Julia Ruhs
Julia Ruhs (* 1994 in Ludwigsburg)[1] ist eine deutsche Journalistin.
Leben und Werdegang
Ruhs wuchs als eine von zwei Töchtern einer Krankenschwester und eines Bankkaufmanns bei Ludwigsburg auf. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Krankenhaus ging sie ein halbes Jahr nach Costa Rica.[2] Sie studierte in Passau, Rom und Regensburg Demokratiewissenschaft und Kommunikationswissenschaft und war Stipendiatin der journalistischen Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung.[3] Ihre Masterarbeit schrieb sie über Russlands Desinformationspolitik gegen den Westen. Sie erhielt dafür den Sonderpreis der Bayerischen Staatsregierung und den ersten Nachwuchspreis des Dialogforums Sicherheitspolitik.[2]
Ab 2020[2] absolvierte sie ein Volontariat beim Bayerischen Rundfunk.[4] Sie ist freiberufliche Journalistin und arbeitet vor allem für den Bayerischen Rundfunk.[5] Sie schreibt Kolumnen für Focus Online zu gesellschaftspolitischen Themen[6] und betrieb den Podcast Kriegskind, in dem sie eine Zeitzeugin des Zweiten Weltkriegs ihre Geschichten erzählen ließ.[7]
2025 erschien Ruhs’ erstes Buch mit dem Titel Links-grüne Meinungsmacht – die Spaltung unseres Landes im Langen Müller Verlag.[8]
Kontroverse um ARD-Reportage (2025)
Bekanntheit erreichte Ruhs durch die erste von drei Pilotfolgen des ARD-Reportageformats Klar – Was Deutschland bewegt, welches vom Bayerischen Rundfunk und Norddeutschen Rundfunk produziert wird.[9] Die Sendung Migration: Was falsch läuft vom 9. April 2025 warf einen kritischen Blick auf Folgen der Asylpolitik. Behörden seien überfordert, immer mehr Gemeinden und Städte am Limit. Die Autoren begleiteten Michael Kyrath, dessen Tochter bei der Messerattacke in Brokstedt 2023 von einem Asylbewerber erstochen wurde.[10] Politiker und Experten zum Thema Migration und Asylrecht und zu der Frage eines Zusammenhangs von Migration und Kriminalität kamen zu Wort. Die Sendung wurde kontrovers diskutiert.[11][12][13]
Die Ausgabe fand ein kritisches Echo in Jan Böhmermanns Late-Night-Show ZDF Magazin Royale. Die Nichtregierungsorganisation (NGO) Neue deutsche Medienmacher*innen erhob den Vorwurf, dass man keine faktenbasierte, differenzierte und lösungsorientierte Berichterstattung biete.[14][15] Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hingegen nannte die Kritik an der Sendung „maßlos überzogen“.[16] Knapp 250 NDR-Mitarbeiter distanzierten sich in einem internen Brief vom Inhalt der Sendung, die „zu einem Generalverdacht gegenüber migrantisch gelesenen Menschen beitrage“.[17] Weiter hieß es: „In unseren Augen [verletzte die Sendung] eine Reihe von Grundsätzen unserer journalistischen Arbeit und kommt unserem öffentlich-rechtlichen Auftrag gemäß NDR-Staatsvertrag nicht nach.“[18] Das Magazin Cicero schrieb von einer Mobbingkampagne von NDR-Mitarbeitern gegen eine „konservative Journalistin“ und nannte Ruhs die „bürgerliche Nachwuchshoffnung des BR“.[19]
Ende der NDR-Moderation der Sendung „Klar“
Am 17. September 2025 gab der Norddeutsche Rundfunk bekannt, Klar ab 2026 eigenständig zu moderieren. Zwei Tage darauf benannte er dafür die Journalistin Tanit Koch, die auch redaktionell mitarbeiten werde.[20] Ruhs werde nur für vom Bayerischen Rundfunk produzierte Folgen antreten.[21] Aurelie von Blazekovic kritisierte daraufhin in der Süddeutschen Zeitung, der NDR und BR trügen ihren Streit auf Ruhs’ Rücken aus, anstatt eine offene politische Debatte auch im Programm zuzulassen.[22]
Schriften
- Links-grüne Meinungsmacht. Die Spaltung unseres Landes. LMV, München 2025, ISBN 978-3-7844-3749-1.
Weblinks
- Julia Ruhs bei IMDb
- Julia Ruhs bei BR.de
- Julia Ruhs bei Focus.de
Einzelnachweise
- ↑ Gendern in der deutschen Sprache – ja oder nein? In: Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Abgerufen am 14. April 2025.
- ↑ a b c Vicky Bargel: Eine durchschnittliche Deutsche. »Klar«-Moderatorin Julia Ruhs. In: Der Spiegel. Nr. 34, 17. August 2025, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 17. August 2025] S+).
- ↑ Julia Ruhs: Eine geteilte Generation – Die Studentenrevolte und die alternativen 68er. Veranstaltungsbericht. In: Konrad Adenauer Stiftung. Konrad Adenauer Stiftung, 8. Mai 2018, abgerufen am 14. April 2025.
- ↑ Julia Ruhs. In: BR24. Abgerufen am 14. April 2025.
- ↑ Julia Ruhs – Journalistin – Bayerischer Rundfunk / ARD. In: Xing. Abgerufen am 14. April 2025.
- ↑ Julia Ruhs: Autorenseite. In: Focus Online. Abgerufen am 14. April 2025.
- ↑ Kriegskind – ein Zeitzeugen-Podcast. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Links-grüne Meinungsmacht. Abgerufen am 18. August 2025.
- ↑ Klar. Migration. Was falsch läuft. NDR.de.
- ↑ „Tiefpunkt der Berichterstattung“. NGO warnt vor Sendung mit Julia Ruhs. In: Welt.de, 15. April 2025.
- ↑ Zoff um neues ARD-Magazin „Klar“: „Tiefpunkt“ oder „neues Level an Meinungsvielfalt“? www.fr.de, 19. April 2025.
- ↑ „So etwas habe ich nie zuvor erlebt“ www.t-online.de, 22. April 2025.
- ↑ Gilda Sahebi: Der Macht nachplappern taz.de, 10. April 2025.
- ↑ „Tiefpunkt in der Berichterstattung“: Heftige Kritik für neues ARD-Format. In: t-online.de. 14. April 2025, abgerufen am 14. April 2025.
- ↑ KLAR: Migration: Was falsch läuft – hier anschauen. In: ardmediathek.de. Abgerufen am 14. April 2025.
- ↑ Michael Martens, Wehe, du übst Kritik an der deutschen Asylpolitik, faz.net vom 16. April 2025.
- ↑ Thore Rausch: Warum sich BR und NDR um Julia Ruhs streiten. In: sueddeutsche.de. 17. September 2025, abgerufen am 18. September 2025.
- ↑ Jonas Kähler, Wlada Froschgeiser: Konflikt um NDR-Format „Klar“: Julia Ruhs als Moderatorin abgesetzt. In: Die Tageszeitung: taz. 17. September 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 19. September 2025]).
- ↑ Wenn NDR-Mitarbeiter eine einzige konservative Journalistin nicht ertragen können cicero.de, 17. September 2025.
- ↑ Tanit Koch verstärkt für den NDR ab 2026 das Moderations-Team von KLAR.
- ↑ Zukunft „KLAR“ – Das NDR/BR-Format geht weiter . In: Pressemeldungen NDR. Abgerufen am 17. September 2025.
- ↑ Aurelie von Blazekovic: Der Fall Ruhs steht für die Kopflosigkeit der ARD. In: sueddeutsche.de. 18. September 2025, abgerufen am 19. September 2025.