Kuno Grohmann

Kuno Victor Josef Grohmann (* 6. Juli 1897 in Würbenthal; † 28. Mai 1940 in Wien) war ein schlesischer Textilindustrieller und Kunstmäzen.

Leben

Kuno Grohmann war ein Sohn von Emil Grohmann (1856–1905) und Marie, geb. Bosch.

Als Gymnasiast in Teschen meldete er sich 1915 freiwillig zum Kriegsdienst, avancierte bis 1917 zum Leutnant und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.

Seit 1919 übernahm er Verantwortung in der Leinenzwirnfabrik Grohmann & Co. in Würbenthal, die seiner Mutter Marie gehörte. Dabei ließ er das Unternehmen elektrifizieren, baute die Wasserkraftwerke mit modernen Turbinen aus und ermöglichte so auch die Beleuchtung der umliegenden Ortschaften. Etwa zeitgleich erwarb er in Jena das Doktorat der Staatswissenschaften. Als Gesellschafter suchte er zudem regelmäßig Kontakt mit den Arbeitern. Er aß mit ihnen in der Fabrikküche und nutzte auch gemeinsam mit ihnen das von ihm eingerichtete Fabrikbad. Grohmann galt einer der „modernst denkenden Textilindustriellen der Tschechoslowakei“.

Durch Verwandtschaft kam er in Wien mit dem Architekten Josef Hoffmann (1870–1956) zusammen, der Grohmanns Wohnhaus in Pochmühl 1920 umgestaltete. Über diese Verbindung gelangte Grohmann auch zu der in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Wiener Werkstätte. Am 1. Oktober 1927 übernahm er schließlich 51 Prozent der Geschäftsanteile der Wiener Werkstätte. Bis 1928 richtete er die Gesellschaft auf das Exportgeschäft aus und konnte damit zunächst auch eine gewisse Konsolidierung herbeiführen. Jedoch scheiterten mit der Weltwirtschaftskrise alle Versuche der Rettung oder Weitergabe an Investoren der Wiener Werkstätte. Über sein Engagement verlor Grohmann neben beträchtlichen Vermögenswerten gegen Ende 1930 auch seinen Anteil am Familienunternehmen an seinen Bruder Fritz. Im Oktober 1932 wurde die Liquidation der Wiener Werkstätte beim Handelsgericht Wien angezeigt.

Villa Hasenauerstraße 59

Grohmann zog sich nach dem Scheitern „zum Nachdenken“ zu den Jesuiten nach Lainz-Speising zurück. Er erwarb dann Ende 1937 bzw. Anfang 1939 für sich und seine Familie die von Josef Hoffmann für Richard Beer-Hofmann (1866–1945) errichtete Villa in Wien 18, Hasenauerstraße 59. Nach dem finalen Scheitern zur Errichtung einer Arbeiterwohnsiedlung bzw. Investitionen in Arbeiterbildung, zudem einem politischen Konflikt mit der Staatspolizei, erschoss sich Grohmann im Hotel Kranz mit einer Pistole.[1]

Kuno Grohmann war seit 1922 mit Lore von Jutrzenka (1900–1986) verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Töchter und zwei Söhne hervor.

Literatur

  • Franz Planer (Hrsg.): Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Wien 1929, S. 6.
  • Hermann von Rautenberg-Garczynski: Kuno Grohmann: Eine kurze Biographie. Krystallverlag, Wien 1928.

Einzelnachweise

  1. „Arisierung“ von Mobilien. In: Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Band 15. Oldenbourg, Wien 2004, S. 347–348.