Judengasse 43/45 (Coburg)

Das Doppelhaus Judengasse 43/45 ist ein Wohn- und Geschäftsgebäude in der oberfränkischen Stadt Coburg. Das denkmalgeschützte Bauwerk ließ der jüdische Kaufmann Jacob Mayer im Jahr 1881 für eine Samen- und Getreidegroßhandlung errichten.
Geschichte
Jacob Mayer (1832–1901) stammte aus Bibra und begann 1857 in Coburg mit dem Handel von Getreidesamen. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Erfolge und Verdienste im öffentlichen Leben wurde ihm 1872 der Titel Kommerzienrat verliehen und 1889 folgte die Erhebung durch Herzog Ernst II.in den Freiherrenstand.[1]
Für das wachsende Unternehmen wurde 1870 ein Depot in der Judengasse 41 erworben. Im Jahr 1873 folgte der Kauf des benachbarten Anwesens Judengasse 43 sowie 1876 und 1877 der Grundstücke Judengasse 45 und 47. Im Jahr 1881 erhielt Mayer die Erlaubnis der Stadt, die Bestandsbebauung, zwei kleinere Einzelhäuser, abbrechen zulassen. Anstelle der Altbauten entstanden ein Wohn- und Geschäftshaus mit einem weiteren Getreidelager sowie ein rückwärtiger Pferdestall und ein Kutscherhaus. 1882 konnten das Wohnhaus und das Kontor der Samen- und Getreidegroßhandlung bezogen werden. Nach dem Tod von Jacob Mayer 1901 gaben seine beiden Söhne die Firma auf und verkauften nach dem Tode der Mutter Ernestine 1908 die Gebäude in der Judengasse an den Kaufmann Lehnert.[1]
Architektur
Das dreigeschossige Doppelwohnhaus ist ein traufständiges Satteldachgebäude und gehört zu einer Dreiflügelanlage, die einen Innenhof umschließt. Der Architekt Hans Rothbart plante das Gebäude. Die symmetrische Fassade der Straßenfront besteht im Erdgeschoss aus Sandsteinquadern und in den Obergeschossen aus Ziegelmauerwerk mit Sandsteingliederungen.[2]
Die beiden mit Segmentbogenrahmen gleich gestalteten Eingänge befinden sich in der Mitte des Erdgeschosses, flankiert jeweils von drei Fenstern mit ebenfalls segmentbogigen Stürzen. Bei den in acht Achsen angeordneten Fenstern des Obergeschosses wechseln gerade und segmentbogige Stürze, im zweiten Obergeschoss gibt es nur gerade Stürze.
An der Rückseite des Gebäudes ist auf einem verputzten Erdgeschoss ein engmaschiges Fachwerk beider Obergeschosse sichtbar, mit Andreaskreuzen zwischen den Treppenhausfenstern. Ein breiter Erker in Sandstein mit vier Fensterachsen beherrscht das Erdgeschoss des rechten Hinterflügels. 2004 wurden der hinteren Südfassade zwei Balkone hinzugefügt.[2]
Literatur
- Christian Boseckert: Eine Straße erzählt Coburgs Geschichte – Aus der Vergangenheit der Judengasse und deren Bewohner. Band 22 der Schriftenreihe der historischen Gesellschaft Coburg e. V., Coburg 2008, ISBN 3-9810350-4-6.
- Peter Morsbach, Otto Titz: Stadt Coburg (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band IV.48). Karl M. Lipp Verlag, München 2006, ISBN 3-87490-590-X, S. 155.
Weblinks
- Denkmalliste für Coburg (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Akten-Nummer D-4-63-000-680
Einzelnachweise
- ↑ a b Christian Boseckert: Eine Straße erzählt Coburgs Geschichte – Aus der Vergangenheit der Judengasse und deren Bewohner. Historische Gesellschaft Coburg, 2008, S. 165–168
- ↑ a b Peter Morsbach, Otto Titz: Stadt Coburg (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band IV.48). Karl M. Lipp Verlag, München 2006, ISBN 3-87490-590-X, S. 155.
Koordinaten: 50° 15′ 33,19″ N, 10° 57′ 33,77″ O