Kooperative Gesamtschule Herzog Ernst
| Kooperative Gesamtschule Herzog Ernst | |
|---|---|
| Schulform | Kooperative Gesamtschule |
| Schulnummer | 40475 |
| Gründung | 1995 |
| Adresse | Reinhardsbrunner Straße 19 99867 Gotha |
| Ort | Gotha |
| Land | Thüringen |
| Staat | Deutschland |
| Träger | Landratsamt Gotha |
| Leitung | Klaus Breitsprecher |
| Website | www.kgs-gotha.de |
Die Kooperative Gesamtschule Herzog Ernst ist eine staatliche Kooperative Gesamtschule in Gotha, die am 3. August 1995 aus der vormaligen Regelschule „Herzog Ernst“ hervorgegangen ist.
Schulkonzept
Kooperative Gesamtschule bedeutet, dass Gymnasial- und Regelschüler gemeinsam unter einem Dach lernen. In dieser Schulform arbeiten im Prinzip zwei Schularten unter einem Dach – die Regelschule, die den Haupt- und den Regelschulabschluss ermöglicht, und das Gymnasium, das zum Abitur führt. Ein Vorteil für die Schüler liegt darin, dass Kinder bei einem notwendigen Schulzweigwechsel durch Leistungssteigerung oder einen Leistungsabfall die Schule nicht verlassen und damit ihr gewohntes Umfeld nicht aufgeben müssen.
Namensgeber der Schule
Der Namensgeber der Schule ist Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha (1818–1893), der u. a. das Herzog-Ernst-Seminar für die Lehrerausbildung im Herzogtum – die heutige KGS Herzog Ernst – gründete.
Geschichte
Im Zuge der Aufklärung wurde 1780 ein Lehrseminar im Gothaer Waisenhaus eingerichtet. Ende des 19. Jahrhunderts entstand in der Reinhardsbrunner Straße ein modernes Lehrerseminar unter der Schirmherrschaft Herzog Ernsts II., der 1884 den vom Staatsministerium beantragten Neubau eines eigenständigen Seminargebäudes genehmigte, das seinen Namen bekam. 1885 wurde der Grundstein für den Bau gelegt. Architekt war der damalige Bauschuldirektor Carl Griebel. Die Baukosten beliefen sich auf 444.400 Reichsmark. Der Monumentalbau konnte am 1. Oktober 1888 bezogen werden. Das weiträumige und allen Anforderungen der Zeit, das Seminargebäude bot Platz für das sechsklassige Seminar, die vierklassige Übungsschule und 80 Internatsschüler. Am 23. April 1906 wurde der aus Gräfenhain bei Liegnitz in Schlesien stammende spätere Oberstudiendirektor Georg Witzmann Nachfolger des Schuldirektors Alwin Zeyß (1839–1905). Witzmann war der letzte Direktor des „Herzog-Ernst-Seminars“.
Unter dem neuen Seminarleiter wuchs die Schülerzahl auf mehr als 150. Das Kollegium bestand aus über 20 haupt- und nebenamtlichen Lehrkräften. Darunter befanden sich verdienstvolle Pädagogen wie der Botaniker Gustav Zahn (1846–1921), der den Schulgarten und das noch heute existierende geologische Profil des Thüringer Waldes anlegte, sowie der Musikprofessor Ernst Rabich (1856–1933), der nebenberuflich die Gothaer Liedertafel leitete. 1912 wurde mit der Anstalt ein Lehrerinnenseminar verbunden.
Deutsche Aufbauschule
1921 wurde das Gothaer Seminar in die „Deutsche Aufbauschule“ umgewandelt, weil inzwischen auch Volksschullehrer ein Hochschulstudium absolvieren mussten. Dazu wurde die Lehrerausbildung für das neu gegründete Land Thüringen an der Universität Jena konzentriert. Nach einer Übergangszeit endete am 2. April 1925 die 145-jährige Tradition der Lehrerausbildung in Gotha.
Die Aufbauschule war eine besondere Schulform im deutschen Bildungssystem der Weimarer Republik. Sie sollte nach dem Abschluss der Volks- oder Mittelschule den Weg zum Abitur ermöglichen. Zu Ostern 1921 begann der Schulunterricht für die ersten 23 Aufbauschüler, von denen 1927 sechs die Reifeprüfung bestanden. Der Oberstudiendirektor Witzmann, zugleich Politiker der DVP im Thüringer Landtag, blieb noch bis 1933 Direktor der Aufbauschule, der auch ein Internat angegliedert war. Ab 1934 fand unter Fritz Hille, NSDAP-Landtagsabgeordneter und zeitweise Landtagspräsident, eine linientreue NS-Erziehung statt. 1938 entstand neben der Schule ein „staatliches Schülerheim“ als Internatsgebäude, das während der DDR von der Volkspolizei genutzt wurde. Hille formte die Schule zu einer „Deutschen Heimschule“, die neben den Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (Napola) und Adolf-Hitler-Schulen zu nationalsozialistischen Ausleseschulen zählten. Am Ende des Krieges wurde im Gebäude ein Lazarett eingerichtet und der Unterricht ins Gymnasium Ernestinum verlagert.
Theodor-Neubauer-Schule
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fand im Schulgebäude die Neulehrerausbildung statt. Am 1. Oktober 1945 öffnete die Schule unter ihrem neuen Namen „Theodor-Neubauer-Schule“ ihre Pforten. Das Abitur konnte hier noch bis 1959 abgelegt werden. Danach war dies in Gotha nur noch an der Arnoldischule möglich. Die Neubauerschule wurde in eine Polytechnische Oberschule (POS) umgewandelt.
Kooperative Gesamtschule
Aus der Theodor-Neubauer-Schule wurde 1992 die Staatliche Regelschule „Herzog Ernst“. Mit der Umwandlung in eine Kooperative Gesamtschule wurde wieder an die alte Tradition angeknüpft, und nach mehr als 50-jähriger Unterbrechung finden seit 2003 an dieser Schule wieder Abiturprüfungen statt. 1996 begann der Landkreis Gotha mit der aufwändigen Renovierung und Modernisierung der Schule, die 2011 abgeschlossen wurde.
Nach der Umgestaltung des DDR-Schulwesens übernahm Rolf Baumbach 1991 die Leitung der Schule. Die Staatliche Regelschule von Klasse 5 bis 10 war eine dreizügige integrative Schule mit 430 Schülern und 35 Pädagogen. Aus dieser entstand ab 1992 eine Gesamtschule, in der die Schüler in Regelschule und Gymnasium unter einem Dach unterrichtet wurden. Die bislang integrative Regelschule wurde um einen Gymnasialschulteil erweitert und zu einer kooperativen Gesamtschule weiterentwickelt. Am 25. Februar 1994 beschloss der Kreistag für das Schuljahr 1995 den Aufbau der Staatlichen Kooperativen Gesamtschule des Landkreises Gotha. Das Kollegium besteht zurzeit aus ca. 75 Lehrkräften, die zeitweise ca. 850 Schüler unterrichteten. Damit ist die KGS die größte Schule im Landkreis. 2015 nahm die Schule Flüchtlinge aus Syrien und aus Somalia als Schüler auf. 2022 wurde die Turnhalle zeitweise als Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge genutzt. Die Schule ist Partnerschule der Universität Jena bei der Lehrerausbildung.
Viele Schüler beteiligen sich an unterschiedlichen Wettbewerben, wie „Gotha diskutiert“, „Jugend debattiert“. Eine stete Weiterentwicklung gibt es in den pädagogischen Konzepten. Es konstituierte sich beispielsweise eine Schulentwicklungsgruppe aus Mitgliedern des Kollegiums. Die Schule ist Partnerschule der Universität Jena bei der Lehrerausbildung. Seit dem Schuljahr 2025/26 gibt es einen den Praxistag für Regelschüler, die einmal in der Woche in Betriebe gehen.
Die Schule hat einen Förderverein, der sich vielfältig engagiert, z. B. bei der Organisation und Durchführung der Benefizgala, bei der Spendengelder für Patenkinder in Äthiopien gesammelt wurden oder auch für das Kinderhospiz in Tambach-Dietharz.[1]
Direktoren
- 1991–2011: Rolf Baumbach
- 2011–2024: Marion Kruspe
- seit 2024: Klaus Breitsprecher
Persönlichkeiten (Lehrer und Schüler)
- Wolf Bauer (geb. 1939): CDU-Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Euskirchen
- Hermann Brill (1895–1959): Widerstandskämpfer und Thüringer Ministerpräsident 1945
- Josef Duchac (geb. 1938): erster Thüringer Ministerpräsident nach der Wende 1990–1992
- Eduard Fiedler (1871–1931): Maler
- Katrin Göring-Eckardt (geb. 1966): Grünen-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin
- Heinz Kerneck (1912–1968): Journalist, Pressesprecher von Kurt Schumacher, Redakteur des DPD-Pressedienstes, Rundfunkintendant von Radio Bremen
- Ernst Rabich (1856–1933): Komponist, Chordirigent, Musikschriftsteller, Leiter der Gothaer Liedertafel, Hofkantor, Herzoglicher Musikdirektor
- Rudolf Otto Wiemer (1905–1998): Schriftsteller und Lehrer, 1985 Kogge-Ehrenring der europäischen Autorenvereinigung, 1994 Ehrenbürgerwürde von Friedrichroda.
- Georg Witzmann (1871–1958): Aufbauschuldirektor, Politiker der DVP
- Walter Wolf (1907–1977): Kommunist, 1945 bis 1947 Leiter des Landesamtes für Volksbildung und Minister für Volksbildung in Thüringen, Professor für Pädagogik in Leipzig und Potsdam
- Fritz Hille (1882–1959): 1932/33 Thüringer NSDAP-Landtagspräsident, Staatsrat, Schulleiter der Aufbauschule
- Lothar von Seltmann (1917–1945): SS-Angehöriger; als Leiter der „Volksdeutschen Mittelstelle in Krakau“ verantwortlich, die „Volksdeutschen“ „heim ins Reich“ zu holen; Mitglied im Stab von Odilo Globocnik, des SS- und Polizeiführers von Lublin, der mitverantwortlich war für die Durchführung der „Aktion Reinhardt“ – und damit für die Ermordung von rund zwei Millionen jüdischen Menschen
- Georg Schneider (1909–1970): nach 1945 doktrinärer KP-Sekretär in Thüringen, engagierte sich für die Wiedergründung und Neuherausgabe der „Urania“, Professor in Jena, diplomatischer Dienst in der Sowjetunion, Mitglied der Volkskammer
Literatur
- Gothaer Persönlichkeiten. Taschenlexikon. Von Helmut Roob und Günter Scheffler. Arnstadt und Weimar: Rhino Verlag 2000
- Festschrift zum 20-jährigen Jubiläum der Staatlichen Kooperativen Gesamtschule „Herzog Ernst“ Gotha
- Artikel aus der Gothaer Tagespost vom 27. August 2005 von Matthias Wenzel
Weblinks
- Herzog-Ernst-Schule, Staatliche Kooperative Gesamtschule des Landkreises Gotha Schulportal Thüringen
Einzelnachweise
- ↑ Verein der Freunde und Förderer der Herzog-Ernst-SchuleKGS Gotha, abgerufen am 10. September 2025