Lütjens (Schiff)

Lütjens
Schiffsdaten
Flagge Deutschland Deutschland
Schiffstyp Zerstörer
Klasse Lütjens-Klasse
Bauwerft Bath Iron Works, Bath
Baunummer 351
Stapellauf 11. August 1967
Indienststellung 22. März 1969
Außerdienststellung 18. Dezember 2003
Verbleib ab August 2012 in einer Abwrackwerft in Aliağa verschrottet
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 134,48 m (Lüa)
Breite 14,35 m
Tiefgang (max.) 6,1 m
Verdrängung 4.162 t
 
Besatzung 334 Mann
Maschinenanlage
Maschine 4 Hochdruckkessel
2 Dampfturbinen
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 51.150 kW (69.545 PS)
Höchst­geschwindigkeit 35 kn (65 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung
Sensoren

Der Lenkwaffen-Zerstörer Lütjens war ein Kriegsschiff der Deutschen Marine und das Typschiff der Lütjens-Klasse. Das Schiff war nach dem deutschen Admiral Günther Lütjens benannt, der im Zweiten Weltkrieg mit dem Schlachtschiff Bismarck unterging. Es war das letzte Dampfschiff der Deutschen Marine.

Geschichte

Unter der Baunummer 351 erfolgte auf der Werft der Bath Iron Works in Bath (Maine) in den USA am 1. März 1966 die Kiellegung des Lenkwaffen-Zerstörers DDG 28, einer Modifikation der amerikanischen Charles F. Adams-Klasse. Gerda Lütjens, die Schwiegertochter des Namensgebers, taufte das Schiff vor dem Stapellauf am 11. August 1967 auf den Namen Lütjens. Die Taufrede hielt Karl Carstens, der damalige Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung. Das fertiggestellte Schiff wurde zunächst nach Boston verlegt und dann dort an die Bundesmarine übergeben.

Am Ende der transatlantischen Überfahrt geriet das Schiff vor Friedrichsort in der Kieler Förde auf Grund – weil man in der Navigation nach den Probefahrten in amerikanischen Gewässern noch in Nautischen Faden, nicht in Metern rechnete. Dabei wurde der Sonardom am Kiel des Schiffs zerstört.

Unter dem Kommando von Fregattenkapitän Ansgar Bethge wurde die Lütjens am 22. März 1969 beim 1. Zerstörergeschwader in Kiel in Dienst gestellt. Ihr wurde die Kennung D 185 und das Funkrufzeichen DBYB zugewiesen. Mit dem 1. Dezember 1981 wurde das Funkrufzeichen in DRAE geändert.

Von August 1976 bis August 1977 fand eine Modernisierung zur Klasse 103A statt. Ein erneuter Umbau und die Ausrüstung zum Zerstörer der Klasse 103B erfolgte vom April 1985 bis zum März 1986. Anfang 1995 kamen die RIM-116 Rolling Airframe Missiles an Bord.

Einsätze

Der Zerstörer war 34 Jahre im Dienst der Bundesmarine bzw. Deutschen Marine und legte in dieser Zeit über 800.000 Seemeilen zurück. Das Schiff nahm dabei an zahlreichen Übungen im Rahmen der NATO teil, unter anderem mehrfach als Bestandteil der ständigen Einsatzverbände der NATO im Atlantik (STANAVFORLANT) und im Mittelmeer (STANAVFORMED) sowie bei der Operation Active Endeavour.

„We stand by you“

Am 14. September 2001, drei Tage nach den Terroranschlägen am 11. September 2001, passierte die Lütjens die Winston S. Churchill. Mit einer Front erwies sie ihr die Ehre. Außerdem wurde die Flagge der Vereinigten Staaten auf halbmast geführt und ein Transparent mit der Aufschrift „We stand by you“ gezeigt.[1]

Verbleib

Die Lütjens 2012 entmilitarisiert in Wilhelmshaven; die Stelle der Ansprengversuche ist deutlich zu erkennen

Im Marinearsenal Wilhelmshaven wurde die Lütjens am 18. Dezember 2003 außer Dienst gestellt und anschließend dort aufgelegt.

Am 16. März 2006 wurde die Lütjens der Wehrtechnischen Dienststelle 71 in Eckernförde übergeben, die sie für Ansprengversuche in der Ostsee nutzte. Ab dem 15. Dezember 2006 kehrte sie in das Marinearsenal nach Wilhelmshaven zurück.[2]

Am 24. August 2011 wurde der inzwischen entmilitarisierte Zerstörer von der Vebeg zur Verschrottung ausgeschrieben; verkauft wurde er für 1,255 Millionen Euro.[3] Am 19. Juni 2012 verließ die Lütjens Wilhelmshaven im Schlepp Richtung Aliağa an der türkischen Ägäisküste, wo sie ab Anfang August 2012 von der Abwrackwerft Şimşekler verschrottet wurde.[4][5]

Schwesterschiffe

  • Mölders, vom 13. April 1968 bis zum 28. Mai 2003 in Dienst.
  • Rommel, vom 2. Mai 1970 bis zum 30. Juni 1999 in Dienst.

Kommandanten

Lfd. Nr. Name von bis
01 Fregattenkapitän Ansgar Bethge 22. März 1969 17. Feb. 1970
02 Kapitän zur See Dieter Ehrhardt 18. Feb. 1970 8. Okt. 1972
03 Kapitän zur See Egon Meyer 9. Okt. 1972 30. Sep. 1974
04 Kapitän zur See Gerhard Bing 1. Okt. 1974 31. März 1977
05 Kapitän zur See Klaus Dingeldein 1. Apr. 1977 31. März 1980
06 Fregattenkapitän Wilhelm Reiss 1. Apr. 1980 8. Jan. 1981
07 Korvettenkapitän Wulf Diercks a 9. Jan. 1981 30. Juni 1981
08 Kapitän zur See Hans-Rudolf Boehmer 1. Juli 1981 30. Sep. 1983
09 Kapitän zur See Joachim Kleemann 1. Okt. 1983 17. Dez. 1985
10 Fregattenkapitän Gerd Straßburger 18. Dez. 1985 27. Juni 1988
11 Fregattenkapitän Jörg Owen 28. Juni 1988 28. März 1990
12 Fregattenkapitän Wolfgang Hügelmann 29. März 1990 17. Sep. 1992
13 Fregattenkapitän Axel Schimpf 18. Sep. 1992 18. Dez. 1994
14 Fregattenkapitän Reinhard Wollowski 18. Dez. 1994 18. Dez. 1996
15 Fregattenkapitän Fritz W. Lamsbach 18. Dez. 1996 1. Juli 1998
16 Fregattenkapitän Günther Fritz 1. Juli 1998 20. Apr. 2001
17 Fregattenkapitän Michael Wolfgang Meding 20. Apr. 2001 18. Dez. 2003

amit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Harnack: Die Zerstörerflottille der Deutschen Marine von 1958 bis heute. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2001, ISBN 3-7822-0816-1
  • Gerhard Koop/Siegfried Breyer: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine 1956 bis heute. Bernard & Graefe Verlag, München 1996, ISBN 3-7637-5950-6.
Commons: Lütjens (D 185) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „We stand by you“ (Lütjens, 2001) (Memento vom 24. Juni 2009 im Internet Archive)
  2. Henning Prüter: Die letzte Dockung. d-185.com, abgerufen am 2. Januar 2014.
  3. Cornelia Uebel und Yüksel Ugurlu: Deutschlands Resterampe – Wenn der Staat ausmistet. (Memento vom 29. April 2013 im Internet Archive) Das Erste, 27. April 2013.
  4. Letzter Kurs: Abwrackwerft. In: Wilhelmshavener Zeitung vom 20. Juni 2012, S. 3
  5. Şimşekler Group: About us. Abgerufen am 19. Dezember 2020 (englisch).