Länderjumbo

Als Länderjumbos bezeichnet man die gemeinsamen öffentlichen Landesanleihen der Bundesländer in Deutschland, welche durch ein gebündeltes Anleihevolumen Größenordnungen im Milliarden-Bereich erreichen und damit eine verbesserte Handelbarkeit erzielen. Die erste Gemeinschaftsanleihe dieser Art wurde von sieben Bundesländern im August 1996 herausgegeben und umfasste ein Volumen von vier Milliarden DM.[1][2]

Länderjumbos sind als Sammelanleihen eine Form von Anleihen. Die mit der Emission üblicherweise beauftragten Konsortialbanken übernehmen meist als Marktpfleger (Market Maker) die Betreuung des nachfolgenden Börsenhandels. Die Marktpflege besteht, wenn sich ein Kredit- oder Finanzdienstleistungsinstitut gegenüber dem Emittenten verpflichtet, vorab definierte Geld-Brief-Spannen während festgelegter Handelszeiten für alle Marktteilnehmer verbindlich zu quotieren, zu denen es bereit ist, Wertpapiere zu kaufen und zu verkaufen.[3][4] Aufgrund ihres höheren Emissionsvolumens (im Vergleich zu Einzelemissionen der Länder) und da sich bei Jumbo-Anleihen in der Regel mehrere Banken als Designated Sponsor verpflichten, die Marktpflege zu übernehmen, sind diese Anleihen besonders liquide und somit im Vergleich zu kleinvolumigeren Einzelemissionen in der Regel zu marktgerechteren Kursen an der Börse zu handeln.

Emittent

Bei den gemeinsamen Anleihen bilden folgende 7 von 16 Bundesländern den Emittenten:[5]

Haftungsfrage

Die beteiligten Bundesländer teilen sich zwar die Verpflichtungen aus dem Schuldendienst (Zins- und Tilgungsleistungen), jedoch nur entsprechend ihrer jeweiligen Quote am Gesamtvolumen der Emission. Dies bedeutet, dass kein Bundesland für ein anderes Bundesland haftet, sollte dieses seinen Verpflichtung nicht nachkommen. Eine sogenannte gesamtschuldnerische Haftung ist nach Art. 109 Abs. 3 Grundgesetz für alle Gemeinschaftsanleihen (inklusive der aktuell kontrovers diskutierten Euro-Bonds) ausgeschlossen und wurde deshalb auch nie in Erwägung gezogen.

Bonitätseinstufung

Die Ratingagentur Fitch bewertet seit dem 11. emittierten Länderjumbo (aktuell 42. Emission, Stand 27. Juni 2013) die Anleihen. Jede Einzelemission bekam seitdem die Spitzennote „AAA“, wonach Investoren lediglich ein sehr geringes Ausfallrisiko auf Tilgung und/oder Zins tragen.[5]

Aktuell laufende Anleihen

August 2025 gab es 15 laufende Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 15.250 Mio. EUR.[5]

Alternativen

Durch die am 26. Juni 2013 erfolgreich durchgeführte Erst-Emission der Bund-Länder-Anleihe (auch Deutschland-Anleihe oder Deutschlandbond genannt), sind weitere Emissionen dieser Art denkbar. Diese würden in Bezug auf die Schaffung höherer kapitalmarktfähiger Anleihevolumina sowie der Ausnutzung von Synergieeffekten in Konkurrenz zu den Länderjumbos treten. Bei der Bund-Länder-Anleihe handelt es sich um eine Staatsanleihe, mit der der Bund sowie zehn Bundesländer gemeinsam einen Kredit am Kapitalmarkt aufnehmen. Die aufgenommenen Mittel kommen den beteiligten Emittenten gemäß vorab vereinbarter Quoten zugute. Dementsprechend haftet jeder Emittent – ähnlich dem Prinzip bei den Länderjumbos – auch nur teilschuldnerisch für Rückzahlung und Zinsen seines eigenen Anteils.

Einzelnachweise

  1. Deutsche Sparkassenzeitung vom 13. August 1996, Länder-Jumbo über vier Milliarden DM.
  2. Frankfurter Allgemeine Nr. 176 vom 31. Juli 1996, Länder-Jumbo mit einem Kupon von 6 Prozent, S. 17.
  3. Handelsmodell FWB (Memento des Originals vom 23. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/xetra.com Frankfurter Wertpapierbörse, zuletzt abgerufen: 3. Juli 2013
  4. Handelsregeln der Börse Stuttgart Börse Stuttgart, zuletzt abgerufen: 20. August 2014
  5. a b c Länderjumbos. Ministerium der Finanzen Rheinland-Pfalz, abgerufen am 31. August 2025.