Juan Forch
Juan Enrique Forch (* 28. November 1948 in Santiago de Chile) ist ein chilenischer Filmregisseur, Autor und Künstler, der in den 1970er Jahren kurzzeitig am DEFA-Studio für Trickfilme in Dresden wirkte und in Agitationsfilmen auf die politische Situation in seiner Heimat aufmerksam machte.
Leben und Werk
Juan Forch wurde 1948 in der chilenischen Hauptstadt Santiago geboren. Ab 1967 studierte er an der dortigen Universität Journalismus.[1] Bereits während des Studiums arbeitete er als Fotograf für das Magazin Ramona.[2] Gemeinsam mit Lucho Abarca veröffentlichte er 1972 die Studie Viaje por la juventud, über Jugend-Subkulturen in Chile.[2] Infolge des chilenischen Miliärputsches am 11. September 1973 wurde Forch kurzzeitig inhaftiert und konnte anschließend über Mexiko in die DDR ausreisen. Ab 1974 lebte er dort im Exil. Nach einer kurzen Tätigkeit beim VEB Pentacon Dresden begann Forch für das DEFA-Studio für Trickfilme zu arbeiten.[2]
In mehreren animierten Kurzfilmen, die insbesondere auf das Stilmittel der Fotocollage zurückgreifen, setzte sich Forch mit der aktuellen politischen Situation in seinem Heimatland auseinander und positionierte sich deutlich gegen die Militärdiktatur unter Augusto Pinochet. In Hitlerpinochet (1975) zog er Vergleiche zwischen dem chilenischen Machthaber und Adolf Hitler. Wiederkehrend kritisierte Forch in seinen Werken die Rolle der USA, die den Putsch gegen den vorherigen sozialistischen Präsidenten Salvador Allende unterstützt habe. In Neutronenfrieden? (1977) warnte Forch vor einem durch die USA initiierten Atomkrieg.
Die letzte und aufwendigste DEFA-Produktion, die Forch als Regisseur verantwortete, widmete sich einer chilenischen Sage um den Mapuche-Krieger Lautaro. 1978 lieferte Forch für den von Lothar Barke inszenierten Film Rosaura eine Gedicht-Vorlage. Der Text wurde für den Film von Forchs damaliger Frau Vivienne Barry (* 1947) eingesungen, die bereits an den Filmen Die Revolution kann keiner aufhalten (1976) und Lautaro (1977) als Animatorin mitwirkte.[3]
1978 kehrte Forch nach Chile zurück. Dort begann er mit dem Dreh von Werbespots und beteiligte sich an internationalen Dokumentarfilmproduktionen, die die politische Lage in Chile thematisierten.[2] Zudem drehte er eigene Filme über die chilenische Kunstszene in den 1980er Jahren.[2] 1993 trat Forch als Co-Produzent des Films Johnny cien pesos von Gustavo Graef Marino in Erscheinung, der 1994 als chilenischer Beitrag für den besten fremdsprachigen Film der Oscarverleihung 1994 eingreicht wurde.[2]
Auch nach seiner Rückkehr nach Chile blieb Forch seiner politischen Haltung treu. 1988 engagierte er sich für die Werbekampagne No! gegen eine Verlängerung der Amtszeit des Diktators Augusto Pinochet.[2] 2012 wirkte er im gleichnamigen Spielfilm von Pablo Larraín mit, der breite internationale Beachtung fand. Forch unterstützte in der Vergangenheit unter anderem die christdemokratischen Politiker Patricio Aylwin und Eduardo Frei Ruiz-Tagle bei Wahlkämpfen.[1] Auch in Peru und El Salvador trat er mit politischen PR-Maßnahmen in Erscheinung.[1]
Neben seiner filmkünstlerischen Laufbahn wirkt Forch seit den 2000er Jahren als Autor und Künstler. Die Kunstgalerie 3.14 in Santiago widmete ihm 2023 unter dem Titel Contratemas eine Einzelausstellung.[4] Parallel erschien das Buch era martes, das Gedichte und Fotos von Forch aus der Zeit des Militärputsches in den 1970er Jahren vereint.[5]
Filmografie (Auswahl)
- 1975: Chile (Co-Regie mit Jörg Herrmann)
- 1975: Hitlerpinochet (Co-Regie mit Jörg Herrmann)
- 1976: Chile lebt (Co-Regie mit Michael Börner)
- 1976: Die Revolution kann keiner aufhalten
- 1976: Eine Reportage für die Weltgeschichte – USA 200
- 1977: Neutronenfrieden?
- 1977: Lautaro
- 1978: Rosaura (literarische Vorlage)
Literatur
- Ralf Schenk, Sabine Scholze (Hrsg.): Die Trick-Fabrik. DEFA-Animationsfilme 1955–1990. Bertz + Fischer Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-929470-27-6.
Weblinks
- Juan Forch bei IMDb
- Juan Forch bei filmportal.de
- Juan Forch in der Filmdatenbank der DEFA-Stiftung
- Juan Forch autorisierte Kurzbiografie auf der Website der DEFA Film Library (USA)
Einzelnachweise
- ↑ a b c Juan Forch. In: Ralf Schenk, Sabine Scholze (Hrsg.): Die Trick-Fabrik. DEFA-Animationsfilme 1955–1990. Bertz + Fischer, Berlin 2003, ISBN 3-929470-27-6, S. 503.
- ↑ a b c d e f g Juan Forch. DEFA Film Library, Januar 2024, abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
- ↑ Der andere Blick auf die DEFA – Fragen an Vivienne Barry. In: Leuchtkraft-Journal (PDF). DEFA-Stiftung, 2022, abgerufen am 22. August 2025.
- ↑ CONTRATEMAS, UNA EXPOSICIÓN DE JUAN FORCH. Artischock, 12. Oktober 2023, abgerufen am 22. August 2025 (spanisch).
- ↑ era martes / Juan Forch. Negro Editores, abgerufen am 22. August 2025 (spanisch).