Kap (Eisbär)

Kap im Frühjahr 2025

Kap (* 16. Oktober 2000 im Moskauer Zoo; † 16. Juli 2025 im Zoo Karlsruhe) war der älteste männliche Eisbär (Ursus maritimus) im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm und einer der letzten Vertreter der Moskauer Blutlinie, einer seltenen Abstammungslinie von Eisbären mit sehr diversen und damit wertvollen Erbanlagen.[1]

Er galt als einer der wichtigsten Eisbären Europas, da er als einer der wenigen Mitglieder der „Moskauer Blutlinie“ im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm war und durch seine Fortpflanzung die in Deutschland 2017 einmaligen Erbanlagen erhalten und weitergeben konnte. In dem Programm setzte ihn die European Association of Zoos and Aquaria in mehreren Zoos als Zuchtbär ein.[2][3]

Leben

Eltern

Familienstammbaum von Kap

Beide Eltern stammen aus dem Moskauer Zoo.[4]

Seine Mutter, Murma, wurde 1990 in Freiheit geboren. Im Juni 1991 wurde sie in der russischen Wildnis gefangen und in den Moskauer Zoo gebracht. Murma wurde 30 Jahre alt und starb 2020 in einem für Eisbären ungewöhnlich hohen Alter.[5]

Sein Vater Uold wurde im Moskauer Zoo von den Eisbären Diksa und Umka gezeugt. Er kam 1991 zur Welt und verstarb zwei Jahre nach der Geburt von Kap im Jahr 2002.[6]

Geburt und Kindheit

Kap wurde am 16. Oktober 2000 im Moskauer Zoo geboren. Weil beide Elterntiere die Moskauer Blutlinie hatten, gehört auch Kap zu dieser seltenen und in Europa fast nicht mehr existenten Blutlinie.

Bereits am 9. November 2001 kam Kap in den Karlsruher Zoo und wurde in das Europäischen Erhaltungszuchtprogramm aufgenommen, da man die Moskauer Blutlinie in Europa sichern wollte.[7] Der Umzug von Moskau nach Karlsruhe bedeutete viel Stress für das Tier, da der Umzug für den nur einjährigen Eisbär sehr früh stattfand.[8] In Karlsruhe lebte er mit der Eisbärdame Nika zusammen.[9]

Weitere Stationen und Weitergabe seiner Erbanlagen

Am 23. April 2004, nach etwas mehr als zwei Jahren Aufenthalt in Karlsruhe, wurde Kap in den Tierpark Neumünster gebracht.[10][11]

Dort lebte er für rund neun Jahre bis zum 11. März 2013. Danach brachte man Kap für rund ein Jahr nach Hannover, wo er bis zum 12. Mai 2014 blieb. Dies geschah aufgrund von Umbauarbeiten im Eisbärgehege in Neumünster. Danach wurde er wieder zurück nach Neumünster gebracht.[12][10] Er blieb für weitere drei Jahre in Neumünster.[13]

Kap (unten im Bild) in Hannover mit Sprinter (oben im Bild) 2013

Am 13. April 2017 kam Kap erneut nach Karlsruhe. Dort blieb er für drei Jahre. Man führte an ihm 2017 eine Fruchtbarkeitsuntersuchung durch. Sie ergab, dass er voll fruchtbar und komplett gesund war. Dies war im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms sehr wichtig, da er der einzige Eisbär mit der Moskauer Blutlinie im Programm war und man seine Gene unbedingt erhalten wollte.[14] Man wollte im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms unbedingt eine Fortpflanzung erwirken.[15] Das sollte mit der Eisbärin Nika geschehen. Diese kannte er schon aus seinem früheren Aufenthalt in Karlsruhe. Der Zuchtversuch war nicht erfolgreich. Nika wurde 2019 eingeschläfert.[16]

Am 25. Mai 2020 zog er nach Anordnung des Europäischen Erhaltungsprogramms nach Hamburg in den Tierpark Hagenbeck um, da in Karlsruhe keine Möglichkeit mehr bestand, die Moskauer Blutlinie weiterzugeben. In Hamburg wollte man ihn mit der Eisbärin Victoria verpaaren. Das Projekt in Hamburg sollte so lange gehen, bis Kap sich erfolgreich fortgepflanzt hat.[17] Man führte mit Kaps Sperma die weltweit erste künstliche Befruchtung an einem Eisbär durch. Allerdings scheiterte die künstliche Befruchtung bei Victoria.[17]

Am 19. Dezember 2022 wurde das weibliche Eisbärjungtier Anouk geboren. Die Geburt wurde als kleine Sensation gefeiert.[18][19][20] Im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm war man über die Weitergabe des Erbguts sehr glücklich.[21]

Mika mit seiner Mutter Nuka im Karlsruher Zoo, Mika trägt die seltene Moskauer Blutlinie in sich.

Er verbrachte drei Jahre in Hamburg. Am 5. Juli 2023 kam er zurück nach Karlsruhe, da der „genetisch bedeutsame Eisbär“ auch in Karlsruhe wieder für Nachwuchs sorgen sollte.[22][23] Dies war nach dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm so geplant. Er wurde hierbei als „einer der genetisch besonders wertvollen Eisbären“ bezeichnet.[24] Die häufigen Umzüge aufgrund seiner Gene wurde in den Medien kritisiert.[25] In Karlsruhe sollte er sich mit dem Eisbärweibchen Nuka paaren, um noch weitere Nachkommen mit der Moskauer Blutlinie zu zeugen und die Gene zu sichern.[26]

Nach seiner Rückkehr wurde Kap schrittweise an seine neue Partnerin Nuka gewöhnt.[4] Bereits im Frühjahr 2024 kam es zu ersten Paarungsversuchen, die vom Zoo Karlsruhe beobachtet und dokumentiert wurden.[27][28] Am 2. November 2024 brachte Nuka überraschend Zwillinge in der Außenanlage zur Welt.[29] Ein männliches Jungtier überlebte.[30] Es wurde Mika getauft. Damit hatte Kap erneut erfolgreich Nachwuchs gezeugt und sein genetisches Erbe weitergegeben, was als großer Erfolg im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm gewertet wurde.[31][32]

Kap im Juni 2025 in Karlsruhe

Krankheit und Tod

Im Frühjahr 2025 verschlechterte sich Kaps Gesundheitszustand plötzlich. Der Zoo machte intensive Untersuchungen unter Narkose. So wurde auch ein Ultraschallbild angefertigt. Es gab allerdings keine Befunde. Kap zeigte eine Schonhaltung, war deutlich schwächer auf den Beinen und fraß weniger.

Nach der Narkose erhielt er Medikamente. So verbesserte sich sein Zustand zunächst. Ab Ende Mai 2025 konnte Kap wieder Zeit im Schatten seiner Außenanlage verbringen und fraß mehr. Die Tierärzte zeigten sich vorsichtig optimistisch, allerdings blieben die Ursachen weiterhin unklar.[33]

Mitte Juni hatte er einen erneuten gesundheitlichen Rückfall. Kap wurde vermehrt im Innenbereich unter Beobachtung gehalten. Die tierärztliche Betreuung wurde intensiviert und er erhielt weiterhin Schmerzmittel und medizinische Versorgung.[34][35]

Bei der erneuten Untersuchung in Vollnarkose im Juli 2025 berichteten die beteiligten Veterinäre, dass sich seine Leberwerte trotz medikamentöser Behandlung weiterhin verschlechtert hatten. Im Ultraschall zeigten sich starke Veränderungen der Leber und der Gallenblase. Zusammen mit den fortschreitenden Symptomen wie der sehr eingeschränkten Bewegung und der Schonhaltung, in die er verfallen war, wurde am 16. Juli 2025 entschieden, Kap nicht mehr aus der Narkose aufwachen zu lassen.[36] Er wurde 24 Jahre alt und war damit der älteste männliche Eisbär im Europäischen Erhaltungsprogramm.[37]

Nach seinem Tod wurde eine Obduktion durchgeführt, die ergab, dass er eine stark veränderte und vergrößerte Leber und Gallenblase hatte, welche auch außergewöhnlich gefüllt war. Lebererkrankungen sind bei Eisbären im hohen Alter, wie Kap es erreichte, häufig.[38] Der Körper von Kap soll teils an ein Museum übergeben werden, um ihn zu präparieren und auszustellen, und teils der Wissenschaft gespendet.[39]

Verhalten und Charakter

Kap wurde als gelassen, sanft und äußerst rücksichtsvoll beschrieben. Er bedrängte die weiblichen Eisbären nicht, sondern verhielt sich sehr zurückhaltend.[40] Er war äußerst entspannt.[41]

Name

Der Name Kap ist eine Abkürzung des russischen Wort Kaplya (капля), was auf Deutsch Tropfen bedeutet.[42][43]

Einzelnachweise

  1. Melanie Hofheinz: Doppelter Eisbär-Nachwuchs im Karlsruhe Zoo - Überlebenswahrscheinlichkeit extrem gering. In: meinKA. 2. November 2024, abgerufen am 16. Juli 2025.
  2. Nicola Meier, Theo Barth: Sein größter Akt. In: Süddeutsche Zeitung. 30. Mai 2024, abgerufen am 16. Juli 2025.
  3. Karlsruhe - Kap kommt zurück nach Karlsruhe. In: Stadt Karlsruhe - Presse. Stadt Karlsruhe, 27. Februar 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. August 2017; abgerufen am 17. Juli 2025.
  4. a b Germany: Zoo wary over newborn polar bear cubs' prospects – DW – 11/02/2024. In: Deutsche Welle. Abgerufen am 16. Juli 2025 (englisch).
  5. Murma ♀ – †. In: Eisbären im Zoo - Polar Bears in Zoos. 17. Dezember 2010, abgerufen am 16. Juli 2025.
  6. Kap ♂. In: Eisbären im Zoo - Polar Bears in Zoos. 27. November 2010, abgerufen am 16. Juli 2025 (deutsch).
  7. Welcome to EAZA. In: European Association of Zoos and Aquaria. Abgerufen am 16. Juli 2025 (englisch).
  8. Eis, Eis, Baby. Abgerufen am 16. Juli 2025.
  9. Eisbärenflirt: Kap heiß auf die schöne Nika. In: Schwarzwald aktuell. 20. April 2017, abgerufen am 17. Juli 2025.
  10. a b Hannes Harding: Eisbär Kap ist tot – er lebte 13 Jahre im Tierpark Neumünster. In: Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag. 16. Juli 2025, abgerufen am 16. Juli 2025.
  11. Eisbär aus Neumünster versteht sich gut mit Gefährtin. In: Welt. Abgerufen am 16. Juli 2025.
  12. Neumünster: Kap ist nach Hannover gezogen. In: Eisbären im Zoo - Polar Bears in Zoos. 13. März 2013, abgerufen am 16. Juli 2025 (deutsch).
  13. Christian Lipovsek: Kap geht, und stattdessen kommt ein Pärchen. In: Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag. 27. Februar 2017, abgerufen am 16. Juli 2025.
  14. Zwei neue Eisbären im Karlsruher Zoo. In: Badische Neuste Nachrichten. 28. Mai 2020, abgerufen am 16. Juli 2025.
  15. Karlsruher Eisbärpärchen erfolgreich verkuppelt - Nachwuchs erhofft. In: t-online. 26. April 2017, abgerufen am 17. Juli 2025.
  16. Eisbärin Nika im Karlsruher Zoo eingeschläfert. In: Badische Neuste Nachrichten. 26. November 2019, abgerufen am 16. Juli 2025.
  17. a b Eisbären Kap und Victoria dürfen nun ohne Abstand schmusen. In: Die Welt. Abgerufen am 16. Juli 2025.
  18. Ihre Geburt war eine kleine Sensation: Eisbärjungtier Anouk zieht aus. In: Tag24. 28. Mai 2025, abgerufen am 16. Juli 2025.
  19. NDR.de: Tierpark Hagenbeck: Kleine Eisbärin heißt "Anouk". In: NDR. Abgerufen am 16. Juli 2025.
  20. Tierpark Hagenbeck. In: Tierpark Hagenbeck. Abgerufen am 16. Juli 2025.
  21. Friederike Ulrich: Tierpark Hagenbeck: Warum Hamburgs Eisbarmädchen Anouk nach Frankreich zieht. In: Hamburger Abendblatt. 28. Mai 2025, abgerufen am 16. Juli 2025.
  22. Tierpark Hagenbeck Eisbär Kap kommt von Hamburg zurück nach Karlsruhe. In: Bild. 6. Juli 2023, abgerufen am 16. Juli 2025.
  23. Friederike Ulrich: Tierpark Hagenbeck: Warum Eisbär Kap jetzt Frau und Baby verlässt. In: Hamburger Abendblatt. 5. Juli 2023, abgerufen am 16. Juli 2025.
  24. Stadt Karlsruhe, Presse- und Informationsamt (Hrsg.): Eisbär Kap ist zurück in Karlsruhe. (karlsruhe.de [abgerufen am 16. Juli 2025]).
  25. Sandra Schäfer, dpa, dpa | Marcus Brandt, eisbaer-419893681-scaled: Eisbär-Nachwuchs Anouk muss umziehen – aber Hagenbeck will weiter züchten. In: MOPO. 1. Juni 2025, abgerufen am 16. Juli 2025.
  26. dpa: Tiere: Eisbärenmännchen geht nach Nachwuchs zurück nach Karlsruhe. In: Die Zeit. 5. Juli 2023, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 16. Juli 2025]).
  27. Presse- und Informationsamt: Nuka soll mit Kap für Nachwuchs sorgen. Hrsg.: Stadt Karlsruhe. (karlsruhe.de [abgerufen am 16. Juli 2025]).
  28. S. W. R. Aktuell: Neue Liebe? Das passiert gerade bei den Eisbären im Zoo Karlsruhe. In: SWR. 17. März 2024, abgerufen am 16. Juli 2025.
  29. dpa: Zoo Karlsruhe: Eisbären in Außenanlage geboren. In: Die Zeit. 2. November 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 16. Juli 2025]).
  30. S. W. R. Aktuell: Warten hat ein Ende: Ab dann können Besucher das Eisbär-Baby im Zoo Karlsruhe sehen. In: SWR. 27. Februar 2025, abgerufen am 16. Juli 2025.
  31. Presse- und Informationsamt: Junger Eisbär im Zoo Karlsruhe ist ein Männchen. Hrsg.: Stadt Karlsruhe. (karlsruhe.de [abgerufen am 16. Juli 2025]).
  32. Geschlecht noch unbekannt: Zoo Karlsruhe zeigt erste Fotos vom Eisbärbaby. In: Der Spiegel. 15. Januar 2025, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 16. Juli 2025]).
  33. Eisbär Kap geht‘s besser: Er darf wieder ins Freigehege – wenn er will! In: Schwarzwald aktuell. 30. Mai 2025, abgerufen am 16. Juli 2025.
  34. Der Gesundheitszustand von Eisbär Kap hat – 2025-05-29. In: Zoologischer Stadtgarten Karlsruhe. 29. Mai 2025, abgerufen am 16. Juli 2025.
  35. Karlsruher Eisbärpapa Kap ist aus der Narkose erwacht. In: Badische Neuste Nachrichten. 23. Mai 2025, abgerufen am 16. Juli 2025.
  36. Baden-Württemberg: Zoo Karlsruhe: Eisbär Kap ist gestorben. In: Tagesschau. Abgerufen am 17. Juli 2025.
  37. Zoo Karlsruhe: Eisbär Kap ist gestorben. In: SWR. SWR, 16. Juli 2025, abgerufen am 16. Juli 2025.
  38. Karlsruher Zoo: Eisbär Kap litt an massiver Leberveränderung – Ursache unklar. 18. Juli 2025, abgerufen am 20. Juli 2025.
  39. https://bnn.de/karlsruhe/karlsruhe-stadt/karlsruher-zoo-tierarzt-berichtet-von-kaps-letzten-stunden
  40. Kap und Nuka begegnen sich das erste Mal. In: Zoologischer Stadtgarten Karlsruhe. Abgerufen am 16. Juli 2025 (deutsch).
  41. Zoo Karlsruhe: Eisbär Kap wieder da Noch gesucht: die Bärin, die ihn liebt. In: Schwarzwald aktuell. 10. Juli 2023, abgerufen am 16. Juli 2025.
  42. Vom Jungtier zum Papa-Bär: Die bewegte Geschichte des Eisbären Kap im Zoo Karlsruhe. 17. Juli 2025, abgerufen am 17. Juli 2025.
  43. bearjs112: Kap ♂ Kaplya (* 16.10.2000) 🇷🇺 капля († 16.07.2025). 16. Juli 2025, abgerufen am 18. Juli 2025.