Julius Habicht






Julius Habicht (* 19. Januar 1874 in Elberfeld (heute Stadtteil von Wuppertal); † 1. Oktober 1912 in Berlin) war ein deutscher Architekt, der als Baudirektor bei der Reichsbank arbeitete.
Leben
Nach Schule, Architekturstudium und Referendariat im öffentlichen Bauwesen wurde Habicht nach dem bestandenen zweiten Staatsexamen zum Regierungsbaumeister (Assessor) ernannt. 1905 erhielt er eine Anstellung im Baubüro der Reichsbank, wo er bis zum Reichsbankbaudirektor aufstieg.
Die meisten Neubauten der Reichsbank entstanden zu dieser Zeit nach Habichts Entwürfen, es kam aber in einzelnen Fällen auch zu einer Zusammenarbeit des Reichsbank-Baubüros mit privaten Architekten.
Habichts Bankgebäude benutzen überwiegend Stilelemente der klassischen Antike wie z. B. Pilaster und Reliefplatten. Alle Reichsbankbauten heben sich aus der Menge der historistischen Bankgebäude als formal geschlossene Gruppe heraus; ihre Gestaltung vermittelte den gewünschten „Reichseinheitsgedanken“, steht aber auch in Zusammenhang mit den strikten Vorgaben des unter ökonomischen Aspekten aufgestellten Raumprogramms für alle Reichsbank-Filialen. Architekturkritiker bezeichnen den Stil auch als „Reichsbank-Historismus“. Beim plastischen Fassadenschmuck arbeitete Habicht ab 1908 auch mit dem Baukeramiker John Martens zusammen. Seit 1912 war Habicht Mitglied im Deutschen Werkbund.[1]
Der Architekt war verheiratet mit Gertraud Habicht (1881–1966). Nach seinem frühen Tod wurde er auf dem Friedhof Schmargendorf beigesetzt. Das Grabmal steht wegen der künstlerischen Ausführung durch den Bildhauer Josef Rauch unter Denkmalschutz.[2]
Habichts Nachfolger im Reichsbank-Baubüro wurde Philipp Nitze.
Bauten
- 1904–1905: Reichsbank-Nebenstelle Rendsburg[3] ⊙
- 1906–1907: Reichsbank-Nebenstelle Schwäbisch Gmünd (2002 an Privateigentümer verkauft, Sanierung und Umbau ab 2014)[4] ⊙
- 1906: Reichsbank-Hauptstelle Thorn, heute Universitätsmuseum[5] ⊙
- 1906–1907: Reichsbankstelle Berlin-Charlottenburg (völlig umgebaut)[6] ⊙
- 1906–1907: Reichsbank-Nebenstelle Jauer[7]
- 1907–1908: Wohnhaus für Carl von Grimm in Berlin-Westend[8] ⊙
- 1907–1908: Reichsbank-Nebenstelle Hamborn ⊙
- 1908: Reichsbank-Nebenstelle Leer (Ostfriesland)[9]
- 1908: Reichsbank-Nebenstelle Emmerich (zerstört)[10][11]
- 1908: Reichsbank-Nebenstelle Sonderburg (Heimatschutzstil) ⊙
- 1909: Reichsbank-Nebenstelle Lüneburg ⊙
- 1909: Reichsbank-Nebenstelle Eickel[12] ⊙
- 1908–1909: Reichsbank-Nebenstelle Altena[13][14] ⊙
- 1908–1910: Reichsbank-Nebenstelle Elmshorn[15] ⊙
- 1909: Reichsbankstelle Göttingen[16] ⊙
- 1909–1910: Reichsbank-Hauptstelle Mannheim[17] ⊙
- 1910–1911: Reichsbankstelle Essen (im Zweiten Weltkrieg zerstört, auf gleichem Grundriss in modernen Formen wiederaufgebaut)[18] ⊙
- 1910–1911: Reichsbankstelle Kattowitz ⊙
- 1911–1912: Reichsbank-Stelle Siegen ⊙
- 1911–1912: Reichsbank-Nebenstelle Kolberg[19]
- 1911–1913: Reichsbank-Nebenstelle Quedlinburg ⊙
- 1912–1913: Reichsbank-Nebenstelle Rixdorf[20] ⊙
- vor 1912: Zweigniederlassung der Darmstädter Bank in Neustadt an der Weinstraße[17]
- Reichsbankstelle Elbing[21]
- Reichsbank-Nebenstelle Detmold[22]
- Reichsbank-Nebenstelle Hattingen ⊙
- Reichsbank-Nebenstelle Gnesen ⊙
- Reichsbank-Nebenstelle Langenbielau ⊙
Auch das 1900 bis 1907 erbaute und im Zweiten Weltkrieg zerstörte Gebäude der Rheinisch-Westfälische Bank für Grundbesitz AG (seit 1919 Mitteldeutsche Creditbank, seit 1929 Commerz- und Privatbank AG) in Essen wird Julius Habicht zugeschrieben.
In einem nach seinem Tod erschienenen Sonderdruck der Zeitschrift Der Profanbau sind darüber hinaus folgende weitere Bauten erwähnt:
- Reichsbanknebenstellen in Arnswalde, Briesen (Westpreußen), Goch, Langenberg (Rheinland), Marienwerder, Mühlhausen/Thüringen, Neisse (zerstört), Schwelm (um 1970 abgerissen)[23], Stallupönen (zerstört), Striegau, Wittenberg, Offenburg, Oldenburg, Freiburg (Schlesien) und Tilsit (Memel).
- Reichsbankhauptstelle Nürnberg
Literatur
- Hugo Licht (Hrsg.), Philipp Nitze (Vorwort): Julius Habicht, Berlin. (= Sonderdruck der Zeitschrift Der Profanbau) J. J. Arndt, Leipzig o. J. (ca. 1912/1913).
- Margit Heinker: Die Architektur der Deutschen Reichsbank 1876–1918. Münster 1998, ISBN 3-00-003732-2.
- Lidia Gerc: Architektura Banku Rzeszy w Toruniu na tle dzialalnosci budowlanej Juliusa Habichta (Die Architektur der Reichsbank zu Thorn vor dem Hintergrund der Bautätigkeit von Julius Habicht). Dissertation.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Mitgliederverzeichnis des Deutschen Werkbunds von 1912 ( vom 19. April 2009 im Internet Archive)
- ↑ Baudenkmal Wandgrab Julius Habicht
- ↑ Sehenswürdigkeiten im Kreis Rendsburg-Eckernförde: Ehemalige Reichsbank-Zweigstelle
- ↑ Gmünder Tagespost: Investor und Denkmalschützer uneins
- ↑ Homepage des Museums (polnisch)
- ↑ Baunetz: Visuelle Umklammerung – Neu- und Umbau für Bundesbank in Berlin fertig gestellt
- ↑ Bildarchiv Foto Marburg
- ↑ Baudenkmal in Westend
- ↑ Bildarchiv Foto Marburg
- ↑ Bildarchiv Foto Marburg
- ↑ Emmericher Geschichtsverein e. V.: Die Zerstörung Emmerichs im II. Weltkrieg (Digitalisat)
- ↑ Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel: Hauptstraße 127
- ↑ Bildarchiv Foto Marburg
- ↑ David Gropp: Die Reichsbanknebenstelle in Altena: Teil eines neu entstandenen Stadtviertels (Digitalisat)
- ↑ Denkmaldatenbank Schleswig-Holstein
- ↑ Bildarchiv Foto Marburg
- ↑ a b Moderne Bauformen. Heft 3/1912 (Digitalisat)
- ↑ Deutsches Architekturforum, abgerufen am 16. April 2009.
- ↑ Bildarchiv Foto Marburg
- ↑ Baudenkmal Reichsbankfiliale Neukölln
- ↑ Bildarchiv Ostpreußen
- ↑ Bildarchiv Foto Marburg
- ↑ Robert Seckelmann: Schwelm-Mitte von 1600 bis heute (Digitalisat)