Kehrli (Utzenstorf)

Die Familie Kehrli bzw. Kerli ist seit spätestens 1520 in Utzenstorf ansässig.
Geschichte
Seit dem frühen 14. Jahrhundert ist der Familienname Kerli im Raum des ehemaligen Amtes Fraubrunnen greifbar. Ein Junker aus der Familie der Frieso verkaufte 1310 in Jegenstorf an Peter von Krauchthal zwei Hofstätten samt Kirchensatz und Vogtei sowie anderen Grundstücken in Jegenstorf. Eines dieser Grundstücke wurde in der Kaufurkunde als situm ibidem inter duos rivos prope domum Kerlis (gelegen zwischen zwei Bächen, neben dem Haus Kerli) beschrieben. Im Jegenstorfer Jahrzeitbuch werden unter dem 6. April Wernher Kerli, seine Frau Berchta und ihr Sohn Burkard erwähnt.[1] Vielleicht ist der genannte Burkard identisch mit herr Burckart Kerlis, ritters, der im Jahrzeitbuch der Kirche Worb eingetragen ist.[2] Die Nennung Herr Burkard Kerli Ritter weist eindeutig darauf hin, dass der besagte Burkard die Ritterwürde besass. Ländliche Honoratioren konnten den nicht erblichen Ritterschlag erhalten, wenn sie sich in Kriegen besonders hervorgetan hatten. Namensträger liessen sich auch in den nahegelegenen Städten Bern und Solothurn nieder. Ein Claus Kerli findet sich im 15. Jahrhundert als Burger in Solothurn.
In der 1437 entstandenen Handschrift des Landshuter Urbars des Rudolf von Ringoltingen erscheint der Name Kerli noch nicht, doch finden sich darin zahlreiche Handänderungen, die bezeugen, dass verschiedene Angehörige der Familie im Verlauf des 15. Jahrhunderts in Utzenstorf Land erwerben konnten. Im ältesten Büren-Urbar erscheint 1520 erstmals ein Träger des Namens Kerli in Utzenstorf: Benedict Kerli von Utzistorff, der daselbst die Ackermatt erwarb.[3] Dieser dürfte identisch sein mit dem Utzenstorfer Ammann Bendicht Kerli, der 1527 zusammen mit seinem Amtskollegen zu Bätterkinden die Antwort der Vogtei Landshut auf das bernische Reformationsmandat unterzeichnete. Das erste Taufbuch der Kirchhöre Utzenstorf wurde 1555 begonnen und enthält zahlreiche Eintragungen unter dem Namen Kerli.
1625 wurde der Utzenstorfer Tischmacher Martin Kerli[4] in Bern zum Burger angenommen, allerdings später im Rahmen einer Gesetzesrevision wie viele andere zum Hintersassen (Geduldeter) herabgestuft. 1660 wurde der ebenfalls aus Utzenstorf stammenden Tischmacher Mathis Kerli als Stubengeselle der Gesellschaft zu Zimmerleuten in Bern angenommen, allerdings als äusserer Meister und Hintersasse, da das bernische Burgerrecht 1651 geschlossen wurde. Sein Zweig erlosch in Bern nach einer Generation wieder.
Johannes Kehrli (1749–1803) verliess 1798 mit seiner Gattin Barbara Jost die Gemeinde Utzenstorf und liess sich in der Fuhrenweid (Oberbalm) nieder. Ein anderer Zweig liess sich in Neuchâtel und Le Locle nieder. Johannes Kehrli (1844–1921) verliess Oberbalm und betätigte sich im Berner Mattequartier als Dachdecker. Er übernahm 1884 das Dachdeckergeschäft des Ulrich Steiner (1787–?), welches seit mindestens 1822 an der Matte bestand.[5] Seine Nachkommen besitzen seit 1967 das Burgerrecht von Bern und gehören der Gesellschaft zu Mittellöwen an.
Personen
- Charles Kehrli, Uhrmacher in Le Locle
- Jakob Otto Kehrli (1892–1962), Jurist und Schriftsteller
- Ernst Kehrli (1918–1984), Künstler, Hotelier
- Yvonne Kehrli–Zopfi, Regierungsstatthalterin
- Oli Kehrli (* 1976), Liedermacher
Wappen
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Blasonierung: „Geviertet, 1 und 4, in Silber eine aus einem roten Topf wachsende siebenblätterige grüne Linde, 2 und 3, in Rot eine silberne Lilie.“[6] |
| Wappenbegründung: Das Wappen haben bereits der eidg. Oberstleutnant Jakob Kehrli wie auch Johann Kehrli, Fürsprecher, beide von Utzenstorf, in den frühen 1840er Jahren als Siegel verwendet, allerdings in einer nicht eindeutigen Tingierung. In der vorliegenden Form wird es von dem 1967 in Bern eingebürgerten Zweig gemäss den Richtlinien der Burgergemeinde Bern geführt. Andere Zweige führen abweichende Wappen. |
Quellen
- Fontes Rerum Bernensium. Band 1.
- Urbarien Fraubrunnen 32 im Archivkatalog des Staatsarchivs Bern.
- Urbarien Büren 1 im Archivkatalog des Staatsarchivs Bern.
- Vogtsrechnungen, Kerli, Kehrli, ca. 1700–ca. 1800, GEN 2091 im Archivkatalog des Staatsarchivs Bern.
- Kehrli, Elisabeth (1806–?) an Bitzius, Albert (1797–1854), 1821, N Jeremias Gotthelf 25.4 (43) im Katalog der Burgerbibliothek Bern
- Familienwappen Kehrli, Utzenstorf im Archivkatalog des Staatsarchivs Bern.
- Goldenes Buch (Ehrenmitglieder, verdiente Mitglieder), Fotoalbum, 1878–1992, GA PFV 157 im Katalog der Burgerbibliothek Bern
- Rollfilm 1108 Hochzeit Kehrli, Nydeggkirche / Hochzeit Forster, Johanneskirche, 1948.08.28-1948.09.04, N Eugen Thierstein im Katalog der Burgerbibliothek Bern
- Einbürgerungsgesuch Fritz Kehrli, 1967–1968, ZA Mittellöwen 144 (10) im Katalog der Burgerbibliothek Bern
- Mattenquartier Bern. In: Blickpunkt vom 20.05.1980. Abgerufen am 13. Mai 2025.
Literatur
- Christian Lerch: Utzenstorf. Bilder aus seiner Vergangenheit. Mit einem Bericht des Pfarrvikars Albert Bitzius aus dem Jahre 1824, Bern 1955.
- Manuel Kehrli: 125 Jahre Kehrli Bedachungen AG 1884–2009, Bern 2009. online (PDF; 4,1 MB)
- Moritz von Stürler: Kriminalprozess des Teutsch-Sekelmeisters Hans Frischherz, enthauptet in Bern vor dem Rathause am 5. März 1640 (Anhang). In: Historischer Verein des Kantons Bern (Hrsg.): Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern. Band 10. Bern 1882, S. 19–234, doi:10.5169/seals-370784.
- Hundert Jahre Pontonierfahrverein Bern 1876–1976, Bern 1976.
- Die Dachdecker. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 405. Zürich 2. September 1973, S. 61 (e-newspaperarchives.ch [abgerufen am 15. Mai 2025]).
- Auf den Spuren des Mattenenglisch. Die «fünfte Landessprache» Stirbt aus. In: Wir Brückenbauer. Nr. 14, 3. April 1959 (e-newspaperarchives.ch [abgerufen am 15. Mai 2025]).
Einzelnachweise
- ↑ Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern. Band 6, S. 570. Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern. Band 9, S. 92. Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Urbarien Büren 1 im Archivkatalog des Staatsarchivs Bern.
- ↑ von Stürler 1882, S. 96.
- ↑ Adressenbuch der Republik Bern (1822), S. 31. online
- ↑ Wappen Kehrli B (Mittellöwen) im Archivkatalog des Staatsarchivs Bern. Wappen Kehrli B (Mittellöwen) im Katalog der Burgerbibliothek Bern
