Kahsel

Kahsel
Koordinaten: 51° 39′ N, 14° 28′ O
Höhe: 92 m ü. NHN
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Eingemeindet nach: Drieschnitz-Kahsel
Postleitzahl: 03058
Vorwahl: 035605
(Schloss) Gutshaus Kahsel,[1] heutiger Kindergarten
(Schloss) Gutshaus Kahsel,[1] heutiger Kindergarten

Kahsel (niedersorbisch Kózle) ist ein Dorf im Landkreis Spree-Neiße in Brandenburg. Der Ort gehört als bewohnter Gemeindeteil zum Ortsteil Drieschnitz-Kahsel der Gemeinde Neuhausen/Spree. Kahsel war bis zum 31. Dezember 1973 eine eigenständige Gemeinde und wurde danach mit Drieschnitz zusammengeschlossen, seit dem 19. September 2004 gehört Kahsel zur Gemeinde Neuhausen/Spree.

Lage

Kahsel liegt in der Niederlausitz, rund 14 Kilometer Luftlinie südöstlich der Stadt Cottbus und zwölf Kilometer nordöstlich von Spremberg. Umliegende Ortschaften sind Drieschnitz im Nordosten, Drieschnitz-Vorwerk im Osten, Hornow im Südosten, Bagenz im Südwesten, Heideschenke und Kaminka im Westen sowie Laubsdorf im Nordwesten. Nördlich von Kahsel fließt die Tranitz, die die Grenze zu Laubsdorf bildet.

Kahsel liegt an der Kreisstraße 7112. Die Landesstraße 48 nach Spremberg liegt anderthalb Kilometer westlich des Ortszentrums. Der nächstgelegene Bahnhof ist der Bahnhof Bagenz an der Bahnstrecke Berlin–Görlitz im Nachbarort Kaminka.

Geschichte

Ersterwähnung

Das Dorf Kahsel ist bereits im Jahr 1428 mit dem Namen Kosseln urkundlich belegt. 1443 lautet die Schreibweise des Ortsnamens Kasil, im Jahr 1532 wurde der Name Kasell genannt.[2] Der aus der sorbischen Sprache stammende Ortsname bedeutet entweder „Ziegenweideplatz“ (von niedersorbisch kóza = „Ziege“) oder beschreibt eine Siedlung aus Häusern mit hohen Dachsparren (von niedersorbisch kózołnik = „Sparren“).[3]

Gutshaus Kahsel

Gutshistorie

Ursprünglich gehörte Kahsel zur markbrandenburgischen Herrschaft Cottbus und war somit Teil einer Exklave der Mark Brandenburg, die vollständig durch das Kurfürstentum Sachsen umschlossen war. Im Schmettauschen Kartenwerk von 1767/87 ist südlich von Kahsel eine Schneidemühle verzeichnet. 1807 kam der Ort mit der gesamten Herrschaft Cottbus zum Königreich Sachsen. Bei Friedrich Wilhelm August Bratring ist Kahsel im Jahr 1809 als Dorf mit Gut und Schmiede verzeichnet, der Ort hatte 23 Feuerstellen und 167 Einwohner, von den Haushalten waren vier Halbbauern, acht Kossäten, drei Büdner und ein Einlieger. Kirchlich gehörte Kahsel zu Komptendorf.[4]

Aus Komptendorf stammt die Gutsbesitzerfamilie,[5] das in der Literatur bisher nicht näher beschriebene brandenburgisch-niederlausitzische Adelsgeschlecht von List, zuerst mit einem Werner von List als Vorwerks-Besitzer in Schollene bei Luckau erwähnt, dann nach dem Besitz von List-Komptendorf genannt und zum Uradel zugehörig. Die Stammreihe der Besitzer in Kahsel derer von List beginnt im 15. Jahrhundert mit Christoph von List, 1492. Über dreizehn Generationen stellte die Familie den örtlichen Gutsherrn im Ort,[6] für den bis 1928 juristisch eigenständigen Gutsbezirk. Ein Vertreter, Otto Abraham von List-Kahsel, wurde 1680 in Kahsel geboren und verstarb 1723 in Stockholm. Seine Ehefrau wurde Eleonore Gottliebe von Mandelsloh. Ihre beiden Söhne begründeten zwei genealogische Unterlinien, die teils untereinander heirateten, wie Gottlob Heinrich von List-Komptendorf[7] und Johanna Erdmuthe Henriette von List-Kahsel.[8] Das Gut umfasste um 1880 etwa 265 ha,[9] Anfang des 20. Jahrhunderts 330 ha.[10] Vor der Wirtschaftskrise 1929/1930 gehörten zum Rittergut weiterhin noch 330 ha.[11] Letzter Gutsherr in Kahsel war der Jurist[12] Arndt von List (1874–1953), der ebenso die Funktion in der Genossenschaftsversammlung der Brandenburgischen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für den Kreis Cottbus wahrnahm[13] und von 1924 bis 1944 mehrfach in sein Gut Kahsel investierte.[14][15] Er war seit 1916 verheiratet mit Erika von Treskow (1892–1975), Tochter der Marie Kuhlwein von Rathenow und des Gutsbesitzers Georg von Treskow.[16] Sie stammte vom Gut Weißagk. Familie von List lebte nach der Enteignung 1945/1946 in Forchheim, Erika von List lebte dann als Witwe bei München.[17][18]

Bevölkerung

Anfang der 1840er-Jahre hatte Kahsel 195 Einwohner,[19] ca. 1864 lebten 199 Menschen in dem Ort. Bei der Volkszählung vom 1. Dezember 1871 hatte die Landgemeinde Kahsel 159 Einwohner, die sich auf 28 Familien verteilten, 79 Einwohner waren Männer und 80 waren Frauen. 35 Einwohner waren Kinder unter zehn Jahren und alle Einwohner waren evangelisch-lutherischer Konfession. Im Gutsbezirk Kahsel lebten zum gleichen Zeitpunkt 42 Einwohner in sechs Familien und einem Einzelhaushalt. 18 Einwohner waren männlich und 24 Einwohner waren weiblich. Acht Einwohner waren jünger als zehn Jahre.[20]

Laut Arnošt Muka waren 1884 von 219 Einwohnern in Kahsel 210 Sorben und neun Deutsche, was einem sorbischsprachigen Bevölkerungsanteil von 96 Prozent entspricht.[21] Der Kreis Cottbus wurde 1886 in Landkreis Cottbus umbenannt. Am 1. Dezember 1910 hatte die Landgemeinde Kahsel nur noch 122 und der Gutsbezirk Kahsel 69 Einwohner. Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Kahsel im Zuge der Auflösung der preußischen Gutsbezirke in die Landgemeinde eingegliedert. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte die Gemeinde Kahsel zur Sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 zur DDR. Am 1. Juli 1950 wechselte die Gemeinde aus dem Landkreis Cottbus in den Landkreis Spremberg. Bei der Kreisreform am 25. Juli 1952 wurde Kahsel dem neu gegründeten Kreis Spremberg im Bezirk Cottbus zugeordnet. Im Jahr 1956 hatten laut Arnošt Černik nur noch 9,8 Prozent der Einwohner Kahsels Sorbischkenntnisse.

Bauernstube der VdgB Kahsel (1988)

Politische Geschichte

Nach der auf dem Wiener Kongress beschlossenen Teilung des Königreiches Sachsen fiel Kahsel wieder an das Königreich Preußen, wo der Ort dem Regierungsbezirk Frankfurt in der Provinz Brandenburg zugeordnet wurde. Bei der Gebietsreform im folgenden Jahr wurde der Ort dem Kreis Cottbus zugeordnet.

Am 1. Januar 1974 fusionierte Kahsel mit der Nachbargemeinde Dreischnitz zu der neuen Gemeinde Drieschnitz-Kahsel. Diese lag nach der Wiedervereinigung erst im Landkreis Spremberg im Land Brandenburg und schloss sich dort mit mehreren Nachbargemeinden zur Erledigung ihrer Verwaltungsgeschäfte zum Amt Neuhausen/Spree zusammen. Der Landkreis Spremberg ging bei der Kreisreform am 6. Dezember 1993 im neuen Landkreis Spree-Neiße. Das Amt Neuhausen/Spree wurde mit Wirkung zum 19. September 2004 aufgelöst, ihre Mitgliedsgemeinden fusionierten im Zuge dessen zu der neuen Großgemeinde Neuhausen/Spree.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1875 214
1890 188
1910 191
Jahr Einwohner
1925 207
1933 216
1939 230
Jahr Einwohner
1946 265
1950 279
1964 207
Jahr Einwohner
1971 190

Gebietsstand des jeweiligen Jahres[22]

Literatur

  • Kahsel, In: Ernst Eichler: Die Ortsnamen der Niederlausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1975, S. 62.
  • Kahsel, In: Kurt Reißmann: Die Kunstdenkmäler des Stadt- und Landkreises Cottbus. In: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. Band 5.3., Deutscher Kunstverlag, Berlin 1938.
  • Kahsel, In: Adressbuch Cottbus, Stadt und Landkreis. 1938. Cottbus 1937, S. 17.
  • Kahsel, In: Ernst von Schönfeldt-Werben: Herrensitze und Kirchen im Kreise Cottbus. In: Der Landkreis Cottbus mit dem Spreewald. Hrsg. Kreisausschuss des Landkreises Cottbus, Kunstdruck- und Verlags-Büro, Magdeburg 1933. Reprints: 1. Radochla Verlag/2. BoD, Norderstedt 2022, ISBN 978-3-938555-74-3, S. 51.

Archivquellen (Auszug)

Einzelnachweise

  1. Gerhard Vinken, u. a. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg. 1. Auflage, Hrsg. Georg Dehio Nachfolge / Dehio-Vereinigung e.V., Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2000, ISBN 3-422-03054-9, S. 492.
  2. Ernst Eichler: Die Ortsnamen der Niederlausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1975, S. 62.
  3. Arnošt Muka: Serbski zemjepisny słowničk. Nakł. Maćica Serbska, Budyšin 1927, S. 99. (Digitalisat)
  4. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Dritter und letzter Band: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Verlag Maurer, Berlin 1809, S. 348. (Digitalisat)
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1905. Sechster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1904, S. 447 f. (Digitalisat)
  6. Vgl. Freiherr Alexander von Dachenhausen: Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1889. Vierzehnter Jahrgang, Friedrich Irrgang, Brünn/Göttingen 1888, S. 199 f. (Digitalisat)
  7. Rolf Straubel: Biographisches Handbuch neumärkischer Offiziere (1715–1806). Familie-Laufbahn-Grundbesitz. Auflage Online-Ressource, de Gruyter/Oldenbourg, Berlin/München 2024. Unpagniert.
  8. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der D.A.G. Teil A (Uradel). 1939. Jahrgang 38, Justus Perthes, Gotha 1938, S. 268 f. Siehe: FamilySearch (Kostenfrei).
  9. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 44–45, doi:10.18452/377 (Digitalisat). Reprint: ISBN 3-226-00787-4.
  10. Ernst Seyfert: Güter-Adreßbuch für die Provinz Brandenburg. [1914]. Verzeichnis. Handbuch der Königlichen Behörden. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. in: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band VII, 2. Auflage, Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 234 f.
  11. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. [1929]. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts, Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. in: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band VII, 4. Auflage, Band Regierungsbezirk Frankfurt a. O. Kreis Cottbus, (Letzte Ausgabe-Paul Niekammer-Reihe), Verlag Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1929, S. 196. (Digitalisat)
  12. Amtliches Verzeichnis des Personals der Lehrer, Beamten und Studierenden an der königlich bayrischen Ludwig-Maximilians-Universität zu München. Sommer-Semester 1894. Verzeichnis der Studierenden, Kgl. Hof-und Universitäts-Buchdruckerei Dr. C. Wolf & Sohn, München 1894, S. 75. (Digitalisat)
  13. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Potsdam. Stück 12. 1928, A. W. Hayn`s Erben, Potsdam, 24. März 1928, S. 66. Nr. 104. (Digitalisat)
  14. (BLHA. 3B I S 346.)
  15. (BLHA. 3B I S 347.)
  16. Walter von Hueck, u. a.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. B. 1980. Band XIII, Band 73 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg/Lahn 1980, ISSN 0435-2408, S. 459–460.
  17. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow, u. a.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. B (Briefadel). 1958. Band IV, Band 20 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg/Lahn 1959, ISSN 0435-2408, S. 517.
  18. Vgl. Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz von Groß Zauche und Camminitz, Freiherr Klaus von Andrian-Werburg: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. A (Uradel). 2003. Band XXVII, Band 132 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg/Lahn 2003, ISBN 3-7980-0832-9, ISSN 0435-2408, S. 426 f.
  19. Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. Gustav Harnecker’s Buchhandlung, Frankfurt a. O. 1844, S. 41. (Digitalisat)
  20. Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg, Berlin 1873, S. 218f ., Nr. 43 (online), und S. 222 f., Nr. 122 (Digitalisat)
  21. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954
  22. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. (PDF; 331 KB) Landkreis Spree-Neiße. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Dezember 2006, abgerufen am 1. Oktober 2020.