Karapapaken

Karapapaken (Eigenbezeichnung: qarapapah, aserbaid. qarapapaqlar) ist das Ethnonym einer turksprachigen Ethnie, welche in der Kaukasusregion ansässig ist. Es gilt heute als umstritten, ob es sich hierbei um Türken oder Aserbaidschaner handelt. Sprachlich steht diese Ethnie Letzteren näher, sodass es allgemein üblich ist, diese zu den Aserbaidschanern zu zählen. Aufgrund ihrer Namensähnlichkeit mit den zentralasiatischen Karakalpaken verbietet sich ihre Zuordnung zu diesen, da die hier beschriebene Ethnie einer anderen Sprachgruppe (oghusisch) innerhalb der Turksprachen angehört.
Auch die Herkunft dieser Ethnie liegt im Dunkel der Geschichte und gilt als umstritten. So sehen einige Turkologen wie Fahrettin Kırzıoğlu sie in Verbindung mit den Kumyken stehend. Es ist wahrscheinlich, dass diese Ethnie von mehreren turksprachigen Volksstämmen abstammt. Nach den Russisch-Türkischen Kriegen (1878) und insbesondere aufgrund der neuen Grenzziehung zwischen dem Russischen und dem Osmanischen Reich kam es zu Abwanderungsbewegungen, sodass heute eine Diaspora besteht.
1944 wurde die Ethnie der Karapapaken zusammen mit anderen Turkvölkerv nach Zentralasien deportiert, da man sie in der damaligen Sowjetunion als „Staatsgefährdend“ saht und ihr eine mögliche Kollaboration mit der Wehrmacht unterstellte. Erst nach ihrer Rehabilitation durch Nikita Chruschtschow (1967) durfte sie in die alten Siedlungsgebiete zurückkehren.
Ethologie und Alternativbezeichnungen
„Karapapken“ „Schwarzmützen“ leitet sich von der traditionellen schwarzen Lammfellmütze (Papak, Kalpak) der Männer ab, die zu den Volkstrachten getragen werden.
In früheren Zeiten, als diese Ethnie noch nomadisch lebte, wurde sie auch unter dem Begriff Kasachen „Unabhängiger, Steppenreiter“ summiert. Als solche werden sie in der Flagge Aserbaidschans berücksichtigt, wo der achtzackige Stern mit den dort lebenden traditionellen Turkvölkern in Verbindung gebracht wird. In der Türkei wird diese Ethnie als karapapaklar und als terekme bezeichnet, ähnlich wie in Aserbaidschan, wo sie heute als tərəkəmə summiert werden.
Größe und Siedlungsgebiete
Es ist unbekannt, wie viele Karapapaken es gibt. 1977 bekannten sich in der Türkei etwa 81.000 Menschen zu dieser Ethnie. Diese siedelte ursprünglich beiderseits der damaligen türkisch-sowjetischen Staatsgrenze. Heute siedeln ihre Angehörigen vereinzelt auch im Iran, Russland und der Ukraine sowie in Kasachstan. In Europa werden diese aufgrund ihrer türkischen Staatsangehörigkeit unter dem Begriff Türken summiert. Während der nomadisch geprägten Zeit siedelten Karapapaken im südlichen Georgien, im Nordwesten Armeniens und im südlichen Dagestan. Überdies auch vereinzelnt in Gruppen im norwestlichen und im zentralen Aserbaidschan. Erst nach Eroberung ihrer Siedlungsgebiete durch das Russische Kaiserreich (1813–1828) migrierte die Mehrheit dieser Ethnie ins benachbarte Osmanische Reich und nach Persien.
Sprache
Ihrer gesprochenen Sprache nach stehen Karalpapaken zwischen Türkisch und Aserbaidschanisch. Da sie jedoch größere Übereinstimmungen mit dem Letzteren aufweisen, wird ihre Sprache in Aserbaidschan als ein Dialekt des Aserbaidschanischen angesehen. Auch scheint die Sprache der georgischen Mescheten ihnen nahe zu stehen, sodass das „Metzler Lexikon Sprache“ das Meschetische als Untergruppe des Karapapakischen klassifiziert.[1]
Siehe auch
Literatur
- Heinz-Gerhard Zimpel: Lexikon der Weltbevölkerung. Geografie – Kultur – Gesellschaft, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg 2000, ISBN 3-933203-84-8
Einzelnachweise
- ↑ Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache, Anhang „Karte Kaukasische Sprache“ (S. 774).