Kordian (Drama)

Kordian ist ein Drama in drei Akten des polnischen Dichters Juliusz Słowacki. Es wurde 1833/34 im Exil des Autors in Genf verfasst und 1834 anonym in Paris veröffentlicht. Es zählt zu den bedeutendsten Werken der polnischen Romantik.

Form und Inhalt

Das Drama ist gegliedert in einen Prolog und drei Akte, wobei die aristotelischen Einheiten von Ort und Zeit nicht eingehalten werden, und realistische Szenen mit surrealistischen durchsetzt sind.

Im ersten Akt geht es um eine Liebesaffäre Kordians, die unglücklich endet und zu einem – verfehlten – Suicid des Protagonisten führt. Im zweiten Akt unternimmt Kordian eine Reise durch Europa, die zu einer Reihe von Enttäuschungen führt, da niemand sich für die fatale Situation in seinem Heimatland zu interessieren scheint. Im dritten Akt, der auf dem Mont Blanc spielt, geht es um eine entscheidende Wende in Leben und Lebensplanung des Protagonisten. Er schließt sich einer Gruppe an, die ein Attentat auf Zar Nikolaus I. plant, scheitert jedoch an seiner moralischer Zerrissenheit und seinen Selbstzweifeln.

Bedeutung und Rezeption

Kordian gilt als Schlüsselwerk polnischer Literatur und markiert eine ästhetische Neuausrichtung Słowackis. Es wird als Kommentar zur Stimmung nach dem gescheiterten Novemberaufstand interpretiert.

Das Werk wird oft mit Adam MickiewiczDziady verglichen und gilt als eine der „drei großen Speerspitzen“ der polnischen Romantik neben Dziady und Zygmunt Krasińskis Ungöttlicher Komödie.

Internationale Anerkennung erhielt Kordian durch Übersetzungen ins Englische wie die von Gerard T. Kapolka (1986). Das Stück war 2024 Teil der polnischen „Nationalen Lesungen“.[1]

Aufführungen

Keins der Stücke des Autors wurde zu seinen Lebzeiten aufgeführt.[2] Wegen ihrer experimentellen Form galten sie lange als „unfertig“ und nicht spielbar.[3] Die erste öffentliche Inszenierung von Kordian fand 1962 im Theater der 13 Reihen statt, inszeniert von Jerzy Grotowski mit Zbigniew Molik, Antoni Jahołkowski und Maja Komorowska in den Hauptrollen. Der Regisseur versetzte das Drama in seiner Inszenierung in eine psychiatrischen Klinik der Gegenwart.

Ausgaben

  • Kordian. Ateneum 2018. ISBN 978-8373277410
Übersetzungen
  • Four Plays: Mary Stuart, Kordian, Balladyna, Horsztyński. Translator: Charles S. Kraszewski. Glagoslav Publ., London. ISBN 978-1-91289413-0
  • Kordian. Translated, with notes and introduction by Gerard T. Kapolka. Green Lantern Press, Chicgo 2020. ISBN 978-1-45074208-5

Literatur

  • Miłosz Czesław: The History of Polish Literature. Berkeley: University of California Press, 1983.
  • Wacław Kubacki: Das Werk Juliusz Słowackis und seine Bedeutung für die polnische Literatur. Aus: Zeitschrift fur Slawistik. 1960 Bd. 5. H. 4. Berlin 1960.

Einzelnachweise

  1. Alina Klin: The 2024 National Reading: let’s read „Kordian” together! Polish Weekly, 18. Juli 2024, abgerufen am 7. August 2025
  2. Justyna Sobolewska: Ich Liebe Juliusz, Polityka 2009, abgerufen am 7. August 2025
  3. Słowacki Juliusz, grotowski.net, abgerufen am 7. August 2025