Julius von der Lancken

Julius Christoph von der Lancken (* 19. März 1767 in Presenske auf Rügen[1]; † 1831 in Berlin[2]) war ein Gutsherr und Gründer von Juliusruh.

Herkunft

Tafel in der Pfarrkirche Altenkirchen mit Angabe seiner Eltern ganz unten.

Julius von der Lancken war ein Sohn von Friedrich Christian von der Lancken (1737–1784) und dessen Ehefrau Maria Antoinette, geborene von Platen-Dornhof (1741–1787). Sein Vater war früher Königlich Schwedischer Kammerherr[3] und Erbherr der Güter Lanckensburg, Presenske, Varnkevitz und Veyervitz.[4]

Leben

Kindheit und Jugend

Julius von der Lancken hatte wohl sieben Brüder und drei Schwestern. Über seine Jugend gibt es keine gesicherten Belege, aber höchstwahrscheinlich bekam er Unterricht von einem Hauslehrer,[5] möglicherweise von dem Pastor und Schriftsteller Ludwig Gotthard Kosegarten.[6] Der junge Julius interessierte sich für Gartenbau und Landwirtschaft, war nachdenklich, künstlerisch interessiert, weichherzig und sensibel.[7]

Studium und Militär

Ein Studium, wahrscheinlich in Greifswald oder Königsberg (Preußen),[8] brach er ab und schlug wie einige seiner Brüder die Laufbahn als Offizier ein, zunächst im preußischen Infanterieregiment Nr. 11 in Königsberg (Preußen).[9] Nach dem Tod seines jüngeren Bruders Carl 1785 wechselte er 1791 nach Malmö ins schwedische Husarenregiment.[10] Den Tod seines Bruders Carl, der nachts von seinem Diener bei einem Raubversuch erwürgt wurde,[11][12] konnte er auch Jahre später nicht verwinden. Dies trug dazu bei, dass von der Lancken seine militärische Laufbahn beendete, weil der Militärdienst ihm keine Antwort auf seine Fragen zum Leben geben konnte.[13]

Rückkehr und Traum

Im Frühjahr 1793 kehrte er nach Rügen zurück und erhielt gemäß dem Testament seines Vaters von 1783 die Güter Lanckensburg und Veyervitz, zog nach Lanckensburg und kaufte seinem Bruder Ehrenfried das Gut Presenske ab. Weil er nicht zur Ruhe kam, unternahm er lange Spaziergänge im Wald und am Strand, bis er eines Tages die Stelle erreichte, an der er seine Idee eines Landsitzes mit Garten, Park und mit einmaliger Aussicht auf das Meer, umsetzen wollte.[14] Diesen Landsitz wollte er Juliusruh nennen, weil er hoffte, dort die ersehnte Ruhe für immer zu finden.[15]

Entstehung des Parks

Das Land hinter der Düne war karg, denn es gab keine Bäume und Sträucher, sondern nur sumpfige Heide und heftigen Dünensand.[16][17] Trotzdem wollte er seinen Plan umsetzen und beauftragte seinen Gutsverwalter mit den Aushubarbeiten. Zunächst musste der Sand mit Fuhrwerken wahrscheinlich tage-, wochen-, oder monatelang abgefahren werden, um dann Erde und Mist aufzubringen. Die Erde stammte von den Feldern, die Julius von der Lancken auf Wittow besaß. Letztendlich ruinierte er damit die Güter[18] und geriet auch deshalb schon einige Jahre später in finanzielle Probleme. Die vorgesehenen Lindenbäume holte er persönlich mit einem angeheuerten Schiff aus Schonen von der Baumschule seines Bekannten Leif Holgers.[19] Die Orangenbäume für die Orangerie wurden aus dem Süden erworben, andere Baumarten, Büsche, Stauden und Blumen aus unbekannten Quellen. Heute finden sich im Park achtzehn unterschiedliche Baumarten: Winterlinden, Spitz- und Feldahorn, zwei Erlen-Arten, Birken, Eschen, Pappeln, Hainbuchen, Stieleichen, Traubeneichen, Hängeweiden und Fichten. Hinzu kommen rund zwanzig Arten von Sträuchern, Obstbäumen und Ziergewächsen.[20] Da der Park Julius von der Lanckens Landsitz werden sollte, wurden auch ein Wohnhaus, unterschiedliche Stallgebäude, darunter eine Wagenremise, ein Pferde- und ein Reitstall, ein Logierflügel, ein Badehaus und ein Orangenhaus für die Pflanzen im Winter gebaut. Außerdem gab es im Park ein Schwanenhaus am Teich und einen Pavillon auf dem Eiskellerhügel.[21]

Heirat und finanzielle Schwierigkeiten

In dem fertiggestellten Park konnte der junge Mann genießen, wie der Duft von Blumen und Blüten sich mit dem salzigen Aroma der Ostsee vermischte.[22] Im Juni 1800 heiratete er Juliana Catharina Gaten; aus der Ehe sollten neun Kinder hervorgehen.[23][24] Allerdings hatte er sich mit dem Park finanziell übernommen und es fehlten die Erträge der Felder, von denen vor einigen Jahren die Erde für den Park abgefahren worden war. Daher musste er 1803 Juliusruh und seinen gesamten Grundbesitz auf Rügen verkaufen. Nachdem eine Lotterie[25] nicht zustande kam,[26][27] verkaufte er an seinen Lehnsvetter Philipp Carl Rickmann von der Lancken für die Summe von 191.000 Reichstalern, was heute mindestens 3,8 Millionen Euro[28] entspricht.

Weiterer Werdegang

1804 zog er zusammen mit seiner Frau nach Berlin. Danach verliert sich seine Spur, bis auf einen Briefwechsel, den er 1827 mit dem Superintendenten von Altenkirchen führte. In dem Briefwechsel stellte er in Aussicht, wenn es ihm seine Verhältnisse gestatten würden, dem früher für bedürftige Familien an die Kirche gespendeten Kartoffelacker[29] noch eineinhalb Morgen hinzuzufügen, damit durch die Vergrößerung jeder Parzelle eine wirkungsvollere Hilfe für die Armen möglich ist.[30]

Julius von der Lancken starb 1831 in Berlin.

Literatur

  • Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5.
  • Peter Fellenberg: Juliusruh 1795: Ein Ort auf Rügen und seine Zeit. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2024, ISBN 978-3-96940-883-4.
  • Hartmut Gill: Juliusruh, sein Park und das verschwundene "Schloss". 1. Auflage. Verlag Hartmut Gill, Rostock 2025, ISBN 978-3-00-081687-1.
  • Sandra Pixberg: Gästebote 31 - Wittow Rügens Wild-Romantischer Norden. (PDF) In: nordruegen.de. Tourismusverein Nord-Rügen e.V., 2025, abgerufen am 29. Juli 2025.

Einzelnachweise

  1. Gustav Frh. von der Lancken-Wakenitz: Die Gründung von Juliusruh im Jahre 1795 und die Geschichte seines verschwundenen Schlosses. Winters Kunst- und Buchhandlung, Breege-Juliusruh 1935, DNB 574542906, S. 6.
  2. Hartmut Gill: Juliusruh, sein Park und das verschwundene "Schloss". 1. Auflage. Verlag Hartmut Gill, Rostock 2025, ISBN 978-3-00-081687-1, S. 1 und 34.
  3. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 13.
  4. Gustav Frh. von der Lancken-Wakenitz: Die Gründung von Juliusruh im Jahre 1795 und die Geschichte seines verschwundenen Schlosses. Winters Kunst- und Buchhandlung, Breege-Juliusruh 1935, DNB 574542906, S. 5.
  5. Sandra Pixberg: Gästebote 31 - Wittow Rügens Wild-Romantischer Norden, Seite 6. (PDF) In: nordruegen.de. Tourismusverein Nord-Rügen e.V., 2025, abgerufen am 29. Juli 2025.
  6. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 14.
  7. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 12 ff.
  8. Sandra Pixberg: Wittow Rügens Wild-Romantischer Norden, Seite 7. (PDF) In: nordruegen.de. Tourismusverein Nord-Rügen e.V., 2025, abgerufen am 29. Juli 2025.
  9. Hartmut Gill: Juliusruh, sein Park und das verschwundene "Schloss". 1. Auflage. Verlag Hartmut Gill, Rostock 2025, ISBN 978-3-00-081687-1, S. 1.
  10. Hartmut Gill: Juliusruh, sein Park und das verschwundene "Schloss". 1. Auflage. Verlag Hartmut Gill, Rostock 2025, ISBN 978-3-00-081687-1, S. 2.
  11. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 17.
  12. Hartmut Gill: Juliusruh, sein Park und das verschwundene "Schloss". 1. Auflage. Verlag Hartmut Gill, Rostock 2025, ISBN 978-3-00-081687-1, S. 1.
  13. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 17.
  14. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 19 f.
  15. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 21.
  16. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 19.
  17. Sandra Pixberg: Gästebote 31 - Wittow Rügens Wild-Romantischer Norden, Seite 9. (PDF) In: nordruegen.de. Tourismusverein Nord-Rügen e.V., 2025, abgerufen am 29. Juli 2025.
  18. Christian Biskup: Historie des Landguts. Abgerufen am 30. Juli 2025.
  19. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 43 f. und 55 ff.
  20. Sandra Pixberg: Gästebote 31 - Wittow Rügens Wild-Romantischer Norden, Seite 12. (PDF) In: nordruegen.de. 2025, abgerufen am 30. Juli 2025.
  21. Hartmut Gill: Juliusruh, sein Park und das verschwundene "Schloss". 1. Auflage. Verlag Hartmut Gill, Rostock 2025, ISBN 978-3-00-081687-1, S. 10 ff.
  22. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 79.
  23. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 105.
  24. Hartmut Gill: Juliusruh, sein Park und das verschwundene "Schloss". 1. Auflage. Verlag Hartmut Gill, Rostock 2025, ISBN 978-3-00-081687-1, S. 24.
  25. Hartmut Gill: Juliusruh, sein Park und das verschwundene "Schloss". 1. Auflage. Verlag Hartmut Gill, Rostock 2025, ISBN 978-3-00-081687-1, S. 24 ff.
  26. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 104.
  27. Peter Fellenberg: Juliusruh 1795: Ein Ort auf Rügen und seine Zeit. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2024, ISBN 978-3-96940-883-4, S. 114 f.
  28. Hartmut Gill: Juliusruh, sein Park und das verschwundene "Schloss". 1. Auflage. Verlag Hartmut Gill, Rostock 2025, ISBN 978-3-00-081687-1, S. 28 f.
  29. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 90.
  30. Ute Knauth: Der Herr vom Park in Juliusruh. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86268-868-5, S. 106.