Julius von Braun (Chemiker)
Julius Jacob von Braun (geboren 26. Juli 1875 in Warschau; gestorben 8. Januar 1939 in Heidelberg) war ein deutscher Chemiker.
Leben
Julius Braun wurde als Sohn des Arztes Johannes von Braun und der aus einer jüdischen Familien stammenden, aber bereits evangelisch getauften Alexandra Rosenblum geboren. Seine Reifeprüfung legte er 1893 am humanistischen Gymnasium in Warschau ab. Anschließend studierte er Chemie an der Universität Göttingen, der Königlich Technischen Hochschule Charlottenburg und der Universität München. In Göttingen wurde er 1898 bei Otto Wallach promoviert.[1]
1898 wurde er Assistent am Chemischen Institut in Göttingen, wo er sich 1902 habilitierte. 1909 wurde er zum außerordentlichen Professor in Breslau berufen. 1915 bis 1917 war er bei der Hochschulverwaltung der Zivilverwaltung in Warschau als Professor und Prorektor der dortigen Technischen Hochschule tätig. 1918 wurde er als ordentlicher Professor an die Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin berufen und 1921 zum ordentlichen Professor für Chemie und chemische Technologie an der Universität Frankfurt am Main ernannt.
Ende 1933 wurde von Braun wegen einer möglichen jüdischen Abstammung beim Preußischen Kultusministerium denunziert. Zwar waren alle Eltern und Großeltern von Brauns evangelischer Konfession, da aber die Matrikelbücher der Evangelisch-Augsburgischen Gemeinde in Warschau erst ab 1820 Geburts- , Heirats- und Sterbeurkunden verzeichneten, blieb unklar, welcher Religion seine Großeltern bei der Geburt angehört hatten. Obwohl er als Vorkriegsbeamter vor einer Entlassung nach § 3 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums geschützt war, wurde seitens der Frankfurter Universität trotz unklarer Abstammungsverhältnisse seine Entlassung betrieben. Da seine Mutter eine geborene Rosenblum und eine andere Vorfahrin eine geborene Wertheimer war, sahen es der Rektor der Universität und die Dozentenschaft als erwiesen an, dass sein Stammbaum "nicht rein arisch" sei. Schließlich wurde von Braun Anfang Februar 1935 nach § 4 des knapp zwei Wochen zuvor verabschiedeten "Gesetzes über die Entpflichtung und Versetzung von Hochschullehrern aus Anlass des Neuaufbaus des deutschen Hochschulwesens" vorzeitig emeritiert.
Von Braun, der seinerzeit zu den führenden deutschen Erdölchemikern gehörte, übernahm im Oktober 1935 eine chemische Forschungseinrichtung in Heidelberg, die die deutsche chemische Industrie eigens für ihn errichtet hatte, um seine Abwanderung nach Yale zu verhindern.[2]
Braun war seit 1903 mit Clara geb. Steindorff verheiratet und hatte mit ihr vier Töchter.
Seinen Namen tragen mehrere von ihm entdeckte Reaktionen wie die Rosenmund-von-Braun-Reaktion und die Von-Braun-Reaktion.
Auszeichnungen
1911 wurde Braun in den preußische Adelsstand aufgenommen.[3]
Werke (Auswahl)
- Über die isomeren Pulegone. W. F. Kaestner, Göttingen 1898 (Dissertation).
- Lehrbuch der anorganischen Chemie. Leipzig 1925.
Literatur
- Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft – Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Erster Band, Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1930, ISBN 3-598-30664-4.
- Wilhelm Kallmorgen: Siebenhundert Jahre Heilkunde in Frankfurt am Main, Frankfurt 1936, S. 231.
Weblinks
- Literatur von und über Julius von Braun im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografischer Kurzhinweis der Universität Frankfurt
- Braun, Julius Jakob von. Hessische Biografie. (Stand: 31. Januar 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- ↑ Informationen zu und akademischer Stammbaum von Julius von Braun bei academictree.org, abgerufen am 14. Januar 2018.
- ↑ Sven Kinas: Akademischer Exodus. Die Vertreibung von Hochschullehrern aus den Universitäten Berlin, Frankfurt am Main, Greifswald und Halle 1933-1945. Heidelberg 2018, ISBN 978-3-939381-96-9, S. 142–144.
- ↑ A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 191.