Kleinziethen

Kleinziethen
Gemeinde Schönefeld
Koordinaten: 52° 23′ N, 13° 27′ O
Postleitzahl: 12529
Vorwahl: 03379
Wohnhaus in der Dorfstraße 8
Wohnhaus in der Dorfstraße 8

Kleinziethen ist ein Gemeindeteil von Großziethen, einem Ortsteil der Gemeinde Schönefeld in Brandenburg.

Lage

Kleinziethen liegt im südlichen Teil der Gemarkung von Großziethen. Östlich grenzt der weitere Schönefelder Ortsteil Waßmannsdorf an, südlich liegt Mahlow, ein Ortsteil der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow.

Geschichte

13. bis 16. Jahrhundert

Um 1200 war bereits eine Dorfkirche entstanden, das Straßendorf wurde jedoch erstmals 1375 als parva Cziten im Landbuch Karls IV. urkundlich erwähnt. Der Zusatz parva für klein sollte dabei zur Unterscheidung des damals noch eigenständigen Dorfes Großziethen dienen. Es war zu dieser Zeit 42 Hufen groß, davon standen dem Pfarrer drei abgabenfreie Pfarrhufen zu; außerdem gab es eine Kirchhufe. Im Dorf lebten weiterhin zehn Kossäten; es gab einen Krug. Für jede Hufe mussten acht Scheffel Roggen, vier Scheffel Hafer und zwei Scheffel Gerste gezahlt werden.[1] Der Ort war um 1375 im Besitz des Bürgers Bever zu Cölln. Er besaß die Ober- und Untergerichtsbarkeit, erhielt die Hälfte der Bede in Höhe von sechs Schillingen und andere Hebungen. Die andere Hälfte der Bede stand dem Bürger Landsberg aus Berlin zu und kam 1419 an den Bürger Bastian Welsickendorf, der ebenfalls aus Berlin stammte. Die Familie Beteke Diricke (Direken) erhielt die Pacht und Zins von vier Hufen. Vor 1450 kam Kleinziethen in den Besitz der Familie Otte Wichuß (Wichhusen, Weichhausen), die fünf freigekaufte Hufen besaßen. Die übrigen Hufen waren von fünf Kossäten besetzt. Im Jahr 1480 bestand das Dorf aus 42 Hufen, davon gingen drei Pfarrhufen und eine Kirchhufe ab. 13 Hufen waren mittlerweile unbesetzt und wüst gefallen, während die übrigen Zinsen zahlten. Es gab nur noch drei Kossäten und einen Krug. Im Jahr 1526 übernahmen die von Bardeleben die fünf freien Hufen sowie alle Abgaben und Dienste in Kleinziethen. 1541 wurde lediglich von einem Kirchdorf mit 38 Bauernhufen und drei Pfarrhufen berichtet. 1598 übernahm die von Pfuel das Dorf und übergaben es im Jahr 1620 an die Familie Streithorst.

17. und 18. Jahrhundert

Vor dem Dreißigjährigen Krieg gab es im Dorf acht Hufner, vier Kossäten und einen Hirten. Eine eigene Schmiede war noch nicht errichtet, so dass bei Bedarf ein Laufschmied vorbeikam. Die Gemarkung war 38 Hufen groß, von dem ein Hof mit vier Hufen abging, der 1614 der Familie von Röbel freigewilligt worden war. Kleinziethen wurde im Krieg fast vollständig verwüstet. Im Jahr 1652 lebten lediglich noch zwei Bauern mit einem Knecht – alle anderen Höfe lagen wüst. 1662 wurde der Kirchturm abgerissen. 1681 kam das Dorf in den Besitz der Familie von Flans, die es bis 1780 hielten.

Im Jahr 1711 standen im Ort lediglich drei Giebel (=Wohnhäuser) „in allem“. Es gab einen Hirten sowie einen Kostknecht. 1717 entstand ein Rittersitz derer von Bardeleben mit vier Hufen. Die übrigen Höfe waren offenbar mittlerweile wieder besetzt, denn es gab sieben Bauerngüter und vier Kossätenhöfe. 1743 wurde lapidar von einem Dorf mit zwei Kossäten und einem Rittergut berichtet. Im Jahr 1771 gab es nach wie vor nur drei Gebäude, einen Hirten sowie den Schäferknecht. Die Gemarkung war 34 Hufen groß für die je acht Groschen bezahlt werden mussten. Ab dem Jahr 1780 wechselten die Besitzer vergleichsweise häufig. In diesem Jahr übernahmen die Familie von Zastrow und eine Frau von Lüttow das Dorf, die es bis 1800 alleine hielt. Von dort kam es im Jahr 1800 an den Reichsgraf von Brühl, von 1805 bis 1806 an die Familie von Quast und von dort im Jahr 1806 an den Grafen von Bohlen, der es vor 1817 an die Familie Braumüller weitergab. Sie hielt das Dorf bis 1838 und gaben es bis nach 1864 an die Familie von Moser, an den späteren Ritterschaftsrat Karl August Wilhelm von Moser. Dieser erhielt 1861 in Königsberg den Adelsstand und war verheiratet mit Caroline Braumüller-Großziethen.[2]

19. und 20. Jahrhundert

Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr

Im Jahr 1801 bestand Kleinziethen aus dem 34 Hufen großen Dorf sowie dem mittlerweile acht Hufen großen Gut. Es gab neun Feuerstellen (=Haushalte) sowie zwei Ganzkossäten und vier Einlieger. Die Dorfkirche war mittlerweile baufällig geworden und wurde ab 1809 als Kornboden genutzt. 1840 wurde von einem Dorf mit Rittergut und acht Wohnhäusern berichtet. Im Jahr 1858 lebten im Rittergut der Pächter mit zwölf Knechten und Mägden sowie 17 Tagelöhnern. Es gab vier Arbeiter und zwei Bediente. Das Gut war 1994 Morgen groß. Im Dorf standen im Jahr 1860 zwei Ackergehöfte, die im Anschluss des Gutes entstanden waren. Es gab zwei Wohn- und sechs Wirtschaftsgebäude; im Gut sieben Wohn- und zwölf Wirtschaftsgebäude. 1817 war das Gut Kleinziethen Teil des Rittergutes in Großziethen.[3] 1893 erwarb die Landgemeinde Steglitz das Gut und nutzte die Flächen zur Verrieselung von Abwässern. Bei der Übernahme umfasste das Gut unter anderem 28 Pferde, 60 Kühe und 164 Schafe.[4]

Stadtgut Kleinziethen

Als die Gemeinde Steglitz bei der Großberliner Eingemeindung 1920 Eigentum der Stadt Berlin wurde, wurde auch das Gut Eigentum der Stadt Berlin.[5]

1930 gehörten zum Berliner Stadtgut rund 522 Hektar Fläche, davon ca. 125 Hektar Rieselland. Im Wirtschaftsjahr 1941/42 waren 165 Arbeiter und 4 Angestellte auf dem Gut beschäftigt. Während des Nationalsozialismus mussten auf dem Gut sehr sicher auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene arbeiten.

Gewerbehof Gutshof Kleinziethen, Taubenhaus (Innenansicht) nach Sanierung

Nach 1945 nutzte die sowjetische Verwaltung acht Stadtgüter, darunter auch Kleinziethen, als Hilfswirtschaft. 1949 wurden mehrere Güter von der Militärverwaltung an den Berliner Magistrat übergeben. Kleinziethen wurde am 21. November 1949 als VEG (Volkseigenes Gut) übergeben.[6] 1964 wurde die Bezirksdirektion Volkseigener Güter (BD – VEG) gegründet. Die VEG Berlin, darunter auch Waßmannsdorf mit Selchow, Groß- und Kleinziethen, wurden zu „Versorgungsgütern“ entwickelt, die die Stadt Berlin auf kurzem Wege mit landwirtschaftlichen Produkten versorgen sollten. Kleinziethen wurde zu einem wichtigen Standort für Schweine- und Rindermast, Geflügelzucht, Milch- und Saftproduktion.

1992 hatte Kleinziethen eine Kapazität von 600 Mastrindern.[7] In den 1990er Jahren wurde die Tierproduktion schrittweise eingestellt.

Gewerbehof Gutshof Kleinziethen, Dach PV-Anlage auf historischem Speicher

Das Stadtgut Kleinziethen wird durch die Eigentümerin, die Berliner Stadtgüter GmbH, seit den 2010er-Jahren kontinuierlich saniert und weiterentwickelt. Mit insektenfreundlichen Pflanzungen, Blühwiesen, heimischen Sträuchern und Nistkästen werden dabei auch naturschutzfachliche Aspekte berücksichtigt. Von den historischen Gebäuden sind u. a. Gutshaus, Speicher und Tauben- und Waagehaus erhalten. Im Jahr 2006 wurde der ehemalige, 55 Meter lange, Speicher des Gutshofes mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet; diese besteht aus 228 Modulen und hat eine Leistung von rund 30 kWp.[8] 2025 sind die Räume und Flächen an ca. 30 lokale Gewerbetreibende vermietet und verpachtet.

Bevölkerungsentwicklung

Einwohnerentwicklung in Kleinziethen von 1734 bis 1925
Jahr 1734 1772 1801 1817 1840 1858 1925
Einwohner 50 39 41 65 85 Dorf 20 und Gut 70 32

Literatur

  • Ernst Fidicin: Geschichte des Kreises Teltow und der in demselben gelegenen Städte, Rittergüter und Dörfer etc., Berlin 1857, S. 147.
  • Gutsbezirk Kleinziethen, in: Adressbuch des Kreises Teltow 1927, Rob. Rohde GmbH, Berlin 1927, S. 206. PDF
  • Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg: Teltow (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Band 4), Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1976.
  • Willy Spatz: Der Teltow, Band III (= Geschichte der Ortschaften des Kreises Teltow), Rob. Rohde GmbH, Berlin 1912. Reprint: (= Brandenburgische Landesgeschichte, Band 55), Klaus D. Becker, Potsdam 2022, S. 144 f. ISBN 978-3-88372-379-2.

Einzelnachweise

  1. Dorfkirche Klein Ziethen (zerstört), in: Mittelalterliche Dorfkirchen im Teltow (Brandenburg), Hrsg. Theo Engeser, Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999–2005, abgerufen am 18. Juni 2024.
  2. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1921, 15. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1920, S. 596.
  3. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Kreis Teltow. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 264–265, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de). Reprint. ISBN 3-226-00787-4.
  4. Siebzehnter Abschnitt. Rittergut Klein-Ziethen - Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 28. August 2025.
  5. Die beiden Dörfer Großziethen und Kleinziethen auf dem Teltow – Teil 3. 4. Mai 2019, abgerufen am 28. August 2025.
  6. Sigrid Weise: Die Geschichte der Berliner Stadtgüter 1945–1990, Teil II, eine Datensammlung. 2009 S. 23
  7. Sigrid Weise: Die Geschichte der Berliner Stadtgüter 1990–2007, Teil III, eine Datensammlung. 2009 S. 31
  8. Erste Photovoltaikanlage der Berliner Stadtgüter – Gutshof Kleinziethen : Berliner Stadtgüter. Abgerufen am 28. August 2025.