Kwitt
Kwitt war ein mobiles Bezahlverfahren, bei dem mit einer SEPA-Überweisung (zum Teil durch Instant Payment) Geld zwischen Konten transferiert werden konnte. Das Verfahren wurde von den Sparkassen, Genossenschaftsbanken und teilnehmenden Privatbanken angeboten. Ab 2021 wurde das Bezahlverfahren unter der Marke giropay zusammengeführt und als „giropay Geld senden“ bezeichnet.[1]
Die Online-Bezahldienste Kwitt und Giropay wurden zum Jahresende 2024 durch den neuen Dienst Wero ersetzt.
Funktionsweise
In der ursprünglichen Variante war Kwitt ein ausschließlich smartphonebasiertes Bezahlverfahren von Person zu Person. Dabei konnten sich zwei registrierte Nutzer auf Basis einer Überweisung Beträge zusenden bzw. anfordern. Innerhalb der App konnten die im Kontaktverzeichnis hinterlegten Einträge mit den bei Kwitt registrierten Nutzern synchronisiert werden, was eine Vereinfachung des Überweisungsprozesses ermöglichte. Zudem konnte Geld von persönlich erstellten Gruppen in variabler Höhe angefordert werden. Mit Integration in giropay wurden auch Online-Zahlungen ermöglicht.
Kwitt wurde zwar gemeinsam beworben, aber Teilnehmer der Sparkassen waren gegenüber anderen teilnehmenden Banken im Vorteil: Sie konnten als registrierte Teilnehmer an jedes deutsche Girokonto Geld schicken. Der Empfänger musste hierfür nicht bei Kwitt angemeldet sein. Registrierte Teilnehmer einer VR-Bank dagegen konnten nur Geld an ebenfalls angemeldete Kunden teilnehmender Banken oder Sparkassen senden, was den Teilnehmerkreis einschränkte. Bei Geldforderungen war grundsätzlich eine Registrierung beider Teilnehmer Voraussetzung.
Kwitt war eine Zusatzfunktion des Girokontos und die Zahlungen wurden direkt über dieses abgewickelt. Getätigte Zahlungen wurden in der App, im Onlinebanking und auf dem klassischen Kontoauszug ausgewiesen. Das System wurde ausschließlich in Deutschland angeboten, daher galt für das Verfahren der deutsche Datenschutz und das deutsche Bankgeheimnis.
Geschichte
Kwitt geht auf eine Studie unter dem Arbeitstitel „WhatsCash“[2] der Fiducia & GAD IT aus dem Jahre 2014/15 zurück. Am 28. November 2016 schalteten die Sparkassen[3] mit dem Namen „Kwitt“ und die Volks- und Raiffeisenbanken[4] unter dem Namen „Geld senden & anfordern“ die Funktionalität in ihren Banking-Apps frei. Seit Juni 2018 bieten die Volksbanken und Raiffeisenbanken das Bezahlverfahren unter dem gemeinsamen Markennamen „Kwitt“ an.[5][6] Seit dem 10. Juli 2018 sind mit Kwitt Überweisungen innerhalb des SEPA-Raums zum Teil in Echtzeit möglich.[7]
Verbreitung
Im August 2018 verzeichnete Kwitt über eine Million registrierte Nutzer.[8]
Die schnelle Verbreitung der Funktion, Geld via Smartphone auf Basis einer Überweisung zu senden bzw. anzufordern (z. B. im Vergleich zu Paydirekt), beruht auf einer Marketing-Strategie, die auf die Zielgruppe jugendlicher Bankkunden ausgerichtet ist: Ein Bot(e) treibt das Geld ein – die Sparkasse geht neue Wege im Marketing für Kwitt. Sie wirbt mit einem martialischen Geldeintreiber[9] für die Bezahl-App. Die Kampagne baut auf einem Facebook-Bot auf, der dabei hilft, individuelle „Drohvideos“ zu erstellen.
In einem Werbefilm[10] wird ein junger Mann von dem rabiaten Eintreiber verfolgt – und daran „erinnert“, an seinen „Kumpel Patrick“ ganze 2,60 Euro zu zahlen. Doch der Muskelmann will das Geld nicht in bar, sondern erinnert den Schuldner daran, dafür die Funktion „Kwitt“ zu nutzen. Am 15. Mai meldete sich der Geldeintreiber mit seinem Account „@derbote_official“[11] auf Instagram an und bedient sich der gängigen Influencer-Klischees.
Am 13. Februar 2019 zeichnet das Deutsche Institut für Servicequalität „Kwitt“ als besten Smart-Payment Anbieter aus: „Testsieger ist Kwitt mit dem Qualitätsurteil „sehr gut“. Der Anbieter positioniert sich sowohl im Gesamtergebnis als auch in der Kategorie „Zahlung unter Freunden“ auf Platz eins.“[12] Am 10. Mai 2021 begann die Verschmelzung von Paydirekt, Giropay und Kwitt unter der Marke Giropay.
Teilnehmende Banken
Im Mai 2023 boten folgende Banken Kwitt als smartphonebasiertes Bezahlverfahren in ihren Apps an:
- Sparkassen
- Volks- und Raiffeisenbanken
- Commerzbank AG
- ING-DiBa AG
- Sparda-Bank Berlin eG
- BBBank eG
- PSD-Bankengruppe
- BW-Bank
- FLESSABANK – Bankhaus Max Flessa KG
- MLP Banking AG
- Evangelische Bank eG
- Bank im Bistum Essen eG
- Wüstenrot Bank AG
- Bank Schilling & Co AG
- Fürstlich Castell’sche Bank
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Pressemitteilung der Deutschen Kreditwirtschaft (DK), 12. März 2021 - abgerufen am 2. November 2021
- ↑ Geschäftsbericht der Fiducia (S. 17), abgerufen am 4. Oktober 2018
- ↑ Kwitt: Sparkasse startet Geldtransfer von Handy zu Handy, Oiger 26. November 2016 - abgerufen am 6. September 2018
- ↑ Handy zu Handy: Geldtransfer einfach per App - VR-BankingApp bietet Kunden von Volksbanken und Raiffeisenbanken ab sofort noch mehr mobilen Komfort, Pressemeldung der Fiducia und GAD IT AG 28.11.2016 - abgerufen am 6. September 2018
- ↑ Mit dem Smartphone Geld senden: Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen bieten Zahllösung ab Juni 2018 unter gemeinsamen Markennamen Kwitt an, Pressemitteilung des Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) vom 22.05.2018 - abgerufen am 6. September 2018
- ↑ Volksbanken machen mit beim Handy-zu-Handy-Zahlsystem der Sparkassen - Volksbanken und Sparkassen haben keine Angst mehr vor dem Kartellamt – und bieten das Überweisen per Smartphone unter einer gemeinsamen Marke an. Handelsblatt vom 22. Mai 2018, abgerufen am 6. September 2018
- ↑ Überweisung in Echtzeit, Sparkasse.de 06.2018 - abgerufen am 6. September 2018
- ↑ Apple Pay in Schach halten: Mobiles Bezahlen mit Kwitt hat jetzt eine Million Nutzer, itopnews.de 16.08.2018 - abgerufen am 6. September 2018
- ↑ Ein Bot(e) treibt das Geld ein, handelsblatt.com 7.2.2017 - abgerufen am 21. September 2018
- ↑ Werbefilm: Ruckzuck ist einfach: Kwitt, youtube.com 7.2.2017 - abgerufen am 21. September 2018
- ↑ Instagram Account @derbote_official, instagram.com vom 7. Februar 2017, abgerufen am 21. September 2018
- ↑ Smart-Payment Studie des deutschen Institut für Servicequalität, disq.de abgerufen am 17. Februar 2019