 In einer Winternacht / Nuit de neige

2015 Pero oder die Geheimnisse der Nacht / Perô ou les secrets de la nuit

2016 Counting Out

2017 Die wahre Geschichte von Regen und Sturm / Goutte, Claire et la Temepête

2018 Das Mädchen, die Hexe und das Bretzeleisen / La fille, la sorcière et le fer à bricelets

2019 Sternenstaub / Poussière d'étoiles

2021 Wolf/Loup

2021 Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute / Ce que vit le rhinocéros, lorsqu'il regarda de l'autre côté de la clôture

2022 Die Geschichte vom Onkelchen / L'histoire d'un petit oncle

2024 Mensch ärgere dich nicht / Pion, Pète pas les plombs

2024 Hey, Hey, Hey, Taxi![27]

Einzelnachweise

  1. https://biotop-theatre.ch/lagrenouille/ Abgerufen am 28. Februar 2025.
  2. Theateranimationsprojekt mit Kindern in: Basellandschaftliche Zeitung, 3. September 1985
  3. a b Solide Basis für ein Kleintheater, in: Der Bund, 7. April 1988.
  4. Einen Monat Theater total, in: Bieler Tagblatt, 15. Februar 1991.
  5. a b Für ein junges Publikum, in: Der Bund, 27. Juni 1992.
  6. Neues Theaterprojekt, in: Der Bund, 8. Februar 1995.
  7. La Grenouille quakt um Hilfe, in: Der Bund, 12. Februar 2000.
  8. Künstlerisch anspruchsvolles Theater ist mit dem Sparstift kaum vereinbar, in: Bieler Tagblatt, 22. Juni 1996.
  9. Bern verschmäht nationales Theaterfestival, in: Berner Zeitung, https://www.bernerzeitung.ch/bern-verschmaeht-nationales-theaterfestival-nun-herrscht-unmut-30788543405 Abgerufen am 5. April 2014.
  10. Dribbling gegen die Misere, in: Biel - Bienne, 2. März 2005.
  11. Der Höhenflug von Garuma, in: Bieler Tagblatt 4. März 2005.
  12. Das vergängliche Publikum, in: Biel - Bienne, 21. November 2007.
  13. https://assitej.ch/
  14. Bieler Tagblatt, 23. Oktober 2015.
  15. https://biotop-theatre.ch/lagrenouille/
  16. Bieler Tagblatt, 5. Juni 2019.
  17. Der Bund, 5. Juni 2019.
  18. t. Theaterschaffen Schweiz https://www.tpunkt.ch/news/prix-du-bilinguisme-dans-la-culture-fuer-la-grenouille-biel-bienne Abgerufen am 28. Februar 2025.
  19. La Grenouille, https://biotop-theatre.ch/lagrenouille/
  20. a b «Prix du bilinguisme dans la culture» für La Grenouille Biel/Bienne, Kanton Bern Kulturhttps://www.kultur.bkd.be.ch/de/start/aktuell/newsletter-amt-fuer-kultur/ausgabe-4-2024/kulturpreise-fuer-literaare-la-grenouille-und-lucia-baumgartner.html
  21. "Grosse Hilfe" und "I-Pünktchen", in: Bieler Tagblatt, 21. Oktober 2000.
  22. Auszeichnung für "kleine" und "grosse" Kultur, in: Der Bund, 2. Dezember 2000.
  23. Der Bund, 4. Juli 2017.
  24. Bieler Tagblatt, 1. März 2024.
  25. Bieler Tagblatt, 26. Juni 2024.
  26. La Grenouille, Team https://biotop-theatre.ch/team/ Abgerufen am 28. Februar 2025.
  27. https://biotop-theatre.ch/produktionen/eigenproduktionen/ Abgerufen am 28. Februar 2025.