Kondratów

Kondratów
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Kondratów (Polen)
Kondratów (Polen)
Kondratów
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Jawor
Gmina: Męcinka
Geographische Lage: 51° 3′ N, 15° 58′ O
Einwohner: 293 (31. Dezember 2011[1])
Telefonvorwahl: (+48) 76
Kfz-Kennzeichen: DJA
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Breslau

Kondratów (deutsch Konradswaldau) ist ein Dorf der Landgemeinde Męcinka im Powiat Jaworski der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Geografische Lage

Kondratów liegt im westlichen Niederschlesien, im so genannten und im Sprachgebiet des Gebirgsschlesischen. Das kleine Straßendorf befindet sich in einem weiten Tal umgeben von den bis 480 Meter aufsteigenden Jauerschen Bergen zwischen Złotoryja (Goldberg) und Jawor (Jauer) im Nordwesten und Osten und dem bis zu 724 Meter aufsteigenden Bober-Katzbach-Gebirge (Góry Kaczawskie) im Südwesten. Der Wilsbach, von der Quelle am Fuße der Jauerschen Berge im Osten entspringend, durchquert den Ort in nordwestliche Richtung.

Die nächstgrößeren Städte sind Złotoryja im Nordwesten, Legnica (Liegnitz) im Nordosten, Jawor im Osten und Jelenia Góra (Hirschberg im Riesengebirge) sowie Cieplice Śląskie-Zdrój (Bad Warmbrunn) im Südwesten. Im Gebiet um Kondratów herrscht vulkanisches Gestein vor. Im 13. Jahrhundert wurde im nahen Wald Gold abgebaut.

Kondratów erstreckt sich in einem weitläufigen Tal des Wilsbaches. Zum größten Teil liegen die Häuser und Höfe, die nach 1945 teilweise verfallen sind, weit verstreut auseinander.

Geschichte

„Conradeswald“ wurde erstmals im Jahre 1263 erwähnt. Das Zentrum der Gemeinde Konradswaldau bildet die katholische Kirche, deren Bauwerk im gotischen Stil errichtet ist und aus dem 13. Jahrhundert stammt. Das Bauwerk gilt als das älteste noch erhalten gebliebene Gebäude des Ortes. Lange war der Ort Teil vom Kreis Schönau, dann folgend zuletzt beim Kreis Goldberg. Die Ortschaft gliederte sich bis zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung im Jahr 1946, in Oberdorf, Mitteldorf und Niederdorf. In Konradswaldau gingen die meisten der 717 Einwohner (1939) einer Beschäftigung in der Landwirtschaft nach. Obwohl keine besonders großen Bauernhöfe im Ort vorhanden waren, galten die Bauern im Dorf als wohlhabend.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 war die Ortschaft Konradswaldau Sitz eines Familienzweiges der briefadeligen Familie von Poncet. Aus dieser Hugenottenfamilie stammte der Ritterkreuzträgers Oberst Hans von Poncet. Die Vorfahren waren einst u. a. Kämmerer des Grünen Gewölbes am sächsischen Hof in Dresden.[2] Erworben hatten das örtliche Gut die Eltern des Offiziers, Hans sen. von Poncet (1866–1919) und Ehefrau Melanie von Rudno-Rudziński-Liptin (* 1869). Das Gut hatte damals einen Umfang von 450 ha. Die von Poncet kamen aus der südlichen Niederlausitz, aus der Nähe von Spremberg, Tschernitz und Wolfshain, als kleine Grundbesitzer und Fabrikanten.[3] Als letzte Besitzerin und eingeschrieben 1937 als eigentliche Eigentümerin[4] des 75 ha-Restgutes, genannt Restgut-Siedlung Konradswalde, war Frau Marie Luise von Poncet, geb. von Harnier, Frau des Oberst Hans von Poncet.

Durch die Aufsiedlung des alten Rittergutes Konradswalde und des dazugehörigen Vorwerks, umgesetzt durch die Schlesische Landgesellschaft, entstanden mehrere kleine Güter. U. a. waren dies das 82 ha-Forstgut Fleder des Juristen und Oberleutnant Georg Reichsgraf von Lüttichau (* 1911; † 1941)[5] aus Laasnig, Sohn des Leo Reichsgraf von Lüttichau; ein 105 ha-Gut des Heinrich Zobel, weitere Großhöfe von Wanda Hoffmann, Ewald Scholz, Julius Zobel, Arthur Herrmann, Heinrich Berndt, Robert Kuppe sowie Oswald Wahn, jeweils im Mittelwert zwischen 40 und 65 ha.[6]

Schlossruine Konradswaldau

In unmittelbarer Nähe des Barockschlosses befand sich der dazugehörige Gutshof. Nach 1945 blieben von Schloss und Gutshof nur noch eine Ruine übrig sowie Reste der Grabstätte der Eltern des Oberst Hans von Poncet. Die Familie von Poncet rettete sich im April 1945 vor der anrückenden Roten Armee durch Flucht über das Sudetenland nach Murnau in Oberbayern.

Heute ist Kondratów ein Ort mit etwa 290 Einwohnern.

Persönlichkeiten

  • Hans von Poncet. Oberst, Ritterkreuzträger, teils Wohnsitz in Konradswaldau. Geboren am 26. April 1899 in Gleiwitz; gestorben am 23. November 1983 in Murnau-Westried (Bayern). Letzter Kampfkommandant von Leipzig 1945.
  • Marie Luise von Poncet, geborene von Harnier, Ehefrau d. Vorgenannten, Rest-Gutsbesitzerin in Konradswalde, Malerin, * 6. April 1904 in Minden Westfalen, Tochter des Ludwig Friedrich von Harnier und der Sibylle von Schlichting.
  • Im Ortsteil Niederdorf befand sich von 1930 bis 1946 das Elternhaus des Bildhauers und Grafikers Walter Ibscher (1926–2011). Dort betrieben seine Eltern eine kleine Schmiede. Ibscher lebte bis zu seinem Tod in Nürnberg.

Literatur

  • Konradswalde, In: Alfred Eckert: Wind unter den Flügeln. Leben und Werk des Bildhauers und Grafikers Walter Ibscher. Verlag Dr. Herbert Winter, Fürth 2006, S. 38 ff.
  • Projekt Gutenberg-DE / Hella Reuters (Hrsg.): Wilhelm von Kügelgen: Jugenderinnerungen eines alten Mannes.
  • Konradswalde, In: Rainer Sippenauer: Kampfkommandant in Leipzig: Hans von Poncet. 2004. DNB 972205381

Einzelnachweise

  1. Mecinka.pl/Gmina/Index (Hrsg.): Gemeinde Kondratów, Ludność. Stand 27. März 2011.
  2. Poncet, Jean François – Watch-Wiki
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1914. Achter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1913, S. 720.
  4. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Carola von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen von Flotow, Walter von Hueck, u. a. : Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. B (Briefadel). 1958. Band III, Band 17 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv/Deutsche Adelsverbände, C. A. Starke, Glücksburg (Ostsee) 1958, S. 197.
  5. Matthias Graf von Schmettow: Gedenkbuch des deutschen Adels, Hauptband, In: Aus dem Deutschen Adelsarchiv. 3, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1967, S. 200.
  6. Schlesisches Güter-Adreßbuch. 1937. 15. Ausgabe, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1937, S. 394.