Kümmelspalterei
Die Kümmelspalterei ist ein denkmalgeschütztes Gebäude in Heidelberg mit der Adresse Hauptstraße 117.
Beschreibung
Das Wohnhaus mit Gaststätte wurde im Jahr 1722 erbaut. Mindestens seit 1805 befand sich darin ein Weinlokal, 1844 als „Alte Pfalz“ bekannt. Der Name „Kümmelspalterei“ erscheint erstmals im Jahr 1920.
Das viergeschossige, traufständige Haus befindet sich etwa in der Mitte der Heidelberger Hauptstraße, der wichtigsten Straße in der Heidelberger Altstadt. Die Fenster der Beletage wurden um 1910 zu Türen verlängert. Auffällig ist das den Gaststättennamen darstellende Sgraffito-Relief, welches einen kümmelspaltenden Gnom zeigt mit neubarockem Wellengiebel darüber. In der zweiten Etage befand sich der Salon einer Professorenverbindung. Die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Farbverglasungen zeigen Köpfe, Brezeln, Fische usw. Das oberste Geschoss wurde 1898 aufgesetzt und besitzt im Gegensatz zu den Stockwerken darunter keine Ohrenfenster.
Sage
Konrad Winkler schreibt 1967, dass die Inschrift Kümmelspalterei und das den Gnom darstellende Relief auf einer Sage beruhe: Der Bäckermeister und zugleich Wirt der Weinstube soll überaus geizig gewesen sein. Er ließ seinen Gesellen nächtens in der Backstube den Kümmel spalten. Der getriezte Geselle musste nicht nur tagsüber arbeiten, sondern wurde darüber hinaus nachts um den Schlaf gebracht, damit der Bäckermeister zum Bestreuen seiner Weck (Brötchen) aus einem Sack Kümmel zwei erhielt. Dies rief Gnome aus dem nahegelegenen Odenwald auf den Plan, die dem Gesellen zu Hilfe eilten und fortan den Kümmel spalteten, sodass der Geselle erholsam schlafen konnte. Bis eines nachts der trunkene Bäckermeister nachschauen wollte, ob den auch der Geselle fleißig arbeitet. Dabei entdeckte er die Gnome, die daraufhin die Flucht in den Odenwald ergriffen und nie mehr wieder gesehen wurden.[1]
Literatur
- Hans-Martin Mumm: Wer war der „Kümmelspalter“? Zur Geschichte der Bäckerei und Weinwirtschaft Hauptstraße 117. In: Heidelberger Geschichtsverein e. V. (Hrsg.): Jahrbuch zur Geschichte der Stadt. Nr. 14. Heidelberg 2010, S. 179–187 (blb-karlsruhe.de [PDF]).
- Landesamt für Denkmalpflege (Herausgeber): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Stadtkreis Heidelberg. Thorbecke-Verlag 2013, ISBN 978-3-7995-0426-3, S. 254.
- Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 09.01.86 und vom 01.02.22
Weblinks
Referenzen
- ↑ Konrad Winkler: Die Kümmelspalterei: Ein Heidelberger Märchen. In: Heidelberger Fremdenblatt. Nr. 10, 1967, S. 25–27 (1967/68).
Koordinaten: 49° 24′ 41,5″ N, 8° 42′ 16,7″ O