Klebsiella oxytoca
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| Systematik | ||||||||||||
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| Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
| Klebsiella oxytoca | ||||||||||||
| (Flügge 1886) Lautrop 1956 |
Klebsiella oxytoca ist ein gram-negatives, stäbchenförmiges Bakterium aus der Familie der Enterobacteriaceae.
Etymologie
Die Gattung Klebsiella wurde nach dem ostpreußischen Bakteriologen Edwin Klebs benannt. Der Artname oxytoca bildet sich aus den griechisch oder altgriechischen Worten οξύς oxýs (deutsch, 'sauer', 'scharf', 'spitz') und τόκος tokos (deutsch 'Geburt', 'Zins'), und bedeutet auf deutsch 'Säureproduzent'.[1] Er wurde noch von der Erstbeschreibung 1886 als Bacillus oxytocus perniciosus[2] übernommen und bei der Reklassifikation in das Genus Klebsiella in die feminine Form geändert. Zum erst 1906 entdeckten Geburtshormon Oxytocin (von altgriechisch ὠκύς ōkys, deutsch ‚schnell‘, und altgriechisch τόκος tokos, deutsch ‚Geburt‘) hat der Name von K. oxytoca keine weitere Verbindung.
Merkmale
K oxytoca hat die Form gram-negativer Stäbchen mit 0,6–6,0 µm Länge und 0,3–1,0 µm Breite.[3] Die Stäbchen sind von einer Polysaccharidkapsel (Glykokalyx) umgeben. Die Bakterien zeigen keine aktive Bewegung.
K. oxytoca ist fakultativ anaerob und wächst in einem Temperaturbereich von 10 °C[3], je nach untersuchtem Stamm bis 41,5 oder 44,5 °C. Bei 5 °C findet kein Wachstum statt. Kolonien von K. oxytoca sind gewölbt und bilden nach einer Inkubation über Nacht bei 30 oder 37 °C einen Durchmesser von 3–4 mm.
Biochemie
Wie andere Klebsiella-Arten kann K. oxytoca Citrat und Glukose aber weiterhin auch Sorbose als Kohlenstoffquelle nutzen.[3] Unter anoxischen Bedingungen gewinnt K. oxytoca Energie mit der 2,3-Butandiol-Gärung. K. oxytoca bildet Katalase, jedoch keine Oxidase. Durch die 2,3-Butandiol-Gärung verläuft der Voges-Proskauer-Test positiv.
Mit dem Indol-Test kann K. oxytoca von einigen anderen Klebsiella-Arten unterschieden werden. So fällt der Test bei K. oxytoca positiv aus, bei den medizinisch relevanten K. aerogenes und K. pneumoniae und weiteren hingegen negativ.[4]
Hospitalismuskeim
Antibiotika-resistente Klebsiellae oxytocae können über Waschmaschinen verbreitet werden. Das haben Hygieniker der Universität Bonn für ein Kinderkrankenhaus nachgewiesen, in dem mehrfach ein Klebsiella-oxytoca-Typ auf Neugeborene übertragen wurde.[5] Infektionsquelle war eine handelsübliche Waschmaschine, in der Kleidungsstücke der Neugeborenen gewaschen wurden. Auf der Neugeborenen-Station eines Kinderkrankenhauses in Deutschland wurden bei routinemäßigen Hygiene-Screenings vermehrt antibiotikaresistente Klebsiellae oxytocae festgestellt, berichtet die Universität Bonn. Das Bakterium kann bekanntlich zu Magen-Darm- und zu Atemwegsinfektionen sowie im schlimmsten Fall zur Sepsis führen.[6]
Klebsiella oxytoca ist seit 2006 als Auslöser der antibiotika-assoziierten hämorrhagischen Kolitis bekannt. Neben seinem Vorkommen im Darm von Gesunden ist das fakultativ anaerobes gramnegative Stäbchen auch Erreger nosokomialer Infektionen. In über 95 % besitzt der Keim eine Betalaktamaseaktivität. Im Gegensatz zur Clostridien-Enteritis, die insbesondere das linksseitige Kolon betrifft, besteht hier eine hämorrhagische Entzündung vorwiegend des rechtsseitigen Kolons. Eine Sepsis durch K. oxytoca nach interventioneller ERCP bei Patienten mit einem Malignom der Gallenwege wurde im Rahmen einer österreichischen Fallstudie als Einzelfall beschrieben.[7]
Ökologie
Klebsiella oxytoca ist im Verdauungstrakt von Menschen und Tieren vorhanden. Es wurde auch in Pflanzen und in aquatischen Umgebungen isoliert. Klebsiella oxytoca bilden eine mutualistische Beziehung mit der Stubenfliege (Musca domestica).[8] Das Bakterium lebt auf dem Eigelege der Fliege und hat eine mykotoxische Wirkung, was den Fliegenlarven zugutekommt, die mit den Pilzen um Nährstoffe konkurrieren. Das Bakterium wurde hinsichtlich seines Nutzens bei der industriellen Produktion von Ethanol untersucht.
Krankheitserreger
Infektionen mit Klebsiella oxytoca können zu einer Colitis und zur Sepsis führen.
Infektionen der Mutter führen zur Geburtsbeschleunigung oder auch zu Frühgeburten. Infizierte frühgeborene Säuglinge weisen eine erhöhte Sterblichkeit auf.[9]
Literatur
- George M. Garrity (Hrsg.): Bergey’s Manual of Systematic Bacteriology. 2. Auflage, Band 2: The Proteobacteria. Part B: The Gammaproteobacteria. Springer, New York 2005, ISBN 0-387-95040-0
Einzelnachweise
- ↑ Seite Species: Klebsiella oxytoca auf LPSN - List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature. Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
- ↑ Carl Flügge: Die Mikroorganismen. F.C.W. Vogel, Leipzig 1886 (archive.org).
- ↑ a b c Eugene Rosenberg (Hrsg.): The Prokaryotes. Fourth Edition, Band: Gammaproteobacteria Springer, Berlin Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-38921-4.
- ↑ George M. Garrity (Hrsg.): Bergey’s Manual of Systematic Bacteriology. 2. Auflage, Band 2: The Proteobacteria. Part B: The Gammaproteobacteria. Springer, New York 2005, ISBN 0-387-95040-0.
- ↑ Applied and Environmental Microbiology, 2019; online 27. September 2019.
- ↑ Ärzte-Zeitung, Online-Meldung vom 2. Oktober 2019.
- ↑ T. Pirker, Z. Messner, S. Oswald, D. Hoffmann, H. Resch, G. Bodlaj: Klebsiella oxytoca Sepsis nach ERCP mit Coledochusstent-Implantation bei einer 83-jährigen Frau mit Klatskin Tumor – ein Fallbericht, in: Zeitschrift für Gastroenterologie, Georg Thieme Verlag, Jahrgang 2013, 51 - A35, DOI: 10.1055/s-0033-1347410.
- ↑ Kevin Lam, Kelsie Thu, Michelle Tsang, Margo Moore und Gerhard Gries: Bacteria on housefly eggs, Musca domestica, suppress fungal growth in chicken manure through nutrient depletion or antifungal metabolites In: Naturwissenschaften (2000) Band 96, Seite 1127–1132.
- ↑ Ärzte-Zeitung: Marburger Frühchen stirbt nach Sepsis („In Marburg ist ein extrem kleines Frühchen nach einer Keiminfektion gestorben. Auch der Zwilling ist erkrankt.“). Meldung vom 8. April 2014.