Kraszewo (Lidzbark Warmiński)

Kraszewo
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Kraszewo (Polen)
Kraszewo (Polen)
Kraszewo
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Lidzbark Warmiński
Gmina: Lidzbark Warmiński
Geographische Lage: 54° 5′ N, 20° 32′ O
Einwohner: 537 (2021[1])
Postleitzahl: 11-100
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NLI
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 51: (Bagrationowsk–) Grenze RUS/PLBezledyBartoszyceLidzbark WarmińskiMiłogórzeDobre MiastoOlsztyn (S 51:)–Olsztynek
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig

Kraszewo (deutsch Reichenberg) ist ein Dorf in der Landgemeinde Lidzbark Warmiński (Heilsberg) im Powiat Lidzbarski (Heilsberger Kreis) in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.

Dorfpanorama Kraszewo

Geographische Lage

Reichenberg (Reichenbg.) östlich von Elbing und südwestlich von Heilsberg auf einer Landkarte von 1910

Das Dorf liegt in der historischen Region Ostpreußen, etwa fünf Kilometer südwestlich von Lidzbark Warmiński (Heilsberg) und 34 Kilometer nördlich von Olsztyn (Allenstein).

Geschichte

Ortsgeschichte

Dorfstraße mit Storchennest
Dorfplatz

Das Kirchdorf Reichenberg wurde um 1342 vom ermländischen Bischofsvogt Heinrich von Luter gegründet[2] und erhielt in seiner Handfeste von 1359 vier Pfarrhufen.[3] Bereits für 1345 wurde für die Kirche ein Pfarrer bezeugt. 1782 zählte das königliche Dorf 42 Haushaltungen.[4]

Am 21. Mai 1874 wurde Reichenberg Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk im ostpreußischen Kreis Heilsberg, Regierungsbezirk Königsberg.[5]

Reichenberg vergrößerte sich am 1. April 1939, als der Nachbarort Kolm (polnisch Chełm) eingemeindet wurde.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Einstellung der Kampfhandlungen wurde Reichenberg von der Sowjetunion zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen, eine Maßnahme, die auch im Sommer 1945 nach dem Potsdamer Abkommen beibehalten wurde. Reichenberg erhielt die polnische Ortsbezeichnung „Kraszewo“. Soweit die einheimischen Dorfbewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit aus Reichenberg vertrieben.

Heute bildet das Dorf ein Schulzenamt innerhalb der Gmina Lidzbark Warmiński (Landgemeinde Heilsberg) im Powiat Lidzbarski innerhalb der Woiwodschaft Ermland-Masuren (1975 bis 1998 Woiwodschaft Olsztyn).

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 königliches Dorf mit einer Kirche und 42 Feuerstellen[4]
1816 252 [6]
1852 441 [7]
1858 463 ausschließlich Katholiken[8]
1910 426 [9]
1933 495 [10]
1939 493 [10]
2021 537 [1]

Amtsbezirk Reichenberg (1874–1945)

Der Amtsbezirk Reichenberg bestand bei seiner Errichtung aus sechs Kommunen. Aufgrund struktureller Veränderungen waren es am Ende noch vier:[5]

Deutscher Name Polnischer Name Anmerkungen
Kolm Chełm 1939 nach Reichenberg eingemeindet
Liewenberg Miłogórze
Pomehren Pomorowo
Reichenberg Kraszewo
Sperlings Wróblik 1928 nach Launau, Amgtsbezirk Reimerswalde, umgegliedert
Süssenberg Jarandowo

Religion

St.-Elisabeth-Kirche in Kraszewo
Die Kirche aus einer anderen Perspektive

Eine erste Kirche aus dem 14. Jahrhundert brannte 1651 ab.[2] Der Wiederaufbau erfolgte als einfacher Feldsteinbau, der 1718 nach Osten hin erweitert und 1860 nach Westen hin vergrößert wurde. 1861 kam der neugotische Turm hinzu. An der Südseite ist eine Vorhalle angebaut, im Südosten eine Sakristei. Der Dachreiter mit Glocke stammt von 1718.

Den Chor im Inneren der St.-Elisabeth-Kirche malte 1718 Matthias Meyer aus Heilsberg aus.[2] Ein Teil der Bilder stammte aus der Zeit vor einer Italienreise, ein anderer Teil im Anschluss an die Reise. Am Hochaltar sind nur die Giebelfiguren des Glaubens und der Hoffnung alt. Die übrigen Altäre hat um 1800 wohl Christian Benjamin Schulz angefertigt.

Vor 1945 gehörten die mehrheitlich römisch-katholischen Einwohner von Reichenberg zum Pfarrei Reichenberg im damaligen Bistum Ermland, die heute dem Dekanat Lidzbark Warmiński im Erzbistum Ermland zugeordnet ist.

Der evangelische Bevölkerungsteil Reichenbergs war bis 1945 in die Evangelische Kirche Heilsberg im Superintendenturbezirk Braunsberg des Kirchenkreises Ermland in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union eingegliedert.[11] Die evangelischen Kirchenglieder gehören heute zur Diözese Masuren der evangelisch-lutherischen Kirche in Polen.

Sehenswürdigkeiten

Die Kapelle von 1718

Sehenswert sind:

  • die römisch-katholische St.-Elisabeth-Kirche und
  • die Kapelle von 1718 am Nordteil des Kirchhofs, sowie
  • zahlreiche Bildstöcke und Wegekreuze in Kraszewo und Umgebung.

Verkehr

Kraszewo liegt an der verkehrsreichen polnischen Landesstraße 51 (hier im Abschnitt der einstigen deutschen Reichsstraße 134), die die Woiwodschaftshauptstadt Olsztyn (Allenstein) mit der polnisch-russischen Staatsgrenze (EU-Außengrenze) verbindet. Ein Grenzübergang bei Bezledy (Beisleiden)/Bagrationowsk (Preußisch Eylau) besteht nicht.

Söhne und Töchter des Ortes

  • Georg Gregull (* 16. Januar 1932 in Reichenberg), deutscher Politiker, Landtagsabgeordneter (CDU)

Literatur

  • Reichenberg, Kreis Heilsberg, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Reichenberg (meyersgaz.org)
  • Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 4: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Ermland, Königsberg 1894, S. 211–212 (Google Books).
Commons: Kraszewo (powiat lidzbarski) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Polska w Liczbach: Wieś Kraszewo w liczbach
  2. a b c Informationszentrum Ostpreußen: Reichenberg Kraszewo – Reichenberg
  3. Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 4: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Ermland, Königsberg 1894, S. 211–212 (Google Books).
  4. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ost-Preußen. Marienwerder 1785, S. 157 (Google Books).
  5. a b Rolf Jehke: Amtsbezirk Reichenberg
  6. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 128, Ziffer 997.
  7. Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 503.
  8. Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 112, Ziffer 107.
  9. http://gemeindeverzeichnis.de/gem1900//gem1900.htm?ostpreussen/heilsberg.htm
  10. a b Michael Rademacher: Heilsberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 453