Kaiserhöfe

Die Kaiserhöfe sind ein historisches Gebäudeensemble am Boulevard Unter den Linden 26–30 in Berlin in der Dorotheenstadt. Sie entstanden aus zwei nacheinander (1912 und 1914) und von verschiedenen Architekten errichteten Büro- und Geschäftshäusern. Am Ende des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt, wurden die Gebäude nach dem Wiederaufbau in den 1950er Jahren vielfältig genutzt. Nach gründlicher Sanierung zu Beginn des 21. Jahrhunderts unter Einbau einer Passage zur Mittelstraße dienen sie inzwischen wieder mehreren mittelständischen Unternehmen. Der Name Kaiserhöfe ist keine historische Bezeichnung, sondern entstammt der Vermarktungsstrategie des neuen Eigentümers. Der Baukomplex steht unter Denkmalschutz.[1]
Geschichte

Die Hypothekenbank Preußische Central-Bodenkredit-AG erwarb 1913 das Grundstück Unter den Linden 26 und beauftragte die Berliner Architekten Richard Bielenberg und Josef Moser mit dem Bau eines repräsentativen Bankgebäudes. Der Entwurf des fünfgeschossigen Baus war im Stil des Späthistorismus. Das fünfachsige Gebäude wurde mit Werkstein verkleidet, das Erdgeschoss erhielt Rundbogenöffnungen und die übrigen Stockwerke wurden mit Kolossalpilastern und korinthischen Kapitellen gegliedert. Das abgesetzte Obergeschoss ist als Attika ausgebildet. Unterhalb der Fenster und an den Balkonbrüstungen schmücken Reliefs mit Symbolen für Handel und Gewerbe die Fassade.[1][2]
Das Büro- und Geschäftshaus Unter den Linden 28–30 wurde 1912–1913 errichtet; Bauherr und Eigentümer war die Daimler-Motoren-Gesellschaft (ab 1926: Daimler-Benz AG), in deren Auftrag die Berliner Architekten Alfred Klingenberg und Fritz Beyer ein neoklassizistisches Gebäude entwarfen. In den Etagenhöhen passten sie es dem Nachbarhaus an, wählten jedoch toskanische Säulen mit ionischen Kapitellen. Darauf ruht ein über die gesamte Gebäudebreite gezogenes Gebälk mit ägyptisierenden Friesen.[3] Abschließend gab es das Attikageschoss mit vier Standbildern, die im Zweiten Weltkrieg zerstört und beim Wiederaufbau nicht ersetzt wurden. Das auch als Mercedes-Palast oder Mercedes-Haus bezeichnete Gebäude wurde 1926 von der Hypothekenbank erworben und mitgenutzt.
Neue Nutzungen nach den Kriegsschäden
Die beiden stark kriegsbeschädigten Gebäude wurden in der DDR-Zeit in alter Form wiederaufgebaut und in der Nutzung mit dem benachbarten Haus der Schweiz zusammengefasst. Als neue Nutzer zogen ein:[4] der Stoffladen „Vitrine“, ein Unterwäsche-Fachgeschäft, die Boutique „Sibylle“, die Außenhandelsbank der DDR, (ab den 1970er Jahren) die Britische Botschaft, die Tunesische Botschaft und eine Filiale der SAS Scandinavian Airlines. Nach dem Zusammenbruch der DDR wurden alle Verkaufseinrichtungen geschlossen, die Büroräume standen größtenteils leer.
Ab 1990
Das internationale Immobilienkonsortium Meermann-Chamartín erwarb den Komplex schließlich und ließ ihn bis 2008 von dem Berliner Architekturbüro Rüthnick Architekten für rund 23 Millionen Euro denkmalgerecht sanieren, umbauen und gleichzeitig mit moderner Technik ausstatten. Die Nutzfläche wurde auf rund 13.500 Quadratmeter erhöht und schrittweise an gewerbliche Mieter vergeben.[5] Die neugestaltete Passage über zwei Innenhöfe, die Unter den Linden mit der Mittelstraße verbindet, zeigt sowohl historische, mit weißen Klinkern verblendete Fassaden als auch einen modernen Baukörper, der ein Quergebäude ersetzt, das nicht mehr vorhanden war. Besonders erwähnenswert sind eine nach historischen Vorlagen rekonstruierte Brunnensäule und eine Marmorbüste Kaiser Wilhelms II. als Namenspatron der Höfe. Im Erdgeschoss fand die Originalausstattung des in Ostberlin gut bekannt gewesenen Tabakwarenladens Cigarren Junghans an der Chausseestraße einen neuen Platz. Mit dem Unternehmen Berlin Story Verlag wurde bereits ein neuer Mietvertrag abgeschlossen. Aus der Periode der Nutzung als Bankhaus gibt es im ersten Obergeschoss einen historischen Tresorraum, der restauriert wurde und nun besichtigt werden kann.[6]
Literatur
- Rainer L. Hein, Steffen Pletl, Werner F. Rinsche: Kaiserhöfe. Unter den Linden – Mittelstraße. Berlin-Story-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86855-001-6.
Weblinks
- Website mit ausführlichen Informationen über die Kaiserhöfe Berlin
- Projekt auf der Website von Rüthnick Architekten
Einzelnachweise
- ↑ a b Baudenkmal Bankgebäude Unter den Linden 26
- ↑ Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR. Berlin, Band I. Henschelverlag, Berlin 1984, Seite 182 f.
- ↑ Baudenkmal Unter den Linden 28/30, eh. Daimler-Motoren-Gesellschaft
- ↑ Wochenzeitschrift 'NBI' Nr. 40/4, Seite 39
- ↑ Rüthnick Architekten, Berlin
- ↑ Lothar Heinke: Des Kaisers neue Höfe. Tagesspiegel, 27. Februar 2008, abgerufen am 21. März 2010.
Koordinaten: 52° 31′ 2,2″ N, 13° 23′ 16,8″ O