Karst (Werkzeug)
Der Karst, auch Zwei-/Dreizahn, lokal auch Hacke, ist ein mit zwei (seltener auch drei) rechtwinklig abgebogenen, stabilen spitzen oder stumpfen Zinken versehenes Werkzeug für Landwirtschaft und Garten, das von der Hacke abgeleitet ist.
„Zwei besondere Formen der H(acke) sind der bis ins 20. Jh. als Zeichen des Bauernstandes geltende Karst mit zwei starken, rechtwinklig nach unten gebogenen Zinken für die Bearbeitung von Reben und Hackfrüchten sowie der rechenartige Kräuel mit zwei bis drei gebogenen Zinken, der vor allem im Gartenbau Verwendung findet.“[1]
Zum Begriff
Der Begriff Karst ist von kehren abgeleitet, „der karst ist das werkzeug zum ‚umkehren‘ … des erdreichs, wozu es heute noch dient,“[2] Das zugehörige Verb ist karsten oder kärsten.[3]
Die Bezeichnung Karst wurde ursprünglich insbesondere in Ober-Sachsen und Oberdeutschland verwendet.[4] Heute findet sich der Karst und die Karst-Hacke auch in den Katalogen der Hersteller von Gartengeräten und in Online Shops.
Verwendung und Geschichte
Damit auch schlagend gearbeitet werden kann, ist der Stiel nicht in einer Tülle, sondern wie bei einem Beil in einem geschmiedeten Haus gefasst.

Der Karst wurde schon in der Antike zur Bodenlockerung und zur Ernte von Feldfrüchten genutzt. Er wurde im Mittelalter als Übergabesymbol bei der Verleihung bäuerlicher Güter benutzt und galt bis ins zwanzigste Jahrhundert als Sinnbild des Bauernstandes.
Bauformen
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Karst, deutsch -
Leichte Gartenharke mit Harkenblatt und Karst, vor allem in Ostösterreich auch Heindl genannt -
Renchtal-Karst mit flachen Zinken -
Renchtal-Karst, Zinken dreieckig profiliert -
Zahlreiche Hackenblatt- und Karsttypen (unten), Centro Etnográfico de Soutelo de Montes, Pontevedra -
Rübenzieher, auch als Griffel bezeichnet, zur Handrodung von Rüben nach dem Kyffhäuserverfahren (um 1910)
Der Krail, meist mit vier Zinken, ist weniger robust und für Zieharbeiten geeignet (Stallmist, Stroh, Reisig).
Heraldik: Der Karst als Wappenbild
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Ein schräglinks gestellter roter Karst im Wappen von Hochheim am Main, Main-Taunus-Kreis -
Wappen der Gemeinde Karsdorf, Burgenlandkreis -

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Sora (Barcelona, Spanien) – katalanisch àrpies; spanisch escardillo, gekreuzt mit einer Hacke (Haue) -

Siehe auch
- Hans Maurer (Prediger) auch Karsthans genannt.
- Thomas Murner in der satirischen Flugschrift Karsthans von 1521 hart angegriffen.
Literatur
- Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyclopaedie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung. 35. Teil. Berlin 1785, S. 201–202; Digitalisat der Österreichischen Nationalbibliothek und 20. Teil, Berlin 1780, S. 582–584 Digitalisat der Österreichischen Nationalbibliothek und Tafel 11 Digitalisat der Österreichischen Nationalbibliothek
Weblinks
- Karst bzw. Hacke. Landeskunde entdecken online – LeoBW.
- ObjektKarst-Hacke. Portal Alltagskulturen im Rheinland.
Einzelnachweise
- ↑ Anne-Marie Dubler: Hacke. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 16-10-2007, abgerufen am 1. Februar 2025.
- ↑ karst. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 11: K – (V). S. Hirzel, Leipzig 1873, Sp. 230 (woerterbuchnetz.de). Karst. In: Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801). Band 2. Sp. 1503; woerterbuchnetz.de
- ↑ kärsten. In: Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801). Band 2. Sp. 1505; woerterbuchnetz.de
- ↑ Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyclopaedie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung.