Karoline Brandauer

Karoline Brandauer (* 16. März 1925 in Adnet; † 15. März 1989 in Oberndorf bei Salzburg) war eine österreichische Schriftstellerin.

Leben und Werk

Als außereheliches Kind einer Bauernmagd geboren, wuchs Karoline Brandauer bei Zieheltern in Oberndorf bei Salzburg auf. Nach der Absolvierung einer Lehre begann sie als Verwaltungsbedienstete im Oberndorfer Gemeindeamt zu arbeiten. In den 1950er Jahren veröffentlichte sie erste lyrische Texte in Zeitschriften und Anthologien, u. a. in dem von Hans Weigel herausgegebenen Periodikum Stimmen der Gegenwart. Eine Lesung Brandauers in Salzburg wurde 1953 vom jungen Thomas Bernhard, der als Journalist für das Demokratische Volksblatt tätig war, sehr positiv aufgenommen.[1]

1954 und 1955 nahm Brandauer als Autorin an der renommierten Österreichischen Jugendkulturwoche in Innsbruck teil und knüpfte dort Kontakte im literarisch-künstlerischen Feld.[2] Mit Hans Weigel stand sie über lange Zeit in brieflichem Austausch. Die Bekanntschaft mit dem Wiener Maler Kurt Absolon, den sie 1954 in Innsbruck kennengelernt hatte, hat Brandauer in dem Prosatext Eine Begegnung geschildert.[3] Nach einer Gehirnblutung musste sie 1964 ihre berufliche Tätigkeit aufgeben, war aber weiterhin als Autorin tätig.[4]

Ihr literarisches Werk umfasst neben einzelnen kürzeren Prosatexten vor allem Gedichte, die ihre Auseinandersetzung mit christlicher Tradition und literarischer Moderne gleichermaßen dokumentieren. Wichtige historische Bezugsgrößen ihres Schreibens waren u. a. Annette von Droste-Hülshoff, Hermann Hesse, Rainer Maria Rilke, Georg Trakl und Karl Heinrich Waggerl. 1969 erschien der Lyrikband Vor einem Haselzweig, der 1984 in erweiterter Form neu aufgelegt wurde. Zu ihren berühmtesten Texten zählt das Gedicht 24.12.1818, in dem die Entstehung des Weihnachtsliedes Stille Nacht thematisiert wird.

Der Nachlass der 1989 verstorbenen Autorin wird seit 2025 im Literaturarchiv Salzburg aufbewahrt.[5]

Nach ihr ist der Karoline-Brandauer-Park in Oberndorf benannt, in dem sich auch ein Gedenkstein für die Autorin befindet.[6]

Veröffentlichungen

  • Vor einem Haselzweig. Gedichte. Wien: Österreichische Verlagsanstalt 1969.
  • Später Schnee. Salzburg: Podium 70 [1979] (= Lyrische Streifen, Folge 41).
  • Vor einem Haselzweig. Gedichte. Wiener Neustadt: Weilburg 1984. [erweiterte Neuausgabe]
  • Lyrik und Prosa. Oberndorf bei Salzburg: Tourismusverband Oberndorf 2010.

Literatur

  • Silvia Bengesser: Literaturlandschaft Flachgau. Salzburg: Edition Eizenbergerhof 2017, S. 31–33.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Thomas Bernhard: Werke. Bd. 22/1: Journalistisches. Reden. Interviews. Hrsg.: Wolfram Bayer, Martin Huber, Manfred Mittermayer. Suhrkamp, Berlin 2015, ISBN 978-3-518-41522-1, S. 320.
  2. Christine Riccabona, Erika Wimmer, Milena Meller: Die Österreichischen Jugendkulturwochen 1950-1969 in Innsbruck. StudienVerlag, Innsbruck u. a. 2006, ISBN 3-7065-1934-8, S. 316 f.
  3. Nachlass von Hans Weigel in der Wienbibliothek im Rathaus, ZPH 1561, Archivbox 51.[1]
  4. Friedrich Lepperinger: Karoline Brandauer. In: Karoline Brandauer: Lyrik und Prosa. Tourismusverband Oberndorf, Oberndorf 2010, S. 84–92.
  5. Bestandserweiterungen - Universität Salzburg. In: plus.ac.at. 19. Mai 2025, abgerufen am 22. Juli 2025 (deutsch).
  6. Karoline-Brandauer-Park - Oberndorf bei Salzburg - Salzburger Land - Park. In: Skiwelt.de. 5. Oktober 2022, abgerufen am 25. Juli 2025.