Karl Freund (Kunsthistoriker)

Karl Freund (* 9. Juli 1882 in Nußloch; † 25. August 1943 im KZ Auschwitz) war ein deutscher Kunsthistoriker.
Leben
Karl Freund wurde als Sohn des Verwalters Max Freund im badischen Nussloch geboren. Dort und in Heidelberg besuchte er die Volksschule, bevor er wegen des Umzugs der Eltern ab 1891 das Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt absolvierte. Nach dem Abitur studierte er zunächst Jura in Heidelberg und München, dann neuere Philologie und Kunstgeschichte in Heidelberg, Berlin und Freiburg im Breisgau. 1906 wurde er in München in Kunstgeschichte mit einer Arbeit zur „Wand- und Tafelmalerei der Münchner Kunstzone im Ausgange des Mittelalters“ promoviert.
1910 wurde er Volontär am Großherzoglich-Hessischen Landesmuseum in Darmstadt. Ab 1914 leistete er Kriegsdienst während des Ersten Weltkrieges und geriet später in russische Gefangenschaft. Nach Kriegsende war er ab 1919 Kustos am Hessischen Landesmuseum Darmstadt. 1920 heiratete er die Malerin Elisabeth Freund-Fischer (1882–1947).
Als Kustos war Freund für verschiedene Bereich des Landesmuseums wie Gemäldegalerie, Skulpturensammlung und Kunsthandwerk verantwortlich. Besonders intensiv beschäftigte er sich mit der Grafischen Sammlung und zu seinen größten Verdiensten zählt die erstmalige Veröffentlichung von 280 Zeichnungen des 15. bis 18. Jahrhunderts im Mappenwerk Stift und Feder (1928–1931). Er war auch an moderner zeitgenössischer Kunst interessiert, begründete die Sammlung für Fotografie und Plakatkunst und kaufte Grafiken des deutschen Expressionismus an. Viele seiner Erwerbungen gingen jedoch durch die Aktion „Entartete Kunst“ und den Krieg verloren.

Infolge der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde Karl Freund 1933 als Nichtarier entlassen. 1938 erfolgte die Deportation ins KZ Buchenwald. Nach seiner Entlassung aus dem KZ unternahm Karl Freund 1941 einen Versuch, in die USA zu emigrieren, der jedoch scheiterte. Im März 1943 erfolgte seine Verhaftung und Verbringung ins Darmstädter Rundeturmgefängnis. Vom Frankfurter Hauptbahnhof aus wurde er schließlich in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt und ermordet. Seiner Ehefrau gelang es, seinen schriftlichen Nachlass zu retten. Er wird im Hessischen Landesmuseum aufbewahrt. 2019 stiftete das Museum einen Stolperstein in Darmstadt-Bessungen (Eichbergstraße 11), der an Karl Freund erinnert.[1]
Schriften (Auswahl)
- Wand- und Tafelmalerei der Münchener Kunstzone im Ausgange des Mittelalters. Darmstadt 1906 (zugleich Dissertation, München 1906; Digitalisat).
- mit Rudolf Schrey (Hrsg.): Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett des Hessischen Landesmuseums zu Darmstadt. Frankfurt am Main 1928–1929, OCLC 270104155.
Literatur
- Gisela Bergsträsser (Hrsg.): Forschen nach dem Sinn der Kunst. Texte aus dem Nachlaß von Karl Freund. Darmstadt 1988, ISBN 3-87390-091-2.
- Freund, Karl, in: Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. K. G. Saur, München 1999, S. 157f.
- Peter Märker: Karl Freund, in: Stadtlexikon Darmstadt. ISBN 3-8062-1930-3, 2006, S. 272 (Digitalisat).
- Elisabeth Krimmel (Hrsg.): Karl Freund, 1882–1943. Ein jüdischer Kunstwissenschaftler in Darmstadt. Leben und Werk. Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-921434-32-1.
Weblinks
- Freund, Karl. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- ↑ Erinnerung an die Opfer. In: Frankfurter Rundschau. 26. Januar 2019. Abgerufen am 24. August 2025.