Kathedrale von Bordeaux

Nördliche Querhausfassade mit hoch­goti­schem Portal und spät­goti­scher Flam­bo­yant-Rosette

Die Kathedrale Saint-André ist ein Sakralbau in Bordeaux (Frankreich), der dem Erzbistum Bordeaux als Sitz dient. Das Kulturdenkmal wurde im Jahr 1862 als Monument historique klassifiziert und steht als solches unter Denkmalschutz.

Geschichte und Architektur

Der Turm Pey-Berland und die Kathedrale Saint-André
Langhaus von Nordwesten, frühgotische Fenster
Kapellen des Umgangschors, früh-hochgotische Maßwerkfenster.

Die Kathedrale ist mit 124 m Länge, 18 m Breite im Querhaus, 23 Meter Höhe im Langhaus und 29 Meter Höhe im Chor der größte und bedeutendste Sakralbau der Stadt Bordeaux. Im 1096 durch Papst Urban II. geweihten Vorgängerbau fanden 1137 die Hochzeit von Eleonore von Aquitanien mit Ludwig VII. statt (die 1152 aufgelöst wurde). In der heutigen, gotischen Kathedrale fand mehr als viereinhalb Jahrhunderte später 1615 die Hochzeit von Ludwig XIII. mit Anna von Österreich statt.

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde das trotz seiner Größe einschiffige Langhaus im Stil der Angevinischen Gotik errichtet. Die frühgotische Westfassade ist völlig schmucklos und verfügt über keine Portalanlage. Die paarigen schlanken Spitzbogenfenster an den Längswänden stammen aus derselben Zeit. An der Nordseite des Langhauses wurde um 1250 das hochgotische Königsportal eingebaut. Um 1280 erhielt die Kirche einen neuen Umgangschor mit Kapellen in Formen der nordfranzösischen Gotik, dessen Umgang jedoch angevinische Gewölbe hat.

Im Unterschied zu nordfranzösischen Gepflogenheiten wurde aber nicht die Westfassade zum architektonischen Schwerpunkt, sondern vier Flankentürme um die Vierung. Bordeaux unterstand ja immer noch der englischen Krone, und in der englischen Gotik war es nicht unüblich, die Vierung repräsentativer zu gestalten als die Westfassade; die Bordeauxer (franz.: bordelaise) ist allerdings außergewöhnlich schlicht. Durch diese Vierturmgruppe hat das Querhaus zwei Doppelturmfassaden.

Das Nordportal vom Anfang des 14. Jahrhunderts zeigt einen reichen Skulpturenschmuck mit Figuren der Erzbischöfe von Bordeaux. Es wird von zwei 81 Meter hohen Türmen mit spitzen, gotischen Turmaufsätzen überragt. Um 1350 war Erweiterung vollendet. Im 15. Jahrhundert bekam die Nordquerhausrose ein neues Flamboyant-Maßwerk, die Südquerhausrose bewahrt dagegen das Maßwerk des 14. Jahrhunderts.

Während der Französischen Revolution wurde die Inneneinrichtung zerstört, die Kathedrale selbst in eine Scheune umgewandelt.

Die Kathedrale steht seit 1998 als Teil des „Jakobswegs in Frankreich“ auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.

Dem Chor auf südlicher Seite ist der isoliert stehende Glockenturm Tour Pey-Berland vorgelagert, der aus den Jahren 1440–66 stammt und nach dem Bischof Pey-Berland benannt ist. 1863 wurde der 50 Meter hohe Turm durch die Marienstatue Notre-Dame d'Aquitaine erhöht.

Orgel

Orgel

Die Kathedrale Saint-André in Bordeaux besitzt eine lange Orgeltradition, die bereits im 14. Jahrhundert bezeugt ist. 1427 wird ein Instrument des Orgelbauers Jacques de Rasta erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte folgten mehrere Instrumente aufeinander, die oft zerstört, wiederaufgebaut oder umgestaltet wurden. Seit der Renaissance beherbergte die Kathedrale zwei Orgeln: eine große Orgel auf der Empore und eine Chororgel. Die große Orgel, mehrfach umgebaut und erweitert (u. a. im 17. Jahrhundert durch Valéran de Héman), entwickelte sich zu einem monumentalen Instrument in einem imposanten Prospekt.Prospekt.

Nach der Französischen Revolution verschwanden beide Orgeln. 1804 wurde die Orgel aus La Réole (Jean-Baptiste Micot, 1766) nach Saint-André überführt, doch wenig später als unzureichend beurteilt. 1811 wurde sie gegen die Orgel der Abtei Sainte-Croix eingetauscht, die Dom Bedos de Celles (1748) zugeschrieben wird und als Meisterwerk des französischen Orgelbaus gilt. Windladen und Pfeifen wurden 1816/1817 in den Prospekt von Micot integriert, den der Architekt Combes vergrößert hatte. Die Orgel verfügte nun über 47 Registern auf 4 Manualen und Pedal und beeindruckte durch die monumentalen Dimensionen ihres Gehäuses.

Im 19. Jahrhundert restaurierte Henry (1837–1841) die Orgel und erweiterte sie auf 49 Register. Wenner (1875–1877) erneuerte die Mechanik und fügte ein großes romantisches Schwellwerk hinzu, sodass das Instrument schließlich 56 Register umfasste.

Im 20. Jahrhundert verschlechterte sich das Instrument trotz verschiedener Eingriffe zunehmend. 1972 beschloss die Kommission für historische Denkmäler, den großen Prospekt zu erhalten und die Dom-Bedos-Elemente nach Sainte-Croix zu übertragen, um dort seine Orgel zu rekonstruieren.

1975 baute die Firma Danion-Gonzalez ein neues Instrument in das historische Gehäuse ein. Ursprünglich mit mechanischer Traktur konzipiert, musste es 1987 elektrifiziert werden und zeigte bald gravierende Konstruktionsmängel. Zahlreiche Eingriffe (1992, 1997, 1999, 2001, 2002, 2004, 2010) blieben ohne dauerhaften Erfolg. Nach zehn Jahren Studien schrieb die Direction Régionale des Affaires Culturelles (DRAC) Nouvelle-Aquitaine als die zuständige staatliche Behörde 2023/2024 der Bau einer neuen Orgel aus. Den Auftrag erhielten Rieger Orgelbau und Orglez L’Haridon-Freyburger. Die neue Orgel, deren Fertigstellung für 2030 vorgesehen ist,[1] wird im restaurierten historischen Gehäuse Platz finden. Ihre Finanzierung stützt sich teilweise auf eine laufende Patenschaftskampagne.[2]

I Positif de Dos C–c4
Montre 8′
Bourdon 8′
Flûte 8′
Prestant 4′
Flûte 4′
Nazard 223
Doublette 2′
Tierce 135
Larigot 113
Fourniture IV
Cymbale III
Cornet V
Trompette 8′
Cromorne 8′
Clairon 4′
II Grand Orgue C–c4
Montre 16′
Bourdon 16′
Montre 8′
Bourdon 8′
Flûte 8′
Gros Nazard 513
Prestant 4′
Grosse Tierce 315
Quinte 223
Doublette 2′
Tierce 135
Grosse Fourniture III
Fourniture VI
Cymbale IV
Grand Cornet V
Bombarde 16′
Trompette 8′
Trompette en cham. 8′
Clairon 4′
Clairon en cham. 4′
III Récit expressif C–c4
Bourdon 16′
Principal 8′
Bourdon 8′
Flûte 8′
Violoncelle 8′
Voix céleste 8′
Principal 4′
Flûte 4′
Doublette 2′
Plein Jeu V
Cornet V
Basson 16′
Trompette 8′
Hautbois 8′
Voix humaine 8′
Clairon 4′
IV Echo expressif C–c4
Cor de nuit 8′
Flûte à fuseau 4′
Quarte de nazard 2′
Piccolo 1′
Sesquialtera II
Cymbale III
Régale 8′
Chalumeau 4′
Pédale C–g1
Soubasse 32′
Principal 16′
Soubasse 16′
Flûte 16′
Principal 8′
Bourdon 8′
Flûte 8′
Principal 4′
Flûte 4′
Principal 2′
Grosse Sesquialtera II
Plein Jeu V
Bombarde 32′
Bombarde 16′
Trompette 8′
Trompette en ch. (GO) 8′
Clairon 4′
Clairon en ch. (GO) 4′
Clairon 2′
  • Koppeln: I/II, III/II, IV/II, III/I, IV/I, I/P, II/P, III/P, IV/P, I–IV/P

Einzelnachweise

  1. Quelle est la date prévue pour l’inauguration?, abgerufen am 12. September 2025.
  2. Faites battre le cœur du nouveau Grand Orgue de Bordeaux auf orguecathedralebordeaux.fr, abgerufen am 12. September 2025.
Commons: Kathedrale von Bordeaux – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 44° 50′ 15,6″ N, 0° 34′ 39,2″ W