Juha Äystö

Juha Äystö (* 19. Juni 1948)[1] ist ein finnischer experimenteller Kernphysiker und Hochschullehrer.

Biographie

Äystö studierte an der Universität Jyväskylä Physik (M. Sc. 1973) und wurde dort 1977 promoviert. 1978/79 war er für zwei Jahre Research Associate in der Abteilung für Kernphysik des Lawrence Berkeley National Laboratory (LBL). Nach Jahren auf verschiedenen Wissenschaftlerstellen an der Universität Jyväskylä, der Finnischen Akademie der Wissenschaften und am LBL wurde er 1992 als Professor and die Universität Jyväskylä berufen[1] und ist dort seit 2016 Professor emeritus.[2] Von 2012 bis 2015 war er Direktor des von fünf finnischen Universitäten gemeinsam betriebenen Helsinki Institute of Physics.[2][3]

Werk

Äystö entwickelte in den 1980er Jahren eine neuartige Methode zur Separation von Isotopen in der Kernphysik, die sich insbesondere bei der Untersuchung instabiler Kerne (speziell exotischer Kerne mit sehr kurzer Lebensdauer) an Beschleunigern als Durchbruch erwies, das Ion-Führungs (Ion Guide) Konzept. Das trug wesentlich zur Erhöhung der Genauigkeit und Selektivität der Messung grundlegender Kerneigenschaften[4] bei instabilen Isotopen und deren Kernreaktionen bei. Dabei werden die Ionen zunächst mit einem Edelgas als Puffergas thermalisiert, so dass sie alle nur noch einfach geladen sind. Dann wird das Ionengas zu einem Überschalljet beschleunigt, der in einen Massenseparator geleitet wird. Äystö kombinierte das mit Techniken der Laserspektroskopie und von Ionenfallen zur Untersuchung exotischer Kerne an der IGISOL Anlage des Zyklotrons von Jyväskylä. Sein Konzept wurde weltweit übernommen und auch in der Atomphysik und Elementarteilchenphysik verwendet.[5]

Äystö forschte auch an der ISOLDE Anlage am CERN. Als Vertreter des HIP ist Äystö am FAIR-Experiment beteiligt.[6][7]

Er studierte anfangs protonenreiche sd-Schalen[8] Isotope (mit Isospin-Quantenzahl wobei ein Proton die Quantenzahl hat, ein Neutron umgekehrtes Vorzeichen) und deren Beta-verzögerte Zerfälle mit zwei Protonen.[9] Seine Methoden und Forschungen trugen wesentlich zur Verbreiterung der Kenntnis der Eigenschaften instabiler und exotischer Kerne bei, aber auch zu wichtigen astrophysikalischer Kernreaktionen (wie r-Prozess, rp-Prozess) und zur schwachen Wechselwirkung (Doppelter Betazerfall, Unitarität der CKM-Matrix).[5]

Ehrungen

Seit 1997 ist Äystö Ordentliches Mitglied der Finnischen Akademie der Wissenschaften.[10] 2006 erhielt er den Theodor-Homén-Preis für Physik der Finnischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. 2010 wurde Äystö mit dem Lise-Meitner-Preis ausgezeichnet.[5]

Schriften

  • Herausgeber mit Peter Dendooven, Ari Jokinen, Matti Leino: Exotic Nuclei and Atomic Masses. Proceedings of the Third International Conference on Exotic Nuclei and Atomic Masses ENAM2001. Hämeenlinna, Finland, 2-7 July 2001, Springer 2009
  • Herausgeber mit Ari Jokinen, Tommi Eronen, Anu Kankainen TCP 2010: Proceedings of the 5th International Conference on Trapped Charged Particles and Fundamental Physics (TCP2010) held in Tunturihotelli in Saariselkä, Finland, April 12-16, 2010, Springer Verlag 2011
  • Juha Äystö. Homepage and der Universität Jyväskylä.

Einzelnachweise

  1. a b Juha Äystön Curriculum vitae. In: helsinki.fi. April 2014, archiviert vom Original am 18. August 2016; abgerufen am 9. Februar 2016 (englisch).
  2. a b Juha Äystö. In: orcid.org. Abgerufen am 30. August 2025.
  3. Helsinki Institute of Physics/Personnel. 30. August 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. August 2012; abgerufen am 1. Oktober 2023.
  4. Wie Bindungsenergie, Radien, Zerfallskonstanten, Spin, im Grundzustand und bei angeregten Zuständen (Isomeren)
  5. a b c Laudatio mit Biographie. In: gla.ac.uk. Abgerufen am 30. August 2025 (englisch).
  6. Juha Äystö: FAIR in future. (pdf) 6. Juni 2022, abgerufen am 30. August 2025 (englisch).
  7. Annual Report 2024. (pdf) HIP, 2024, S. 42, abgerufen am 30. August 2025 (englisch).
  8. Im Schalenmodell zwischen den magischen Schalen Z=8 und 20
  9. Beta-verzögert sind verzögerte Zerfälle, bei denen Betazerfälle beteiligt sind. Verzögert bedeutet, dass ein kurzlebiges Isotop als Zwischenzustand auftrat, dessen Zerfallsprodukte verzögert auftreten. Es gibt auch verzögerte Zerfälle nur mit Gammastrahlen.
  10. Varsinaiset jäsenet (Ordentliche Mitglieder). In: acadsci.fi. Abgerufen am 30. August 2025 (finnisch).