Juliet Soskice

Juliet Catherine Emma Soskice (* 4. November 1880 als Juliet Hueffer; † 1944) war eine britische Schriftstellerin und Übersetzerin.
Leben
Juliet Hueffer wurde im November 1880 als Tochter des deutschstämmigen Musikschriftstellers und -kritikers Francis Hueffer (1845–1889) und der Malerin Catherine Hueffer (1850–1927), eine Tochter des präraffaelitischen Malers Ford Madox Brown, geboren. Mit Ford Madox Ford (1873–1939) und Oliver Madox Hueffer (1876–1931) hatte sie zwei Brüder, die beide ebenfalls Schriftsteller wurden. Als Juliet acht Jahre alt war, starb ihr Vater, woraufhin ihre Mutter mit ihren beiden Söhnen zu ihren Eltern zog, während Juliet für einige Zeit von ihrer Tante mütterlicherseits, der Malerin Lucy Madox Brown, und dessen Ehemann, dem Schriftsteller und Kunstkritiker William Michael Rossetti, erzogen wurde.[1] Dort kam sie wahrscheinlich erstmals in Kontakt mit den Ideen des Anarchismus. Einige Zeit wurde sie auch in Klosterschulen in Deutschland und England erzogen.[2] Im September 1902 heiratete sie den russischen Revolutionär David Wladimirowitsch Soskice (1866–1941),[3] der 1898 nach England gezogen war und dort in Kontakt mit einer Gruppe russlandinteressierter Literaren um ihren Bruder Ford, Edward und Constance Garnett und Joseph Conrad gekommen war, die bereits zuvor den Revolutionär Sergei Michailowitsch Krawtschinski in ihrem Umfeld begrüßt hatten.[4] Zeitweise lebte sie mit ihm in Russland.[5] Gemeinsam bekam das Ehepaar Soskice drei Söhne, darunter den späteren Juristen und britischen Innenminister Frank Soskice, Baron Stow Hill (1902–1979).[3]
Juliet Soskice arbeitete hauptsächlich als Übersetzerin russischer Literatur, darunter von Nikolai Alexejewitsch Nekrassows Langgedicht Wer lebt glücklich in Russland?, das sie 1921 in englischer Sprache unter dem Titel Who Can Be Happy and Free in Russia? vorlegte.[6] Neben einigen weiteren längeren Übersetzungen publizierte sie unter anderem auch eine Übersetzung von Lew Tolstois Kreutzersonate im Literaturmagazin English Review unter Austin Harrison, die auf einer unveröffentlichten Version aus Tolstois Nachlass basierte.[7] Zusätzlich steuerte sie auch unter dem Pseudonym J. Saturin, das auch von ihrem Ehemann genutzt wurde, einige Kurzgeschichten zum English Review bei, das ihr Bruder Ford Madox Ford gegründet hatte und an dem auch ihr Ehemann beteiligt war.[5] Neben einigen Romanen verfasste sie zudem ein Memoir über ihre Herkunft aus einer prominenten Künstlerfamilie des viktorianischen Englands.[8] Juliet Soskice starb verwitwet im Jahr 1944.[3]
Veröffentlichungen
Romane
- A Woman Scorned. Selwyn & Blount, London 1925.
- Woman at the Wheel (= French’s Monologue Series, Band 88). Samuel French, London 1929.
- A Gay Rover. D. C. Thomson & Co., London 1931.
- No One to Guide Her. D. C. Thomson & Co., London 1933.
- The Woman of Shadows. Amalgamated Press, London 1937.
Memoiren
- Chapters from Childhood: Reminiscences of an Artist’s Granddaughter. Mit einem Vorwort von A. G. Gardiner. Selwyn & Blount, London 1921.
Übersetzungen
- V. I. Kryshanovskaya: The Torch-Bearers of Bohemia. Chatto & Windus, London 1916.
- Nicholas Nekrassov: Who Can Be Happy and Free in Russia? Mit einer Einleitung von David Soskice. Oxford University Press, London 1917.
- Nicholas Nekrassov: Poems (= The World’s Classics, Band 315). Mit einer Einleitung von Lascelles Abercrombie. Oxford University Press, London 1929.
- V. V. Smidovich: The Sisters. Hutchinson & Co., London 1934.
Einzelnachweise
- ↑ Thomas C. Moser: The Life in the Fiction of Ford Madox Ford. Princeton University Press, Princeton 1980, S. 7–9.
- ↑ Davide Mulry: Joseph Conrad Among the Anarchists: Nineteenth Century Terrorism and The Secret Agent. Palgrave Macmillan, London 2016, S. 23–24. ISBN 978-1-137-50288-9.
- ↑ a b c Robert Gomme: Soskice [formerly Soskis], David Vladimirovich. In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X; doi:10.1093/ref:odnb/50761 (Lizenz erforderlich), Stand: 3. Januar 2008.
- ↑ Thomas C. Moser: The Life in the Fiction of Ford Madox Ford. Princeton University Press, Princeton 1980, S. 92.
- ↑ a b Rebecca Beasley: Russomania: Russian Culture and the Creation of British Modernism, 1881–1822. Oxford University Press, Oxford 2020, S. 174–175 und Fußnote 54. ISBN 978-0-19-880212-9.
- ↑ Peter G. Christensen: The Azev Affair and The Birds Fall Down: A True Story on a Parallel Universe? In: Bernard Schweizer (Hrsg.): Rebecca West Today: Contemporary Critical Approaches University of Delaware Press, Newark 2006, S. 80–98, hier S. 80. ISBN 978-0-87413-950-1.
- ↑ Martha S. Vogeler: Austin Harrison and the English Review. University of Missouri Press, Columbia 2008, S. 73 und Fußnote 36. ISBN 978-0-8262-6668-2.
- ↑ Natalie Prizel: Victorian Ethical Optics: Innocent Eyes & Aberrant Bodies. Oxford University Press, Oxford 2024, S. 138. ISBN 978-0-19-288856-3.