Kalypso (Mythologie)

Kalypso auf ihrer Insel, Gemälde von Herbert James Draper (1897)
Kalypso rettet Odysseus, Gemälde von Cornelis van Poelenburgh (1630)
Angelika Kauffmann: Kalypso und Odysseus (18. Jh.). Kalypso deutet auf den Himmel als Zeugen ihrer Liebe zu Odysseus.

Kalypso (altgriechisch Καλυψώ Kalypsṓ, deutsch ‚Verbergerin‘, von κάλυψις kálypsis, deutsch ‚das Verhüllen, Verbergen‘ aus καλύπτω kalýptō, deutsch ‚umgeben, verhüllen, bedecken‘) ist eine nur in der Odyssee und in der von ihr abhängigen Erzähltradition auftretende Nymphe[1] und Göttin[2] der griechischen Mythologie, die auf der sonst fast unbewohnten Insel[3] Ogygia[4] lebt. Sie ist eine Tochter des Titanen Atlas[5] und der Pleione.[6]

Möglicherweise dieselbe Kalypso wird als Okeanide, Tochter des Okeanos und der Tethys, aufgeführt.[7] Auch bei der Nereide Kalypso, Tochter des Nereus[8] und der Doris, könnte es sich um dieselbe Gestalt handeln.[9]

Mythos

Odyssee

Die Odyssee beginnt mit der von Athene angeregten Entscheidung der Olympischen Götter, dass der von Poseidon verfolgte Odysseus endlich von Kalypsos Insel Ogygia heimkehren soll. Im fünften Gesang desselben Epos beschreibt Homer, wie die „hehre“[10] und „schöngelockte“[11] Kalypso den schiffbrüchigen Odysseus liebt und sieben Jahre[12] bei sich festhält. Kalypso verspricht dem Heros Unsterblichkeit und ewige Jugend, wenn er bei ihr bleibt. Er wünscht jedoch, nach Ithaka zu seiner Frau Penelope zurückzukehren. Schließlich befiehlt Zeus der Kalypso – übermittelt durch den Götterboten Hermes – Odysseus freizugeben. Ungern gehorchend, versorgt sie ihn mit Werkzeug, um ein Floß zu bauen, später auch mit Reisekost. Außerdem gibt sie ihm wertvolle Hinweise für die Fahrt und sendet ihm einen günstigen Westwind.[13]

Nachkommen

Homer erwähnt für Kalypso keine Nachkommenschaft. Erst in nachhomerischen Überlieferungen werden Kalypso und Odysseus Söhne zugeschrieben. Es werden ein Auson[14] und ein Latinos als Söhne mit Odysseus erwähnt.[15] Der letzte gilt allgemein jedoch als Sohn der Kirke. Nach anderer Quelle hat Kalypso Odysseus die beiden Söhne Nausithoos und Nausinoos geboren.[16]

Nach einer einzelnen Quelle endete Kalypsos Leben durch Suizid.[17]

Rezeption

Kalypso als Namensgeberin

Nach Kalypso wurden benannt:

Gemälde (Auswahl)

Kalypso wurde von Malern als junge Frau von verführerischer Schönheit gesehen.

Odysseus und Kalypso wurden nicht immer als Paar in inniger Zweisamkeit dargestellt. Hendrick van Balen fügte zahlreiche weitere Figuren hinzu. Arnold Böcklin stellte eine tragische Situation dar: Kalypso blickt nach hinten zu Odysseus, der von ihr entfernt steht und ihr den Rücken zukehrt.

Die beiden nachfolgenden Gemälde von Gerard de Lairesse zeigen dasselbe Motiv: Der Götterbote Hermes fliegt herbei und befiehlt Kalypso, Odysseus freizugeben.

Literatur

  • Alfred Döblin schrieb einen Dialog mit dem Titel Gespräche mit Kalypso. Über die Musik (1910).
  • In dem Roman Ulysses von James Joyce (1922) lautet der Titel des 4. Kapitels Kalypso. Dies verweist auf Molly Bloom die Frau des Protagonisten Leopold Bloom, die morgens verlassen wird. Am Abend, bei seiner Rückkehr, wird Molly dann Penelope sein.
  • Michael Köhlmeier erzählt in seinem Roman Kalypso (1997) eine moderne Version der Begegnung zwischen Odysseus und Kalypso.

Film

  • In der Filmreihe Pirates of the Caribbean, genauer im zweiten (2006) und dritten Teil (2007), tritt die Figur Tia Dalma als Hexe und Geliebte von Davy Jones auf. Am Ende des dritten Teils gibt sie sich als Kalypso zu erkennen.
  • In Rick Riordans Fantasy-Buchreihe Percy Jackson und der darauf folgenden Reihe Helden des Olymp taucht Kalypso einige Male auf. Im letzten Buch der Helden-des-Olymps-Reihe von Leo Valdez wird sie von ihrer Insel befreit, die ihr bis dahin als Gefängnis gedient hatte. Sie kommt mit Leo zusammen.
  • In der ersten Staffel der Science-Fiction-Serie Star Trek: Short Treks hat eine Folge den Titel Calypso (2018).

Literatur

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Einzelnachweise

  1. Z. B. Homer, Odyssee 1,14; 5,14; 5,57; Ovid, Amores 2,17,15; Hyginus, Fabulae 125.
  2. Z. B. Homer, Odyssee 1,14; 5,85; 7,246–255; Hesiod, Theogonie 1017; Ovid, Epistulae ex Ponto 4,10,13.
  3. Homer, Odyssee 5,199 werden einige Dienerinnen erwähnt.
  4. Homer, Odyssee 1,85; Lukian, Wahre Geschichten 2,35.
  5. Homer, Odyssee 1,52.
  6. Hyginus, Fabulae, Praefatio 16.
  7. Hesiod, Theogonie 352–355.
  8. Euripides, Kyklops 264.
  9. Bibliotheke des Apollodor 1,2,6.
  10. Homer, Odyssee 1,14.
  11. Homer, Odyssee 5,30.
  12. Homer, Odyssee 7,259. Oder auch zehn Jahre (Servius, Scholien zur Aeneis 3,678); sechs Jahre (Ovid, Epistulae ex Ponto 4,10,13); fünf Jahre (Bibliotheke des Apollodor, Epitome 7,24); ein Jahr (Hyginus, Fabulae 125).
  13. Homer, Odyssee 5,230–277.
  14. Servius, Scholien zur Aeneis 3,171.
  15. Bibliotheke des Apollodor, Epitome 7,24.
  16. Hesiod, Theogonie 1017 f.
  17. Hyginus, Fabulae 243.