Joseph Lehfeldt

Joseph Lehfeldt (geboren als Joseph Levy am 2. Februar 1804 in Glogau, Niederschlesien; gestorben am 4. Juli 1858 in Berlin) war ein deutscher Verleger.

Jugend und Ausbildung

Der Bankier Samuel Bamberg mit seiner Familie, Gemälde von Karl Josef Raabe 1833. Von links nach rechts: die Stieftochter Johanna, die Ehefrau Betty, Samuel Bamberg, der Sohn Ludwig und der Stiefsohn Sigmund. An der Wand links das Porträt des Stiefsohnes Joseph Lehfeldt und rechts des Stiefsohnes Wilhelm.

Joseph Levy kam am 2. Februar 1804 als Sohn des Warenhändlers Jacob Levy[1] und dessen Ehefrau Betty, geborene Levy (1781–1855), in Glogau zur Welt. Nach dem frühen Tod seines Vaters am 21. November 1813[1] während der Messe in Frankfurt an der Oder heiratete seine Mutter in zweiter Ehe den Kaufmann und Bankier Samuel Bamberg. Joseph Levy wuchs mit mehreren Geschwistern und Halbgeschwistern auf. Sein jüngerer Bruder Wilhelm (1805–1879) war Geheime Kommerzienrat, Bankier und Mitglied der Direktion bei der Niederschlesischen Zweigbahn. Weitere Geschwister waren Sigmund (1807–1847), Johanna (1812–1878), die zweite Ehefrau des Schriftstellers Joseph Lehmann, und der Halbbruder Ludwig Bamberg (1817–1845).

Er besuchte das evangelische Gymnasium in Glogau studierte ab 1822 an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin Philologie und Philosophie, unterbrochen vom Wintersemester 1824/1825 an der Universität Breslau. Zu seinen Lehrern in Berlin zählten unter anderem der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel und der Philologe August Boeckh. Obwohl er zu Beginn der 1820er Jahre die Prüfung für das höhere Schulamt erfolgreich absolvierte, blieb ihm aufgrund seiner jüdischen Konfession der Beruf als Gymnasiallehrer an staatlichen Schulen verwehrt. Stattdessen wurde er Lehrer an der 1827 gegründeten jüdischen Schule in Alt-Strelitz. Für seine pädagogischen Verdienste verlieh ihm Großherzog Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin den Titel Oberlehrer.[2]

Wechsel zum Verlagswesen und gesellschaftliche Etablierung in Berlin

Bei einem Aufenthalt in Berlin lernte er seine spätere Ehefrau Louise Jacoby sowie ihren Cousin Moritz Veit kennen. Sie war die Tochter des verstorbenen Antiquars Heinrich Jacoby (21. Februar 1776 – 23. September 1813) und von Lea Veit. Er gab den Lehrerberuf auf und zog 1832 nach Berlin. Am 16. Oktober 1833 heiratete das Paar.[3] Mit dem Cousin Moritz Veit verband er sich geschäftlich. Am 18. November 1833 erhielten sie ihre Konzession als Buchhändler und bereits am 1. Dezember des Jahres erwarben sie für 22.000 Taler die Boikesche Verlagsbuchhandlung. Die neue Firma eröffnete zum 1. Januar 1834 unter dem Namen Veit & Company.[4] Im Sortiment des übernommenen Verlages befand sich unter anderem der einträgliche Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, den sie weiterführten. Der Verlag publizierte vor allem wissenschaftliche Schriften, aber auch zum Judentum und zur Judenemanzipation. Lehfeldts persönliches Interesse am Schachspiel spiegelte sich in Veröffentlichungen zu diesem Thema wider, er selbst war Mitglied der 1827 gegründeten Berliner Schachgesellschaft. Seit dem 29. Dezember 1840 war er Mitglied in der Gesellschaft der Freunde.[5]

In den Judenbürgerbücher, dem Verzeichnis der zwischen 1808 und 1851 in Berlin eingebürgerte Jüdinnen und Juden, erfolgte der Eintrag seiner Einbürgerung am 12. Dezember 1833. 1839 konnten Joseph Levy durch einen Adoptionsvertrag mit Nathan Lehfeldt, einem älteren Bruder seiner Mutter, den Namen Lehfeldt annehmen.[6] Nathan Lehfeldt (26. Dezember 1777 in Ratibor – 15. Februar 1833 in Breslau), hieß bis zu seiner zweiten Heirat 1811 Elkan Levy.[7] Am 15. Mai 1841 erhielt Joseph Lehfeldt einen neuen Bürgerbrief unter seinem angenommenen Namen.[1]

Familie und Tod

Das Ehepaar Lehfeldt hatte drei Kinder. Der älteste Sohn Leonhard Lehfeldt (1834–1876) wurde Richter und Parlamentarier. Er war mit seiner Cousine Therese Lehmann (1837–1925) verheiratet, der Tochter seiner Tante Johanna und des Schriftstellers Joseph Lehmann. Die Tochter Clara (1846–1907) heiratete den Maler Paul Friedrich Meyerheim und der jüngste Sohn Paul Lehfeldt (1848–1900) war Kunsthistoriker. Joseph Lehfeldt wohnte mit seiner Familie lange Zeit an der Jägerstraße 25, wo sich auch der Sitz des Verlages befand. 1843/1844 ließ er sich die Villa Lehfeldt an der Matthäikirchstraße im Tiergartenviertel errichten, die er jedoch nur als Sommerwohnung bewohnte. Er verstarb am 4. Juli 1858 an einem Schlaganfall und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee beigesetzt.

Literatur

  • Jacob Jacobson (Herausgeber): Die Judenbürgerbücher der Stadt Berlin 1809–1851: Mit Ergänzungen für die Jahre 1791–1809. de Gruyter Berlin 1962, S. 278., Nr. 1371.
  • Nachruf in Schachzeitung der Berliner Schachgesellschaft, 13. Jahrgang, 1858, S. 265–274 und S. 328–329.

Einzelnachweise

  1. a b c Jacob Jacobson (Herausgeber): Die Judenbürgerbücher der Stadt Berlin 1809 - 1851: Mit Ergänzungen für die Jahre 1791 - 1809. de Gruyter Berlin 1962, S. 278., Nr. 1371.
  2. Schachzeitung der Berliner Schachgesellschaft, 13. Jahrgang, 1858, S. 329.
  3. Jacob Jacobson (Herausgeber): Die Judenbürgerbücher der Stadt Berlin 1809 - 1851: Mit Ergänzungen für die Jahre 1791 - 1809. de Gruyter Berlin 1962, S. 83., Nr. 206.
  4. Anne-Katrin Ziesak: Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999. Walter de Gruyter, Berlin 1999, ISBN 3-11-016698-4, S. 109.
  5. Namen-Verzeichniß sämmtlicher Mitglieder der Gesellschaft der Freunde am 1 Februar 1845, S. 11.
  6. Amtsblatt der Regierung in Potsdam, 10. Januar 1840, S. 12.
  7. Jacob Jacobson (Herausgeber): Jüdische Trauungen in Berlin 1759 bis 1813: Mit Ergänzungen für die Jahre 1723-1759. de Gruyter, Berlin 1968, S. 514