Kombinat Schienenfahrzeugbau
| VEB Kombinat Schienenfahrzeugbau Berlin | |
|---|---|
| Rechtsform | VEB |
| Gründung | 1979 |
| Auflösung | 1990 |
| Auflösungsgrund | Privatisierung |
| Sitz | Berlin, |
| Mitarbeiterzahl | 24.420 (1990)[1] |
| Umsatz | 3,5 Mrd. Mark (1989)[2] |
| Branche | Schienenfahrzeugbau |
| Stand: 30. Juni 1990 | |

Der VEB Kombinat Schienenfahrzeugbau Berlin war ein Kombinat in der Deutschen Demokratischen Republik.
Das Kombinat war ein Hersteller von Schienenfahrzeugtechnik und einer der größten Exporteure von Schienenfahrzeugen weltweit.[3] Über den Betrieb VEB Waggonbau Dessau war das Kombinat unter anderem der weltgrößte Hersteller von Kühlwagen.[4] Im Jahr 1989 wurden rund 1300 Reisezugwagen und 1330 Kühlfahrzeuge ausgeliefert.[2]
Neben diversen Zulieferbetrieben gehörten zum Kombinat sechs Waggonbaubetriebe. Diese waren der Waggonbau Altenburg und der Waggonbau Niesky (Güterwagen), der Waggonbau Dessau (Kühlwagen) sowie der Waggonbau Ammendorf, der Waggonbau Bautzen und der Waggonbau Görlitz (Reisezugwagen). Mit Stand vom Ende 1989 hatten die Waggonbaubetriebe Bautzen, Dessau und Görlitz mit Mitarbeiterzahlen zwischen 3300 und 3700 vergleichbare Größen, der Betrieb Ammendorf war mit rund 4800 Mitarbeitern der größte. Im Güterwagen-Betrieb in Niesky waren nur rund 1900 Menschen angestellt.[5]
Im Kombinat wurden jedoch keine Triebfahrzeuge hergestellt. Hierfür war innerhalb der DDR das Kombinat Lokomotivbau Elektrotechnische Werke „Hans Beimler“ (LEW) zuständig, das sich auf E-Loks und in kleinerem Maße auf kleinere Diesellokomotiven spezialisiert hatte. Schwere Dieselloks wurden im Rahmen von RGW-Spezialisierungen aus Rumänien importiert.
Geschichte
Das Kombinat ging aus der VVB Schienenfahrzeuge Berlin hervor, die zwischen 1958 und 1979 bestand. Sie war ihrerseits Nachfolger der 1948 gegründeten VVB LOWA (Z) Wildau. Zwischen 1952 und 1958 wurde die Schienenfahrzeugindustrie der DDR durch die Hauptverwaltung Lokomotiv- und Waggonbau geführt.[6][7]
Das Kombinat unterstand dem Ministerium für Schwermaschinen- und Anlagenbau. Weitere zentral geleitete Kombinate im Zuständigkeitsbereich dieses Ministeriums sind in der Liste von Kombinaten der DDR aufgeführt.
Kombinatsauflösung und Privatisierung
Im Zuge der Wende und der anschließenden Wiedervereinigung wurde das Kombinat 1990 aufgelöst und in die Deutsche Waggonbau AG (DWA) überführt. Einzelne Betriebe dieses neugeformten Konzerns wurden in den Folgejahren aus der DWA herausgetrennt und privatisiert. Im Jahr 1998 übernahm Bombardier die DWA vom bisherigen Eigentümer Advent International, der die DWA 1995 von der Treuhandanstalt abgekauft hatte.
Die Tochterunternehmen Waggonbau Altenburg, Schloß- und Stahlbau Mühlhausen, Radsatzfabrik Ilsenburg, Spezialgeräte Schmölln, Stahlgießerei Chemnitz, Stahlgießerei Olbersdorf sowie INWAB und microWAC wurden bis 1991 aus der DWA ausgegliedert und veräußert. Die Betriebe Federnwerk Zittau und Fahrzeugsitze Bad Schandau wurden 1992 verkauft, das Achslagerwerk Staßfurt 1995.
Die Geschichte der zur DWA gehörenden und durch Bombardier übernommenen Waggonbaubetriebe nahmen sehr unterschiedliche Entwicklungen. Die Werke Bautzen und Görlitz waren lange Zeit weiter im Schienenfahrzeugbau tätig und wurden durch den Aufkauf Bombardiers durch Alstom 2021 in den französischen Großkonzern übernommen. Während der Standort Bautzen innerhalb des Alstom-Konzerns weiterhin für den Bau von Stadt- und Straßenbahnen zuständig ist, wurde für das Görlitzer Werk 2025 die Übernahme durch den Rüstungskonzern KNDS beschlossen. Dies bedeutet für den Görlitzer Standort die Umstellung vom Schienenfahrzeugbau auf die Rüstungsproduktion. Der Waggonbau Ammendorf wurde bereits 2005 durch Bombardier geschlossen, wonach sich kurz darauf die Maschinenbau und Service GmbH (MSG Ammendorf) als kleinerer Reparatur- und Instandsetzungsbetrieb für Schienenfahrzeuge auf dem ehemaligen Werksgelände ansiedelte.
Der Güterwagenhersteller Waggonbau Niesky wurde 2005 aus Bombardier ausgegliedert und nach einer Insolvenz 2008 durch die Deutsche Bahn AG übernommen. Nach Weiterverkauf an eine Holdinggesellschaft und später den slowakischen Güterwagenhersteller Tatravagónka, wurde der Betrieb 2023 geschlossen. Der Waggonbau Dessau wurde bereits vor Übernahme der DWA durch Bombardier 1995 geschlossen. In der Folgezeit übernahmen mehrfach neue Betriebe des Schienenfahrzeugbaus unter verschiedenen Eigentümern den alten Standort. Im Jahr 2023 wurde der Standort endgültig geschlossen.
Der frühzeitig aus der DWA ausgegliederte Waggonbau Altenburg ist heute (Stand 2025) ein Teil des Waggonreparaturunternehmens Inveho, eine Tochter der Ermewa.
Zugehörige Betriebe
Zum Kombinat gehörten zuletzt die folgenden Betriebe: [8]
- VEB Fahrzeugausrüstung Berlin; (Stammbetrieb)
- VEB Achslagerwerk Staßfurt
- VEB Bremsenwerk Berlin
- VEB Fahrzeugsitze Bad Schandau
- VEB Federnwerk Zittau
- VEB Förderwagen und Beschlagteile Mühlhausen
- VEB Radsatzfabrik Ilsenburg
- VEB Spezialgeräte Schmölln
- VEB Stahlgießerei „Georg Schwarz“ Olbersdorf; (bis 1987 Teil der GISAG)
- VEB Stahlgießerei Karl-Marx-Stadt; (bis 1987 Teil der GISAG)
- VEB Waggonausrüstungen Vetschau
- VEB Waggonbau Altenburg
- VEB Waggonbau Ammendorf
- VEB Waggonbau Bautzen
- VEB Waggonbau Dessau
- VEB Waggonbau Görlitz
- VEB Waggonbau Niesky
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ „Die Wirtschaft – Unabhängige Wochenzeitung für Wirtschaft, Handel und Finanzen“ (Hrsg.): Kombinate: Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern. Verlag Die Wirtschaft, München 1993, ISBN 3-349-01041-5, S. 377–381. (Anhang: Zentralgeleitete Kombinate der Industrie und des Bauwesens nach Ministerien, Stand 30. Juni 1990, basierend auf Zahlen des statistischen Betriebsregisters der DDR)
- ↑ a b Ingrid Hilbert: „Kombinat Schienenfahrzeugbau Berlin: Ostdeutscher Schienenfahrzeugbau will überleben“ S. 260, In: Kombinate: Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern. Berlin / München, „Verlag die Wirtschaft“ 1993.
- ↑ Das stählerne Herz von Halle - 194 Jahre Waggonbau in Halle, sfw-halle.de, abgerufen am 2. April 2025.
- ↑ Kompetenzzentrum für saubere Mobilität, innovation-strukturwandel.de, abgerufen am 2. April 2025.
- ↑ Ingrid Hilbert: „Kombinat Schienenfahrzeugbau Berlin: Ostdeutscher Schienenfahrzeugbau will überleben“ S. 269, In: Kombinate: Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern. Berlin / München, „Verlag die Wirtschaft“ 1993.
- ↑ Arbeiten für das Gedächtnis des Landes, Festgabe zum 70-jährigen Jubiläum des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, abrufbar auf blha.brandenburg.de
- ↑ VEB Maschinenbau „Karl Marx“ Babelsberg, Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, abrufbar auf biblioscout.net
- ↑ Liste der privatisierten Unternehmen der Treuhandanstalt Liste der Treuhandunternehmen in: Zusammenstellung der beim Versorgungsträger für die Zusatzversorgungssysteme zu den ehemaligen Betrieben und Einrichtungen der DDR vorhandenen Unterlagen bei Deutsche Rentenversicherung (in archive.org)