Léon Mignon

Léon Mignon (geb. am 9. April 1847 in Lüttich; gest. am 30. September 1898 in Schaerbeek) war ein belgischer Bildhauer.[1]
Leben


Bereits im Alter von zehn Jahren begann er erste Erfahrungen bei dem Bildhauer Leopold Nappuis zu sammeln. Später studierte er an der Académie royale des beaux-arts de Liège (deutsch Königliche Kunstakademie von Lüttich), wo er Schüler des Bildhauers Prosper Drion (1822–1906) war.[1] Er schloss sein Studium 1871 ab und stellte seine ersten Werke im „Salon de Gand“ (deutsch Salon von Gent) aus. Dank eines Stipendiums der Lambert Darchis-Stiftung konnte er von 1872 bis 1876 nach Italien reisen. In Rom fand er die Inspiration, die ihn zu einem Tierbildhauer machte. 1876 ging er nach Paris, wo er sich zusammen mit dem Bildhauer Paul De Vigne (1843–1901) ein Atelier teilte. Acht Jahre später kehrte er zurück nach Belgien, um sich endgültig in Schaerbeek niederzulassen.[1]
Beim Salon de Paris gewann Léon Mignon die Goldmedaille für seine Skulptur „Le dompteur de taureau“ (Li Tore) (deutsch Der Stierbändiger). Die Aufstellung des Werks auf den „Terrasses d'Avroy“ in Lüttich löste eine Kontroverse aus, da die männliche Nacktheit des Dompteurs und des Stiers von den katholischen Bürgern der Stadt als unanständig empfunden wurde. Joseph Demarteau, der Chefredakteur der La Gazette de Liège war, führte daraufhin einen Kreuzzug gegen das Werk von Léon Mignon.
Später wurde Li Tore zum „Maskottchen“ der Lütticher Studenten, die ihn in den Kellern der Königlichen Kunstakademie von Lüttich versteckten, um ihn während des Zweiten Weltkriegs vor den Invasoren zu schützen. So wurde er zum Mittelpunkt einer der wichtigsten Veranstaltungen der Lütticher Studentenfolklore, der Saint-Torè.

Mehrere Lütticher Unternehmen übernahmen das Stier-Logo, darunter auch die Biermarke Jupiler, die heute zur Anheuser-Busch-Gruppe gehört. Als Symbol der Kraft wurde der Stier zum Wahrzeichen Lüttichs und steht heute für den Slogan französisch Liège, forcer l’avenir! ‚Lüttich, die Zukunft gestalten!‘.
Eines von Mignons Tierwerken ist im Botanischen Garten von Brüssel zu sehen: „L’Olivier“ (oder La Paix), das einen Bauern und seinen Stier darstellt. Ein weiteres Werk von ihm befindet sich in den Königlichen Museen der Schönen Künste Belgiens in Brüssel; es handelt sich um das Werk mit dem Titel „Combat de taureaux dans la campagne romaine“ (deutsch Stierkampf in der römischen Landschaft).
Werke (Auswahl)
- 1871: Büste von Ferdinand Piercot (1797–1877) im Museum für wallonische Kunst in Lüttich (französisch Musée des Beaux-Arts de Liège).
- 1881: Le Dompteur de taureau (Li Tore) auf den „Terrasses d’Avroy“ an der Avenue Rogier in Lüttich.[2]
- 1885–1886: Ruhezeit für Rinder „Bœuf au repos“ im Restaurant „Les Terrasses d’Avroy“ an der Avenue Rogier in Lüttich.
- 1892: Allegorie der Philosophie an der Fassade des Hauptgebäudes der Universität Lüttich am Place du 20-Août, in Lüttich.
- 1894–1898: L’Olivier oder La Paix im Botanischen Garten von Brüssel.
- 1896: Büste von Alfred Verwée in Knokke-Heist.
- Büste von Professor Philippe-Charles Schmerling in Awirs.[3]
- Combat de taureaux dans la campagne romaine, Stierkampf in der römischen Landschaft in den Königlichen Museen der Schönen Künste in Brüssel.
Ehrungen
Im Jahr 1899 benannte Schaerbeek eine seiner Hauptverkehrsadern nach Léon Mignon. Auch in Lüttich gibt es eine „Rue Léon Mignon“ sowie eine Schule mit dem Namen „École d’armurerie Léon Mignon“ für Waffen-, Goldschmiede und Graveure, die seinen Namen trägt. Die Meister dieser Schule genießen noch heute weltweites Ansehen.
Auszeichnungen
Ritter des Leopoldsordens 4. Mai 1881[4]
Offizier des Leopoldsordens 16. Januar 1892
Literatur
- Gustave Francotte: Léon Mignon. In: Exposition retrospective de l’oeuvre de Leon Mignon. Lüttich 1905, S. 5–12 (französisch, Textarchiv – Internet Archive – Biografie und Werkverzeichnis).
- Marguerite Devigne: Mignon, Léon. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 24: Mandere–Möhl. E. A. Seemann, Leipzig 1930, S. 548 (biblos.pk.edu.pl).
- Jean Puraye: La Fondation Lambert Darchis à Rome. Fondation Lambert Darchis, Lüttich / Rom 1993, OCLC 1029595978, S. 237.
Weblinks
- Léon Mignon, Belgian, 1847–1898. In: mutualart.com. 2025, abgerufen am 16. September 2025 (englisch).
- Léon Mignon, belgisch (1847–1898). In: artnet.de. Abgerufen am 16. September 2025.
- Petit Patrimoine Wallon / Monument Léon Mignon. In: liege.be/fr. 2025, abgerufen am 16. September 2025 (belarussisch).
Einzelnachweise
- ↑ a b c Willy Lemoine: Léon Mignon (1847–1898). In: Biographie Nationale. Établissements Èmile Bruylant, Brüssel 1965, Sp. 491–493, hier S. 492 (französisch, academieroyale.be [PDF; abgerufen am 16. September 2025]).
- ↑ Ricardo Gutierrez: Des Parcours Liegeois D’art Public de la Theorie a la Pratique – visites Guidees Dans la Ville. In: Le Soir. 25. Mai 1996, abgerufen am 17. September 2025 (französisch).
- ↑ Monument Philippe-Charles Schmerling. In: connaitrelawallonie.wallonie.be. Abgerufen am 16. September 2025 (französisch).
- ↑ Moniteur belge – journal officiel, 18. Mai 1881 in der Google-Buchsuche S. 1092.