Karoline Kuschel

Karoline Kuschel (* 6. März 1855 in Kronstadt, Siebenbürgen als Karoline Friese; † 3. Mai 1917 in Wien) war eine österreichische Schauspielerin, Schauspiellehrerin, Theateragentin und Schriftstellerin. Sie schrieb auch unter dem Pseudonym Fritz Michael.

Leben und Wirken

Karoline Kuschel wurde am 6. März 1855 als Tochter des Schauspielers Carl Adolf Friese (1831–1900) in der siebenbürgischen Stadt Kronstadt als Karoline Friese geboren. Sie hatte mindestens einen Bruder, den späteren Schauspieler Carl Friese (1857–1912), der wiederum in Ödenburg zur Welt kam. Bis zu ihrer Heirat im Jahr 1876 war sie als Tänzerin und Schauspielerin tätig und widmete sich erst in späteren Jahren der Schriftstellerei. Als Schauspielerin war sie unter anderem im Jahr 1872 im Landschaftlichen Theater Graz in Die Verse Friedrichs des Großen, einem historischen Lustspiel in drei Akten von Leopold von Sacher-Masoch zu sehen.[1][2][3] Ein Jahr später sah man sie in gleicher Lokalität im Lustspiel Die Gruft der Väter von Roderich Benedir.[4][5] Auch noch etwas später im Jahr wurde sie als Soubrette im Personalstand des Grazer Landestheater geführt.[6] Ende November 1873 wurde im Landestheater Die Fremden, ein weiterer Dreiakter von Roderich Benedir, mit Karoline Friese aufgeführt.[7] In den 1880er und 1890er Jahren engagierte sie sich in Graz unter anderem im Frauenverein für Kinderbewahranstalten, wo sie beispielsweise bei der Beschaffung von Kleidung für arme Kinder mithalf.[8][9][10] Ebenso beteiligte sie sich am Verein für Krippen in Graz.[11]

Nach dem Tod ihres Ehemannes gründete sie eine Theaterschule und -agentur. Sie redigierte die Theaterzeitung Thalia und trat vor allem um die Jahrhundertwende als Autorin im Theaterbereich aber auch im Kinder- und Jugendbereich in Erscheinung. 1899 veröffentlichte sie Verspielt (manchmal als Drama, manchmal als Libretto bezeichnet) und brachte im Folgejahr das Märchenbuch Fünf Märchen für große Kinder. Unter dem Pseudonym Fritz Michael schrieb sie gemeinsam mit Rudolf Angely-Geyer das Schauspiel Gefundener Hafen (1905), ehe im Jahr 1907 das Drama Zwischen zwei Eiden erschien.

Am 3. Mai 1917 starb Karoline Kuschel im Alter von 62 Jahren im Krankenhaus Wieden in Wien an einer Gebärmutterentartung (vermutlich Gebärmutterkrebs).[12][13] In zwei Sterbebucheinträgen wird Kuschel als geschiedene Kaufmannsgattin angegeben.[12][13] Dabei geht jedoch nicht her, ob sie nach dem Tod ihres ersten Ehemannes noch ein weiteres Mal geheiratet hatte. Zuletzt wohnhaft war die nach Graz, Steiermark, zuständige Kuschel in der Margaretenstraße 47 im vierten Wiener Gemeindebezirk.[12][13] Ihre Beerdigung fand am 6. Mai 1917 am Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 84, Reihe 25, Nummer 7) statt.[12][13][14] In den zeitgenössischen Zeitungen wurde sie anlässlich ihres Ablebens als Schauspiellehrerin gewürdigt.[15][16]

Werke (Auswahl)

  • 1899: Verspielt (Drama/Libretto)
  • 1900: Fünf Märchen für große Kinder
  • 1905: Gefundener Hafen (Schauspiel; unter dem Pseudonym Fritz Michael; gemeinsam mit Rudolf Angely-Geyer)
  • 1907: Zwischen zwei Eiden (Drama)

Literatur

  • Ilse Korotin (Hrsg.): biografıA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2: I–O. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2016, ISBN 978-3-205-79590-2, S. 1873.
  • Susanne Blumesberger: Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendbuchautorinnen (zwei Bände). Band 1: A–K. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2014, ISBN 978-3-205-78552-1, S. 620.
  • Deutsches Literatur-Lexikon. Band 10. De Gruyter, Berlin 1986, ISBN 978-3-907820-10-0, S. 485.

Einzelnachweise

  1. Landschaftliches Theater in Graz.. In: Grazer Volksblatt, 20. Februar 1872, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gre
  2. Landschaftliches Theater in Graz.. In: Grazer Volksblatt, 22. Februar 1872, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gre
  3. Landschaftliches Theater in Graz.. In: Grazer Volksblatt, 23. Februar 1872, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gre
  4. Grazer und Provinzial-Nachrichten.. In: (Grazer) Tagespost, 24. Februar 1873, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gpt
  5. Landschaftliches Theater in Graz.. In: Grazer Volksblatt, 26. Februar 1873, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gre
  6. Kleine Mittheilungen.. In: Der Steirer Seppel / Steirer Seppel. Humoristisches Volksblatt / Steirer Seppel. Illustrirtes humoristisches Volksblatt, 10. April 1873, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sts
  7. Grazer und Provinzial-Nachrichten.. In: (Grazer) Tagespost, 23. November 1873, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gpt
  8. (Zur Kleiderbetheilung in den Kinderbewahranstalten.). In: (Grazer) Tagespost, 17. Dezember 1882, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gpt
  9. Kleiderbetheilung. In: Grazer Volksblatt, 8. Jänner 1889, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gre
  10. Kleider-Vertheilung durch den Frauen-Verein für Kinder-Bewahranstalten in Graz.. In: Grazer Volksblatt, 22. Dezember 1893, S. 10 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gre
  11. Vermischtes.. In: Grazer Volksblatt, 26. Jänner 1890, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gre
  12. a b c d Sterbebuch Wien-04., St. Elisabeth, tom. XXX, fol. 54 (Faksimile), abgerufen am 7. September 2025
  13. a b c d Sterbebuch Wien-04., Wieden (Paulanerkirche), tom. ?, fol. 78 (Faksimile), abgerufen am 7. September 2025
  14. Karoline Kuschels Grab auf der offiziellen Webpräsenz der Friedhöfe Wien, abgerufen am 7. September 2025
  15. (Todesfälle.). In: Neues Wiener Journal, 10. Mai 1917, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwj
  16. Sterbefall.. In: Neuigkeits-Welt-Blatt / Neuigkeits-Welt-Blatt (Provinz-Ausgabe/Land-Ausgabe), 11. Mai 1917, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb