Kunsthalle Wien

Frontansicht der Kunsthalle im Museumsquartier (2016)

Die Kunsthalle Wien ist das Ausstellungshaus der Stadt Wien für internationale zeitgenössische Kunst und Diskurs mit den Standorten MuseumsQuartier und Karlsplatz. Sie stellt unterschiedliche Formen internationaler Gegenwartskunst aus und entwickelt dafür neue Formate des Ausstellens und Kommunizierens. Die Kunsthalle Wien verfügt über keine eigene Sammlung, sondern widmet sich stattdessen mit ihren wechselnden Einzel- und Themenausstellungen der Präsentation von Kunst und der Reflexion von Kunst und Kultur.

Geschichte und Architektur

Das ehemalige Gebäude der Kunsthalle Wien am Karlsplatz im August 1993, mit Werbefläche der Ausstellung „Der zerbrochene Spiegel“ (1993)

Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1992 präsentiert die Kunsthalle Wien als städtische Institution nationale wie internationale zeitgenössische Kunst. Sie ist damit gleichermaßen Ort für das Etablierte wie Verhandlungsstätte gegenwärtiger gesellschaftlicher Themen und zukünftiger Entwicklungen.

Ursprünglich als temporärer Bau in Containerform von Adolf Krischanitz für den Karlsplatz entworfen, wurde sie ebenda im Frühjahr 1992 eröffnet und stand schon vor der Eröffnung im Zentrum heftiger öffentlicher Diskussionen. Der „Riesenstreit“ (Kurier, 21. März 1992) um den fensterlosen, zunächst einfach blau-gelben Container, der in zentraler Lage das Stadtbild prägte, wurde als „Kulturkampf“ mit „populistischen Verbalattacken“ gewertet (Kurier, 25. März 1992), so behauptete etwa die Kronen Zeitung, die neue Kunsthalle bringe „die Volksseele zum Kochen“. Es gab standespolitische Solidarisierungsinitiativen mit dem Architekten, allerdings auch Kritik von Fachkollegen wie Roland Rainer. „Kabarettreife Wortduelle“ prägten eine diesbezügliche Sitzung des Wiener Gemeinderates (Kurier, 28. März 1992).

Im Mai 2001 übersiedelte die Kunsthalle Wien in das neue Haupthaus im Museumsquartier, einen Neubau im ehemaligen „Ovalen Hof“ unter Einbeziehung der ehemaligen Winterreithalle der Hofstallungen, gelegen zwischen Leopold Museum und mumok. Die historische Bausubstanz wurde durch einen Ziegelbau, der zwei Ausstellungshallen beherbergt, ergänzt bzw. mit ihr verbunden. Die beiden Hallen des Standorts Museumsquartier besitzen gemeinsam eine Fläche von 1.647 m².

Der provisorische Container am Karlsplatz mit mittlerweile funktionslosem Fußgängerdurchgang wurde im Zuge der Übersiedelung demontiert. An seine Stelle trat ein verglaster Ausstellungsraum, der bis 2012 der Kunsthalle Wien als project space diente und seit 2013 gleichwertiger Ausstellungs- und Veranstaltungsraum ist.

Die Tageszeitung Der Standard beschreibt den Kubus wie folgt:

„Eine preiswerte Architektur als Medium, ein Reagenzglas für künstlerische Interventionen, eine Ideen-Beschleunigungsmaschine für eine Szene, die sich in Marmorsälen und Stuckaturhallen nie richtig wohlfühlen wird.“[1]

Ausstellungen (Auswahl)

Die Kunsthalle Wien veranstaltet jährlich mehrere thematische Gruppenausstellungen und Einzelschauen, Festivals, Konferenzen und stellt Kunst im öffentlichen Raum aus.

  • 1992: Haus-Rucker-Co: Objekte, Konzepte, Bauten 1967–1992[2]
  • 1994: "Rebecca Horn"[3]
  • 1998: Nan Goldin – I’ll Be Your Mirror[4]
  • 1999: Andy Warhol. A Factory[5]
  • 2000: Lebt und arbeitet in Wien[6]
  • 2002: Yayoi Kusama[7]
  • 2002: Preis der Kunsthalle Wien 2002[8]
  • 2003: Marcel Broodthaers[9]
  • 2004: Eva Hesse: Transformationen – Die Zeit in Deutschland 1964/65[10]
  • 2005: Lebt und arbeitet in Wien II[11]
  • 2005/2006: Louise Bourgeois: Aller Retour[12]
  • 2009: Thomas Ruff[13]
  • 2010: Keith Haring: 1978 – 1982. Die frühen experimentellen Jahre[14]
  • 2010/2011: Power Up: Female Pop Art[15]
  • 2012: Preis der Kunsthalle Wien 2012[16]
  • 2013: WWTBD – What Would Thomas Bernhard Do (Festival)[17]
  • 2014: I’m Isa Genzken: The Only Female Fool[18]
  • 2016: L'Exposition Imaginaire[19]
  • 2016: Beton[20]
  • 2017: How To Live Together[21]
  • 2019/2020: Time Is Thirsty[22]
  • 2020: ... von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden[23]
  • 2020/2021: Želimir Žilnik. Shadow Citizens[24]
  • 2021/2022: Ines Doujak. Geistervölker[25]
  • 2022/2023: Sanja Iveković. Works of Heart (1974–2022)[26]
  • 2023: Laure Prouvost´: Ohmmm age Oma je ohomma mama[27]
  • 2023/24: Darker, Lighter, Puffy, Flat[28]
  • 2024/2025: Aleksandra Domanović[29]
  • 2025: Radical Software: Women, Art and Computing 1960 – 1991[30]

Sonstiges

  • Seit 1992 haben über eine Million Menschen die Ausstellungen der Kunsthalle Wien besucht.
  • 2002 hat das italienische Kunstmagazin ARTE die Kunsthalle Wien zu einem der sechs besten Ausstellungshäuser Europas gekürt.
  • Im März 2005 war die Innenhoffassade der Kunsthalle mit der Fahneninstallation Kanak Attack. Die dritte Türkenbelagerung des Künstlers Feridun Zaimoğlu verhängt.

Direktion

Im Mai 2018 gab Nicolaus Schafhausen die vorzeitige Beendigung seines Vertrages mit 31. März 2019 bekannt. Sein Vertrag wäre bis 2022 gelaufen.[32]

Commons: Kunsthalle Wien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Standard, vom 26. Jänner 2002
  2. Dieter Bogner: Haus-Rucker-Co : Denkräume – Stadträume, 1967–1992. Ritter, Klagenfurt 1992, ISBN 978-3-85415-107-4.
  3. Rebecca Horn. Eine Ausstellung im Rahmen der Wiener Festwochen. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 8. September 2025.
  4. Nan Goldin – I'll Be Your mirror. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 8. September 2025.
  5. Andy Warhol: A Factory. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 8. September 2025.
  6. Lebt und arbeitet in Wien. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 8. September 2025.
  7. Yayoi Kusama. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 8. September 2025.
  8. Preis der Kunsthalle Wien 2002. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 8. September 2025.
  9. Marcel Broodthaers. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 8. September 2025.
  10. Eva Hesse:Transformationen – Die Zeit in Deutschland 1964/65. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 8. September 2025.
  11. Lebt und arbeitet in Wien II. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 8. September 2025.
  12. Ursula Maria Probst: Louise Bourgeois: Aller-Retour: Kunst als Überlebensstrategie. In: Kunstforum. Abgerufen am 8. September 2025.
  13. Thomas Ruff. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 8. September 2025.
  14. Keith Haring 1978 – 1982. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 8. September 2025.
  15. Power up: Female Pop Art. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 9. September 2025.
  16. Preis der Kunsthalle Wien 2012. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 9. September 2025.
  17. WWTBD – What Would Thomas Bernhard Do. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 9. September 2025.
  18. I'm Isa Genzken: The Only Female Fool. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 9. September 2025.
  19. L’Exposition Imaginaire. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 9. September 2025.
  20. Beton. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 9. September 2025.
  21. How To Live Together. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 9. September 2025.
  22. Time Is Thirsty. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 9. September 2025.
  23. ... Von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 17. Januar 2023.
  24. Želimir Žilnik. Shadow Citizens. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 17. Januar 2023.
  25. Ines Doujak. Geistervölker. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 17. Januar 2023.
  26. Sanja Iveković. Works of Heart (1974–2022). In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 17. Januar 2023.
  27. Festwochen Commission: Laure Prouvost: Ohmmm Age Oma Je Ohomma Mama. Eine gemeinsame Ausstellung von Wiener Festwoche und Kunsthalle Wien. In: festwochen.at. Abgerufen am 16. Mai 2023.
  28. Darker, Lighter, Puffy, Flat. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 9. September 2025.
  29. Aleksandra Domanović. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 9. September 2025.
  30. Radical Software: Women, Art and Computing 1960 – 1991. In: Kunsthalle Wien. Abgerufen am 9. September 2025.
  31. Nicolaus Schafhausen wird Kunsthallen-Chef Der Standard, 13. Juni 2012
  32. orf.at: Schafhausen verlässt Kunsthalle. Artikel vom 23. Mai 2018, abgerufen am 23. Mai 2018.
  33. orf.at: Drei Frauen leiten Kunsthalle Wien. Artikel vom 6. März 2019, abgerufen am 6. März 2019.
  34. Katharine Rustler: Michelle Cotton übernimmt 2024 Leitung der Kunsthalle Wien. In: derstandard.de. 14. April 2023, abgerufen am 15. April 2023.

Koordinaten: 48° 12′ 12″ N, 16° 21′ 33″ O