Kathedralkirche St. Boris der Täufer

Kathedralkirche St. Boris der Täufer
Haupteingangsseite Ost

Haupteingangsseite Ost

Daten
Ort Berlin-Neukölln,
Herrmannstraße
Architekt Louis Arndt
Bauherrin Evangelische Kirchengemeinde Alt-Berlin
Baustil Neogotik, Backsteinbauwerk
Baujahr 1900
Bauzeit 1899;
seit 2002 (Sanierung und Umbau)
Grundfläche 300 m²
Koordinaten 52° 28′ 16,1″ N, 13° 25′ 36,8″ O
Kathedralkirche St. Boris der Täufer (Berlin)
Kathedralkirche St. Boris der Täufer (Berlin)
Besonderheiten
Glaubenswechsel

Die Kathedralkirche St. Boris der Täufer (vollständiger Name: Kathedralkirche des Heiligen Zaren Boris des Täufers) ist ein Gotteshaus im Berliner Bezirk Neukölln, Ortsteil Neukölln. Sie hat ihren Ursprung in einer Friedhofskapelle aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und wurde in den 2000er Jahren an die bulgarische orthodoxe Gemeinde Berlins langfristig verpachtet. Als Kirchenpatron gilt seit dem Eigentumswechsel Zar Boris der Täufer.[1]

Das Bauwerk, obwohl historisch gut erhalten und außen frisch renoviert, steht wegen seiner massiven Umbauten nicht unter Denkmalschutz.

Lage

Die Adresse der Kirche lautet Hermannstraße 84–90, 12051 Berlin, was genau dem Haupteingang des Friedhofs entspricht, Zusatz: Anita-Berber-Park. Das Gotteshaus steht westlich des Eingangs am Hauptweg an einem Rondell.[2] Der Weg war im Jahr 1910 noch durchgängig und ein Teil der Warthestraße.[3][4]

Geschichte

Der Sakralbau wurde für die Evangelische Jerusalems- und Neue Kirch-Gemeinde von Alt-Berlin im damaligen Berliner Vorort Rixdorf nach Plänen des Baumeisters Louis Arndt[5] in den Jahren 1899/1900 auf dem Gelände des Gemeindefriedhofs errichtet.[2] Fast genau 100 Jahre diente die Kapelle ihrem Zweck, allerdings konnten wegen knapper Kassen in den späten Jahren kaum Erhaltungsarbeiten ausgeführt werden.

Nach ersten Kontakten zu Beginn der 1990er Jahre hat die evangelische Gemeinde die Kapelle im Jahr 2002 an die bulgarisch-orthodoxe Gemeinde in Berlin für die Dauer von 30 Jahren verpachtet. Als Bedingung galt, das Bauwerk in seiner christlichen Funktion zu erhalten. Die bulgarische Gemeinde setzte und setzt sie seitdem in kleinen Schritten instand, und sie recherchierte auch die Geschichte des Geländes. Daher ließ sie eine Gedenktafel für hier untergebrachte Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs am Gebäude anbringen.

Direkt an der Kirchenwand neben dem Eingang weist ein Schild auf den neuen Namen des Sakralbaus hin. Der bulgarische Text auf der Tafel lautet: „Bulgarische orthodoxe Kirche ,Heiliger Zar Boris der Täufer‘, Gr(uppe) Berlin“.

Im Jahr 2003 konnte der Eröffnungsgottesdienst gefeiert werden. Die offizielle Kircheneinweihung fand am 29. Mai 2005 unter Anwesenheit von Simeon, dem Metropoliten von West- und Mitteleuropa, vom damaligen Bulgarischen Ministerpräsidenten Simeon Sakskoburggotski (vormals Zar Simeon II.), vom Bischofsvikar Tichon, vom Archimandriten Charalampi (aus der bulgarischen Stadt Warna) sowie weiterer Geistlicher statt. Der Bau wurde dem Heiligen Zaren Boris I., dem Täufer als Kathedrale für West- und Mitteleuropa gewidmet.[1]

Architektur

Außen

Südliche Außenansicht

Der Sakralbau ist ein neugotischer Backsteinbau, an dem besonders die vielen Strebepfeiler auffallen.[2]

Es gibt keinen Kirchturm, direkt auf dem Dachfirst des Hauptschiffes wurde ein Kreuz aufgesetzt.

Der Osteingang wird mittels eines Spitzbogen-Portals gebildet. In das Innere führen eine kurze Treppe mit fünf Stufen und eine hölzerne geschnitzte Tür.

Im Ziergiebel über dem Portal ist ein Medaillon aus Terrakotta eingearbeitet, das das Porträt eines christlichen Heiligen zeigt.

Oberhalb des Eingangsvorbaus ist ein großes rundes Fenster eingearbeitet.[6]

Die Kirchenfenster, von denen es an beiden Längswänden zwei höhere und im östlichen und Eingangsbereich je zwei niedrigere gibt, sind dreiteilige Spitzbogenfenster. Alle Fenster sind mit farbigen Darstellungen oder Ornamenten versehen.

Neben dem Haupteingang befindet sich ein barrierefreier Zugang an der Südostecke. Der führte höchstwahrschein in den Abschiedsraum der Kapelle für die nächsten Angehörigen des Verstorbenen.

Auf der Westseite gibt es einen weiteren stufenlosen Eingang, über dem in einem Giebel eine sehr große farbige Fensterrose Licht in das Innere hineinlässt.

Halbhoch über dem Erdniveau sind auf der Südseite sechs Spitzbogenfenster zu erkennen, dahinter verbirgt sich eine frühere Krypta.[7]

Innen

Als Kapellenbau besteht das Innere nur aus einem Kirchenraum ohne Seitenschiffe.

Er wurde in orthodoxer Weise umgestaltet und ausgestattet, beispielsweise eine Ikonostase anstelle eines Altars aufgestellt. Außerdem wurden die Innenflächen des Kreuzrippengewölbes mit Szenen und Heiligen aus der orthodoxen Kirche neu ausgemalt.

Die in Friedhofskapellen üblichen Holzbänke haben die bulgarischen Pächter durch bequeme Armlehnstühle ersetzt, die mit rotem Stoff bezogen sind.[7]

Commons: St.-Boris-der-Täufer-Kathedrale – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Kommentare

  1. a b Website der bulgarischen Kirchengemeinde. Abgerufen am 6. September 2025.
  2. a b c Kirchendatenblatt. Abgerufen am 6. September 2025.
  3. Rixdorf > Gemeindeübersichtsplan, siehe Friedhof westlich der Hermannstraße. In: Berliner Adreßbuch, 1910, Teil V, S. 372.
  4. Rixdorf > Evangelische Kirche > Kirchhöfe von Berliner Gemeinden > Jerusalemer und Neue Gemeinde. In: Berliner Adreßbuch, 1910, Teil V, S. 375.
  5. Kommentar:In den Berliner Adressbüchern (auch für die Vororte geltend) gibt es in der fraglichen Zeit (1899 bis 1905) nur einen Architekten Arndt: Albert Arndt [1]. Als Louis ist nur ein Kaufmann [2] enthalten.
  6. Baubeschreibung aus den verfügbaren Fotos abgeleitet.
  7. a b siehe Interview Angelov