Kurt Kummer
Kurt Kummer (* 6. September 1894 in Brehna; † 29. April 1966 in Marburg) war ein deutscher Ministerialbeamter für das Siedlungswesen und Verbandsfunktionär der Holzwirtschaft.
Leben
Kurt Kummer war Sohn eines Kaufmanns und besuchte zunächst eine Privatschule und dann bis zur Obersekunda das Gymnasium in Luckau. Anschließend absolvierte er eine Ausbildung in einer landwirtschaftlichen Bank. Im August 1914 zog er als Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg. Für seinen Frontdienst wurde er mit dem Eisernen Kreuz erster und zweiter Klasse ausgezeichnet und stieg bis zum Batteriechef auf. Nach seiner Entlassung aus der Armee im Dezember 1918 schloss er sich dem Freikorps Maercker an und kämpfte gegen die kommunistischen und demokratischen Revolutionsbestrebungen in Deutschland. Von 1919 bis 1921 war Kummer Lehrling auf zwei Landgütern; danach studierte er Agrarwissenschaften an der Technischen Hochschule München und der Universität Halle und Berlin. 1921 wurde er Mitglied des Corps Makaria München.[1] 1923/1924 arbeitete er bei einer Siedlungsgesellschaft der Landbank AG; ab 1925 war er in Berlin für die Kartoffelbaugesellschaft tätig. 1927 holte er sein Abitur nach und begann ein Studium der Volkswirtschaftslehre an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Im Jahr 1929 wurde er promoviert.
1931 schloss er sich der SA an, zum 1. März 1932 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 952.285). 1933 verließ er die SA und wurde Mitglied der Schutzstaffel (SS-Mitglieds-Nr. 99.437); 1937 wurde er zum SS-Sturmbannführer befördert, später zum SS-Obersturmbannführer. Ab August 1937 war er Mitglied des Vereins Lebensborn.[2]
Bereits im Sommer 1932 wurde er Mitarbeiter im agrarpolitischen Apparat der NSDAP-Gauleitung Berlin, aus dem später das Reichsamt für Agrarpolitik wurde, und war in den folgenden Jahren in unterschiedlichen, mehrfach wechselnden und sich häufig auch überschneidenden Positionen für die „Neubildung deutschen Bauerntums“ zuständig (siehe Innere Kolonisation).[3] So wurde er im Folgejahr 1933 geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolonisation. Von Mai 1933 bis Ende 1935 stand er der Abteilung Siedlung im NSDAP-Amt für Agrarpolitik vor. Ende August 1933 wurde er in das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft berufen, wo er im April 1936 zum Ministerialdirektor ernannt wurde. Von Dezember 1935 bis Ende 1937 war er „Kommissar für die Osthilfe“ im Auftrag des Rasse- und Siedlungshauptamts der SS in Stettin. Im Januar 1938 wurde Kummer die Leitung der Zentralabteilung für Personalangelegenheiten im Reichsernährungsministerium übertragen; für das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS blieb er als ehrenamtlicher Mitarbeiter im Siedlungsamt tätig. Nebenamtlich leitete er auch das NSDAP-Gauamt für Agrarpolitik für Berlin. Daneben war er ständiger Vertreter des Reichsbundes der deutschen Diplomlandwirte.
1941 wurde er zum Heeresdienst eingezogen.[4] 1942/1943 wurde er aus der SS entlassen.
Als Ministerialdirektor z. Wv. und Holzfachmann engagierte er sich nach dem Zweiten Weltkrieg im Verband der Faserplattenindustrie und in der europäischen FEROPA. 1965, mit 71 Jahren, wurde er Corpsschleifenträger der Guestphalia Marburg.[1] Kummer war verheiratet und hatte fünf Kinder.[5]
Schriften
- Anbau von Arzneipflanzen. Leipzig: Verlag für Kunst und Wissenschaft A. O. Paul 1927.
- Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Siedlung in der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen, 1929.
- Anbau von Arzneipflanzen. Anweisungen für Landwirte und Gärtner zum erfolgreichen Anbau der Drogenpflanzen, Hannover 1930.
- Das ländliche Bauwesen in Dienst der Landfluchtbekämpfung und der Neubildung deutschen Bauerntums. In: Nationalsozialistische Monatshefte. Zentrale politische u. kulturelle Zeitschr. d. NSDAP. Bd. 10, (1939), S. 707–715.
- Die Holzfaserplattenindustrie Westdeutschlands mit internationalen Übersichten. Verband der Deutschen Faserplattenindustrie und Verwandter Betriebe, Frankfurt a. M. (ca. 1955).
- Holz, Heim, Hygiene. Dt. Ges. für Holzforschung, Stuttgart 1958.
- Werden und Wirken des Verbandes der Deutschen Faserplattenindustrie. Verband der Deutschen Faserplattenindustrie und Verwandter Betriebe, Frankfurt a. M. 1960.
Weblinks
- Literatur von und über Kurt Kummer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Literatur
- Andreas Dornheim: Beamte, Adjutanten, Funktionäre. Personenlexikon zum Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft und Reichsnährstand. W. Kohlhammer, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-17-040086-3, S. 237–238.
- Das Deutsche Führerlexikon, S. 265 (Digitalisat).
Einzelnachweise
- ↑ a b Kösener Corpslisten 1996, 88/593; 54/638.
- ↑ Andreas Dornheim: Beamte, Adjutanten, Funktionäre. Personenlexikon zum Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft und Reichsnährstand. W. Kohlhammer, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-17-040086-3, S. 237. Zur NSDAP-Mitgliedschaft auch Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/24130702. zur SS-Mitgliedsnummer BArch Berlin, NS 26 – Hauptarchiv der NSDAP Nr. 942 (Handakte von Kummer), Lebenslauf, SS-Mitglieds-Nr. 99.437.
- ↑ Dazu siehe etwa Jan G. Smit: Neubildung deutschen Bauerntums. Innere Kolonisation im Dritten Reich. Fallstudien in Schleswig-Holstein (= Urbs et regio. Band 30). Gesamthochschulbibliothek, Kassel 1983, S. 107; Ulrich Schlie: Das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft in der Zeit des Nationalsozialismus. In: Horst Möller (Hrsg.): Agrarpolitik im 20. Jahrhundert. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und seine Vorgänger. De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2020, ISBN 978-3-11-065116-4, S. 103–261, hier S. 180–181.
- ↑ BArch Berlin, NS 26 – Hauptarchiv der NSDAP Nr. 942 (Handakte von Kummer), Lebenslauf, SS-Mitglieds-Nr. 99.437.
- ↑ Andreas Dornheim: Beamte, Adjutanten, Funktionäre. Personenlexikon zum Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft und Reichsnährstand. W. Kohlhammer, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-17-040086-3, S. 237.