Liste der Stolpersteine in Graz (links der Mur)

Stolpersteine in der Mandellstraße

Die Liste der Stolpersteine in Graz (links der Mur) enthält Stolpersteine in der Stadt Graz, links der Mur. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden von Gunter Demnig gefertigt, viele von ihm persönlich verlegt; Planung, Organisation und Finanzierung erfolgten durch den Verein für Gedenkkultur in Graz, zahlreiche Personen spenden die Verlegung eines Steins.

Verlegte Stolpersteine

I. Innere Stadt

Im Bezirk Innere Stadt, dem 1. Bezirk von Graz, wurden 26 Stolpersteine an dreizehn Stellen verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
HIER ARBEITETE
FRANZ BARANYAI
JG. 1891
DEPORTIERT
ERMORDET JULI 1943
AUSCHWITZ
Paulustorgasse 8
Franz Baranyai (geboren 1891) war Polizist beim Sicherheits- und Hilfsdienst in Graz und beschwerte sich brieflich beim Reichsstatthalter wegen „ungerechtfertigter Behandlung als Zigeuner“. Eine Überprüfung der Statthalterei ergab, dass er in der „Zigeunerevidenz“ seines Heimatorts aufschien. Seine Brüder waren schon deportiert worden, seine Deportation war geplant. Obwohl er einen Ariernachweis vorlegen konnte, wurde entschieden, dass er „als Vollzigeuner zu betrachten“ sei. Im April 1942 wurde er aus dem Polizeidienst entlassen, verlor danach immer wieder seine Arbeitsstellen, da der Landrat von Fürstenfeld ständig bei Arbeitgebern auf seine „Zigeuner-Abstammung“ hinwies. Baranyai wurde deportiert und im Juli 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet.[1]
HIER WOHNTE
HILDEGARD BURGER
GEB. FREIHSE
JG. 1903
IM WIDERSTAND/KPÖ
VERHAFTET 1941
'HOCHVERRAT'
TODESURTEIL 20.5.1943
HINGERICHTET 23.9.1943
Sackstraße 26
Hildegard Burger geb. Freihse wurde am 6. November 1905 in Zeltweg geboren, lebte als Hausfrau in Graz, unterstützte die Rote Hilfe und war ab 1940 im kommunistischen Widerstand als Verbindungsfrau aktiv. Sie wurde 1935, 1939 und zuletzt 1941 von der Gestapo verhaftet. Am 20. Mai 1943 wurde sie wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“, etwa durch Weitergabe der Zeitschrift Der rote Stosstrupp, vom Oberlandesgericht Wien, das in Graz tagte, zum Tode verurteilt und am 23. September 1943 im Landesgericht Graz durch das Fallbeil hingerichtet. Ihr Name findet sich auf der Gedenktafel im ehemaligen Hinrichtungsraum des Grazer Landesgerichts.
HIER ARBEITETE
MARIA (MARY)
DICKER
GEB. KOREF
JG. 1867
GESCHÄFT 1938 'LIQUIDIERT'
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1939 WIEN
SCHICKSAL UNBEKANNT
Sackstraße 16
Maria Dicker
HIER ARBEITETE
MICHAEL DICKER
JG. 1867
GESCHÄFT 1938 'LIQUIDIERT'
SCHICKSAL UNBEKANNT
Sackstraße 16
Michael Dicker, Geschäftspartner von Markus Silberstein
HIER ARBEITETE
ROSA DICKER
JG. 1872
GESCHÄFT 'ARISIERT' 1938
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1939 WIEN
DEPORTIERT 20.6.1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
Albrechtgasse 4
Rosa Dicker
HIER WOHNTE
ROSA DICKER
JG. 1872
GESCHÄFT 'ARISIERT' 1938
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1939 WIEN
DEPORTIERT 20.6.1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
Sackstraße 21
Rosa Dicker
HIER WOHNTE
ANKE EDLINGER
GEB. SUKNAIĆ
JG. 1892
IM WIDERSTAND / KPÖ
VON GESTAPO
VERHAFTET 19.9.1944
DEPORTIERT
RAVENSBRÜCK
BEFREIT
Joanneumring 16 Anke Edlinger, geborene Suknaić (1892–1980) kpoe-steiermark.at
HIER ARBEITETE
ELLA FLESCH
JG. 1900
FLUCHT 1933 AUS LEIPZIG
FLUCHT 1938
SCHWEIZ
Opernring vor der Oper
Ella Flesch, Sopransängerin, geboren 1900
HIER WOHNTE
EDUARD HAFNER
JG. 1850
FLUCHT 1939
JUGOSLAWIEN
Neutorgasse 49

Eduard Hafner
HIER WOHNTE/ARBEITETE
WALTER HAFNER
JG. 1890
GESCHÄFT 'ARISIERT' 1938
FLUCHT 1939
JUGOSLAWIEN, FRANKREICH
INTERNIERT 1940 LIBOURNE
ENTLASSEN
FLUCHT 1941
TRINIDAD, USA
Neutorgasse 49 Walter Hafner
HIER ARBEITETE
HERTHA HEGER
JG. 1918
MÄRZ 1938 ENTLASSEN
FLUCHT 1939
SCHWEIZ
Opernring vor der Oper
Hertha Heger, Schauspielerin, geboren 1918
HIER WOHNTE
ANNA HERZOG
GEB. REICH
JG. 1883
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1938 WIEN
FLUCHT 1939
ENGLAND
Radetzkystraße 8
Anna Herzog
HIER WOHNTE
UND ARBEITETE

DAVID HERZOG
JG. 1869
VERHAFTET MÄRZ 1938
MISSHANDELT
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1938 WIEN
FLUCHT 1939
ENGLAND
Radetzkystraße 8
David Herzog, Historiker und Landesrabbiner für Steiermark und Kärnten. An ihn und seine Misshandlung erinnert weiters eine Gedenktafel am Haus Radetzkystraße 8 und das "Lauftext Mahnmal" (2013 und 2021) von Catrin Bolt, das sich auf Gehsteigen von dort bis zum Griesplatz hinzieht.
HIER WOHNTE
FRIEDRICH HERZOG
JG. 1907
FLUCHT 1939
SCHWEDEN
1940 USA
Radetzkystraße 8
Friedrich Herzog, Sohn von David und Anna
HIER WOHNTE
ROBERT HERZOG
JG. 1903
UMZUG FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1943
SOBIBOR, MAJDANEK
SCHICKSAL UNBEKANNT
Radetzkystraße 8
Robert Herzog, Sohn von David und Anna
HIER ARBEITETE
FRITZ JAHODA
JG. 1909
FLUCHT 1933 AUS KÖLN
FLUCHT 1938
ENGLAND, USA
Opernring vor der Oper
Fritz Jahoda, Pianist und Dirigent, geboren 1909
HIER WOHNTE
HANS LANG
JG. 1912
FLUCHT 1938
PALÄSTINA
Kaiserfeldgasse 21 Hans Lang
HIER WOHNTE
AMALIE 'MELANIE'
SILBERSTEIN
JG. 1919
'SCHUTZHAFT' 1938
FLUCHT 1939
ENGLAND
Kapistran Pieller-Platz (vorher Neutorgasse 6–8)
Amalie "Melanie" Silberstein, Familie Silberstein (Neutorgasse)
HIER WOHNTE
OTMAR SILBERSTEIN
JG. 1921
MAI 1938
DER SCHULE VERWIESEN
'SCHUTZHAFT' 1938
DACHAU
ENTLASSEN 23.12.1938
FLUCHT 1939
ENGLAND
USA
Kapistran Pieller-Platz (vorher Neutorgasse 6–8)
Otmar Silberstein (2), Familie Silberstein (Neutorgasse), Sohn von Robert und Rejla Feiga
HIER WOHNTE/ARBEITETE
REJLA FEIGA
SILBERSTEIN
JG. 1894
GESCHÄFT 1938 'ARISIERT'
'SCHUTZHAFT' 1938
FLUCHT 1939
ENGLAND
Kapistran Pieller-Platz (vorher Neutorgasse 6–8)
Rejla Feiga Silberstein, Familie Silberstein (Neutorgasse)
HIER WOHNTE/ARBEITETE
ROBERT SILBERSTEIN
JG. 1894
GESCHÄFT 1938 'ARISIERT'
'SCHUTZHAFT' 1938
FLUCHT 1939
ITALIEN, FRANKREICH
IN FRZ. ARMEE
FLUCHT 1942 USA
Kapistran Pieller-Platz (vorher Neutorgasse 6–8)
Robert Silberstein, Familie Silberstein (Neutorgasse), Bruder von Markus (Modehaus)
HIER WOHNTE
SAMUEL SILBERSTEIN
JG. 1924
'SCHUTZHAFT' 1938
FLUCHT 1939
ENGLAND
USA
Kapistran Pieller-Platz (vorher Neutorgasse 6–8)
Samuel Silberstein
Stolperstein 2016
Sohn von Robert und Rejla Feiga, der Stolperstein wurde zwischen 2016 und 2022 ausgetauscht.
HIER WOHNTE
FRIEDERIKE SPIEGEL
GEB. LUSTIG
JG. 1900
FLUCHT 1938
FRANKREICH
1939 PALÄSTINA
Schmiedgasse 38
Friederike Spiegel
HIER WOHNTE
LEO SPIEGEL
JG. 1890
VERHAFTET 9.11.1938
FLUCHT 1938
FRANKREICH
1939 PALÄSTINA
Schmiedgasse 38
Leo Spiegel
HIER WOHNTE
SUSANNE SPIEGEL
JG. 1925
FLUCHT 1938
FRANKREICH
1939 PALÄSTINA
Schmiedgasse 38
Susanne Spiegel
HIER ARBEITETE
ALBERT WEINBERGER
JG. 1906
BERUFSVERBOT 1938
FLUCHT 1939
SCHWEIZ, PALÄSTINA
Herrengasse 3
Albert Weinberger wurde am 9. Februar 1906 in Preßburg geboren. Seine Eltern waren der Gemischtwarenhändler Moritz Weinberger (1872–1938) und Berta geb. Lustig (1872–1931). Er hatte fünf Geschwister. Er studierte Rechtswissenschaften und wurde Rechtsanwalt in Graz. 1938/39 war er interimistischer Vorstand der Jüdischen Gemeinde Graz. 1939 flüchteten er, seine beiden Brüder, eine seiner Schwestern und weitere Verwandte nach Palästina. 1954 kehrte er nach Österreich zurück. Er starb 1988 in Wien.[2][3]

Stolpersteine für seinen Vater, drei Geschwister, einen Schwager und einen Neffen wurden in Frohnleiten verlegt, siehe Liste der Stolpersteine in Frohnleiten.

II. St. Leonhard

Im Bezirk St. Leonhard, dem 2. Bezirk von Graz, wurden sechszehn Stolpersteine an dreizehn Stellen verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
ODILIE BORGES
JG. 1864
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1939
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
MALY TROSTINEC
ERMORDET
Alberstraße 18
Ottilie Borges wurde am 7. November 1864 in Prag geboren. Sie war mit einem Gerichtsvorsteher von Gröbming verheiratet, der früh starb. Sie blieb kinderlos, betätigte sich als Hausfrau und erteilte Französischunterricht. Ende 1939 war sie als Jüdin gezwungen, ihre Wohnung in der Alberstraße 18 zu räumen und in eine Sammelwohnung in Wien zu übersiedeln. Am 28. Juni 1942 wurde sie von ihrem letzten Aufenthaltsort Seegasse 16, Wien 9, Richtung Theresienstadt deportiert. Am 25. August 1942 erfolgte ihre Überstellung ins Vernichtungslager Maly Trostinez südöstlich von Minsk, wo sie ermordet wurde.
HIER WOHNTE
KARL DREWS
JG. 1901
IM WIDERSTAND/KPÖ
VERHAFTET 28.7.1941
TODESURTEIL 28.7.1942
HINGERICHTET 7.10.1942
Elisabethstraße 14
Karl Drews wurde am 29. Oktober 1901 in Triest als Sohn eines Maschinenoffiziers geboren, nach dessen Pensionierung die Familie von Triest nach Graz übersiedelte. Flucht nach Frankreich, seine Frau wurde von der Gestapo verhaftet und floh nach Großbritannien. Nach seinem ersten Auftritt an der Grazer Oper im September 1938 wurde er im Zuge einer Verhaftungswelle gegen Kommunisten verhaftet, aber nach wenigen Tagen freigelassen. Karl Drews half beim Netzwerkaufbau in der Steiermark für die KPÖ. Nach einer Denunziation wurde er im Februar 1941 dafür verhaftet, am 28. Juli 1942 in Graz zum Tode verurteilt und am 7. Oktober 1942 in Wien hingerichtet.
HIER WOHNTE
ALOIS GOGG
MILTON F. WEBER
JG. 1910
FLUCHT 1939 ITALIEN
INTERNIERT 1940
LAGER CAMPAGNA
TORTORETO
FLUCHT 1941 USA
Mandellstraße 4
Alois Gogg (1910–1968)
HIER WOHNTE
ILSE CÄZILIE
GOGG
ILSE WEBER
GEB. POLLAK
JG. 1911
FLUCHT 1939 ITALIEN
1940 FRANKREICH
1942 SCHWEIZ
Mandellstraße 4
Ilse Cäzilie Gogg (1911–?)
HIER WOHNTE
PETER GOTTHILF
GOGG
PETER GOTTHILF WEBER
JG. 1936
KINDERTRANSPORT 1939
SCHWEDEN
Mandellstraße 4
Peter Gotthilf Gogg (1936–?)
HIER WOHNTE
GISELA JANUSZEWSKA
GEB. ROSENFELD
JG. 1867
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1940 WIEN
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 2.3.1943
Naglergasse 18
Gisela Januszewska
HIER WOHNTE
DR. NATHAN
(NORBERT) KANDEL
JG. 1891
'SCHUTZHAFT' 1938 DACHAU
FLUCHT 1939 BELGIEN
VERHAFTET 10.5.1940
ST. CYPRIEN, DRANCY
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET 31.1.1945
MAUTHAUSEN
Sparbersbachgasse 48
Nathan Kandel
HIER LEBTE
ALFRED MITKROIS
JG. 1897
VERHAFTET SEPT. 1939
AB 1940 HAFT
IN VERSCHIEDENEN KZ
ZULETZT DACHAU
ERMORDET 29.1.1941
Elisabethstraße 18
Alfred Mitkrois stammte aus einer aus Offiziersfamilie, besuchte die Militärakademie, studierte einige Monate in Graz, wohnte ab 1918 in der Elisabethstraße 18, kam als Hauptmann 1926 wegen verbotener Homosexualität vor Gericht, protestierte gemeinsam mit seinem Freund schriftlich beim Bundeskanzleramt und forderte als einer der ersten die Streichung des Strafrechtsparagraphen. Nach seiner Verurteilung wurde er in Graz Buchhalter. Nach Ermittlungen der Gestapo gegen zahlreiche homosexuelle Männer wurde er im September 1939 in Untersuchungshaft genommen. Am 20. März 1940 wurde er wegen „Unzucht wider die Natur“ zu drei Monaten schwerem Kerker verurteilt. Am 24. August 1940 wurde er im KZ Dachau registriert und als politischer Schutzhäftling geführt, wohl weil er auch ein Gegner des Nationalsozialismus und mit dem Widerstand vernetzt war. Er wurde in das KZ Sachsenhausen, dann in das KZ Neuengamme und am 22. Jänner 1941 wieder nach Dachau verlegt und starb dort am 29. Jänner 1941.
HIER WOHNTE
JOSEF NEUHOLD
JG. 1890
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 1.2.1941
VERURTEILT 28.7.1942
IN HAFT GEFOLTERT
TOT 25.8.1942
Rechbauerstraße 27
Josef Neuhold (geboren am 15. August 1890 in Graz) war gelernter Steindrucker und Angestellter. 1919 war er Soldatenrat im Arbeiterhilfskorps und bis 1934 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und des Republikanischen Schutzbundes sowie Obmann des Senefelderbundes. 1934 trat er in die KPÖ ein und baute zusammen mit Karl Drews, Franz Weiß und Anton Kröpfl eine in der Steiermark vernetzte kommunistische Widerstandsgruppe auf. Am 1. Februar 1941 wurde Neuhold verhaftet und am 28. Juli 1942 in Graz vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Noch vor der Vollstreckung des Urteils starb er am 25. August 1942 in Wien aufgrund der Misshandlungen in der Haft.[4]
HIER WOHNTE
MARIA NEUHOLD
GEB. SPENDIER
JG. 1894
IM WIDERSTAND/KPÖ
VERURTEILT 18.5.1943
'HOCHVERRAT'
OLG GRAZ
ZUCHTHAUS WALDHEIM
BEFREIT 7.5.1945
TOT AN HAFTFOLGEN
Rechbauerstraße 27
Maria Neuhold
HIER WOHNTE
FRIDA POLLAK
GEB. HEIMAN
JG. 1876
FLUCHT 1939 ITALIEN
1940 FRANKREICH
INTERNIERT
REILANNE, DRANCY
DEPORTIERT 1944
AUSCHWITZ
ERMORDET
Mandellstraße 4
Frida Pollak (1876–1944/45)
HIER WOHNTE
JOSEF SCHARFSTEIN
JG. 1905
VERHAFTET 1938
GRAZ
GEGEN KAUTION ENTLASSEN
FLUCHT 1939
ENGLAND, ECUADOR
Ruckerlberggürtel 14
Josef Scharfstein, später José
HIER WOHNTE
FRIEDRICH
SCHÖNINGER
JG. 1893
VERURTEILT 15.2.1939
DEPORTIERT 25.5.1939
EMSLANDLAGER, DACHAU,
RAVENSBRÜCK, SACHSENHAUSEN
'VERLEGT' 6.8.1952
TB-STATION DACHAU
TOT 8.9.1942
Schörgelgasse 79
Friedrich Schöninger
HIER WOHNTE
FRANZ SCHWARZL
JG. 1897
VERURTEILT 20.3.1940
DEPORTIERT 1941
KZ GUSEN
ERMORDET 23.3.1943
Rechbauerstraße 3
Franz Schwarzl wurde am 25. Dezember 1897 in Graz als Sohn eines höheren Beamten geboren, studierte vier Semester Pharmazie, heiratete und ließ sich in Deutschland als Apothekenassistent nieder. Gegen den Geschiedenen schwebte 1936 in Danzig ein Verfahren wegen „widernatürlicher Unzucht“. Am 16. Juni 1936 wurde er vom Landgericht Hamburg wegen fortgesetzten „Verführens eines Mannes unter 21“ zu 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus verurteilt, außerdem verstieß er als Österreicher in Deutschland gegen das Reichsverweisungsgesetz. Er kam ins Zuchthaus Hamburg-Fuhlsbüttel, dann nach Bremen-Oslebshausen. Am 11. November 1937 wurde seine Strafe unterbrochen und es erfolgte die Ausweisung aus Deutschland. Er kehrte nach Graz zurück. Hier wurde er im Dezember 1939 von der Gestapo angezeigt wegen mehrmaligem Sex 1938 mit einem 19-jährigen in seiner Wohnung Rechbauerstraße 3. Am 20. März 1940 wurde er in Graz wegen „Unzucht wider die Natur desselben Geschlechts“ nach § 129 Ib zu einem Jahr schwerem Kerker verurteilt. Auf Anweisung der Kriminalpolizeistelle Graz transportierte man ihn am 11. März 1941 in das KZ Mauthausen, Außenlager Gusen, wo er die Häftlingsnummer 11119 erhielt. Franz Schwarzl starb dort am 23. März 1943 im Alter von 45 Jahren.

In Hamburg-Neustadt erinnert ein weiterer Stolperstein an ihn.

HIER WOHNTE
DR. OTTO SPIEGEL
JG. 1886
VERHAFTET 13.3.1938
FLUCHT 1938
FRANKREICH
TOT 1943
Beethovenstraße 17
Otto Spiegel (1886–1943)
HIER WOHNTE
MARTIN WOLFGANG
TORNQUIST
JG. 1900
SEIT 1925 VERSCHIEDENE
HEILANSTALTEN
'VERLEGT'
HEILANSTALT FELDHOF-GRAZ
ERMORDET 11.2.1945
Gabriel-Seidl-Gasse 10
Martin Wolfgang Tornquist

III. Geidorf

Im Bezirk Geidorf, dem 3. Bezirk von Graz, wurden vierzehn Stolpersteine an sechs Stellen verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
ALOIS BLÜHWEIS
JG. 1876
VON SS MISSHANDELT 1938
GESCHÄFT 1938 'ARISIERT'
FLUCHT 1938
JUGOSLAWIEN
VERHAFTET 9.2.1942
DEPORTIERT 1942
KZ JASENOVAC
ERMORDET
Elisabethstr. 35
Alois Blühweis
HIER WOHNTE
HELMA BERTA
BLÜHWEIS
JG. 1926
FLUCHT 1938
JUGOSLAWIEN
1943 ITALIEN
Elisabethstr. 35
Helma Blühweis, Tochter von Alois.
HIER WOHNTE
HERBERT
EICHHOLZER
JG. 1903
IM WIDERSTAND / KPÖ
VERHAFTET 7.2.1941
'HOCHVERRAT'
TODESURTEIL 9.9.1942
HINGERICHTET 7.1.1943
Schröttergasse 7
Herbert Eichholzer wurde am 31. Jänner 1903 in Graz geboren. Er wohnte ab 1913 in der Kirchengasse 15 (heute: Schröttergasse 7). 1922 legte er die Matura ab. Das Architekturstudium an der TU Graz schloss er 1928 ab. 1931/32 Bauleitung Arbeitsamt Graz. 1932–1939 war er in der Frankfurter Planungsgruppe für Wohnstädte in Moskau. Er engagierte sich bei den Sozialisten und beteiligte sich an den Februarkämpfen 1934. Verteilte vor der Abstimmung 1938 Flugblätter gegen den Anschluss Österreichs. Eichholzer flüchtete nach Triest, Schweiz, Paris, dem Zentrum des österreichischen Exils. Er organisierte für die KPÖ Umschulungen und Flüchtlingshilfe. Arbeitete als Architekt in Frankreich, Deutschland, Türkei. . Er verteilte ein Flugblatt gegen die NS-Euthanasiepraxis. Eichholz kam nach Verdun, wurde am 20. Jänner 1941 verhaftet und nach Wien gebracht, wo er 1942 mit anderen wegen Hochverrats zum Tode verurteilt wurde.

Herbert Eichholzer wurde am 7. Jänner 1943 im Wiener Landesgericht mit dem Fallbeil hingerichtet.

BW
HIER WOHNTE
BERL FISCHLER
JG. 1880
FLUCHT 1939 ITALIEN
INTERNIERT
TERAMO 1940
ENTLASSEN
Wartingergasse 9
Bernhard Fischler, genannt Berl, wurde 1880 in Kimpolung im heutigen Rumänien geboren. Er arbeitete als Straßenverkäufer. 1921 heiratete er Rosa geb. Waldner false Egert. Ab Juli 1921 wohnte das Paar in der Wartingergasse 9/II in Graz. Das Paar bekam zwei Kinder, Selma Schulamit, geboren am 23. Februar 1922, und Max, geboren am 26. November 1929. Nach dem „Anschluss“ versuchte die Familie zu flüchten. Die Tochter gelangte im November 1938 nach Palästina, der Sohn konnte mit einem Kindertransport im April 1939 nach Skandinavien in Sicherheit gebracht werden.[5]
HIER WOHNTE
MAX FISCHLER
JG. 1929
KINDERTRANSPORT 1939
SCHWEDEN
Wartingergasse 9
Max Fischler
HIER WOHNTE
ROSA FISCHLER
VERH. EGERT
JG. 1893
FLUCHT 1939 ITALIEN
INTERNIERT 1944
LAGER FOSSOLI
DEPORTIERT 1944
AUSCHWITZ
ERMORDET
Wartingergasse 9
Rosa Fischler
HIER WOHNTE
SELMA SCHULAMIT
FISCHLER
VERH. GRÜN
JG. 1922
FLUCHT 1938
PALÄSTINA
Wartingergasse 9
Selma Schulamit Fischler
BW
HIER LEHRTE
JAKOB GAPP
JG. 1897
IM CHRISTL. WIDERSTAND
FLUCHT 1939
FRANKREICH, SPANIEN
VERHAFTET 1942
FRANKREICH
'FEINDBEGÜNSTIGUNG'
HINGERICHTET 13.8.1943
BERLIN-PLÖTZENSEE
Kirchengasse 1
Jakob Gapp
BW
HIER WOHNTE
HERBERT
VON HOFFINGER
JG. 1890
VERHAFTET 1.9.1939
‚SCHUTZHAFT‘
BUCHENWALD
ENTLASSEN 1940
Humboldtstraße 14
Herbert von Hoffinger
HIER WOHNTE
ADELE KURZWEIL
JG. 1925
FLUCHT 1938
SCHWEIZ/FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Schröttergasse 7
Adele Kurzweil wurde am 31. Jänner 1925 als Tochter von Bruno und Gisela Kurzweil geboren. Mit den Eltern am 28. August 1942 in Südfrankreich verhaftet, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
HIER WOHNTE
BRUNO KURZWEIL
JG. 1891
FLUCHT 1938
SCHWEIZ/FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Schröttergasse 7
Bruno Kurzweil wurde am 13. Jänner 1891 in Josefstadt in Böhmen geboren. Seine Elternfamilie ging noch vor 1900 nach Graz, am 22. September 1912 trat Bruno aus der IKG Graz aus, ließ sich katholisch taufen, trat jedoch zehn Jahre später auch aus der katholischen Kirche aus. Er studierte Jus in Graz, 1914 wurde er promoviert. 1922 Heirat mit Gisela. Am 11. Juni 1938 erhielt er als Jude Berufsverbot durch die Rechtsanwaltskammer. Im Juli entschied Kurzweil sich für die Emigration nach Frankreich. In Paris schloss er sich sozialdemokratischen Organisationen an. Kam im Februar 1940 aus dem Internierungslager in Frankreich. Im Mai 1940 marschierte Deutschland in Belgien und Holland ein. Am 17. Juni 1940 ging die Familie in den Süden Frankreichs nach Montauban. Er organisierte für Flüchtlinge die Ausreise durch Hilfsgelder und Visa aus Frankreich. Am 28. August 1942 wurde die Familie in Auvillar nahe Montauban mit 170 anderen verhaftet und über zwei Lager am 9. September 1942 nach Auschwitz (KZ) deportiert und ermordet.
HIER WOHNTE
GISELA KURZWEIL
GEB. TRAMMER
JG. 1900
FLUCHT 1938
SCHWEIZ/FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Schröttergasse 7
Gisela Kurzweil, geb. Trammer kam am 25. Februar 1900 in Oderberg in Böhmen zur Welt. Sie heiratete Bruno aus Böhmen. 1925 wurde ihr einziges Kind Adele geboren. Trat am 11. Juni 1926 mit ihrer Tochter aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus. Die Familie reiste am 1. Oktober 1938 in die Schweiz aus und am 17./19. weiter nach Frankreich. 1942 vom NS-Regime verhaftet, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
HIER WOHNTE
GUIDA HENRIETTE
LOEWI
GEB. GOLDSCHMIEDT
JG. 1888
ENTEIGNET
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1938 WIEN
FLUCHT 1941
USA
Johann-Fux-Gasse 35
Guida Loewi
HIER WOHNTE
DR. OTTO LOEWI
JG. 1873
'SCHUTZHAFT' 1938
ENTEIGNET
FLUCHT 1938
ENGLAND, USA
Johann-Fux-Gasse 35
Otto Loewi; jüdisch; deutsch-österreichisch-amerikanischer Pharmakologe. Er und der britische Physiologe und Biochemiker Henry Hallett Dale erhielten gemeinsam „für ihre Entdeckungen bei der chemischen Übertragung der Nervenimpulse“ 1936 den Nobelpreis für Medizin.
HIER WOHNTE
VIKTOR LOEWI
JG. 1912
VERHAFTET 1938
FLUCHT 1938
ENGLAND
Johann-Fux-Gasse 35
Viktor Loewi
HIER WOHNTE
WILHELM GUIDO
LOEWI
JG. 1915
VERHAFTET 1938
FLUCHT 1938
ENGLAND
Johann-Fux-Gasse 35
Wilhelm Guido Loewi

VI. Jakomini

Im Bezirk Jakomini, dem 6. Bezirk von Graz, wurden 23 Stolpersteine an zehn Stellen verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
ILSE BIRO
GEB. STERN
JG. 1904
FLUCHT 1938
JUGOSLAWIEN, PALÄSTINA
Pestalozzistraße 32
Ilse Biro (1904–?)
HIER WOHNTE
LORE BIRO
JG. 1931
FLUCHT 1938
JUGOSLAWIEN, PALÄSTINA
Pestalozzistraße 32 Lore Biro (1931–?)
HIER WOHNTE
LUDWIG BIRO
JG. 1898
'SCHUTZHAFT' 1938
PAULUSTOR
ENTLASSEN
FLUCHT 1938
JUGOSLAWIEN, PALÄSTINA
Pestalozzistraße 32 Ludwig Biro
HIER WOHNTE
ANNA CHANNA
DORTORT
GEB. KÖRNER
JG. 1898
FLUCHT 1939
JUGOSLAWIEN
KLADOVO-TRANSPORT
ERMORDET 1942
SAJMIŠTE
Jakoministraße 10
Anna Channa Rechla Dortort geb. Körner kam am 15. März 1898 in Stryj in Galizien zur Welt. Sie hatte mehrere Geschwister und folgte ihnen in die steirische Landeshauptstadt. Von diesen wurden später vier sicherlich vom NS-Regime ermordet, zwei andere mutmaßlich. Anna Dortort arbeitete ab 1922 als Modistin in einem Hutgeschäft in der Grazer Jakominigasse und lernte in Budapest den Schriftsetzer Franz Heim Dortort kennen, den sie 1924 heiratete. Sie hatten zwei Kinder: Blanka (geboren 1924) und Leo (geboren 1928). In den Jahren 1935 bis 1937 betrieb Anna Dortort eine kleine Konditorei im Haus Jakominigasse 10, in dem sie mit ihrer Familie im ersten Stock wohnte. Nach der Annexion Österreichs verlor die Familie Arbeitsplatz und Wohnung und musste am 5. Oktober 1938 in eine Sammelwohnung in der Zweiglgasse 14 ziehen. Tochter Blanka konnte am 2. November 1938 mit einem Kindertransport nach Palästina in Sicherheit gebracht werden. Anna, Franz und Leo Dortort flüchteten am 12. März 1939 nach Jugoslawien und schlossen sich dem Kladovo-Transport an. Nach zwei Jahren konnte der 12-jährige Sohn Leo auf dem Landweg nach Palästina flüchten. Anna Dortort wurde schließlich vom KZ Sajmište aus mutmaßlich in einem Gaswagen ermordet, ihr Ehemann wurde vom NS-Regime erschossen. Als Todestag wurde der 12. Oktober 1941 festgesetzt.
HIER WOHNTE
BLANKA DORTORT
JG. 1924
FLUCHT 1938
PALÄSTINA
Jakoministraße 10
Blanka Dortort war die Tochter von Anna und Franz Dortort und wurde 1924 geboren. Sie konnte am 2. November 1938 mit 80 jüdischen Jugendlichen nach Palästina flüchten. Ihr jüngerer Bruder Leo konnte sich im März 1941 von Šabac auf dem Landweg nach Palästina retten. Mutter und Vater wurden vom NS-Regime ermordet. Blanka Dortort heiratete später in Palästina Kalman Flaks. Das Paar hatte zwei Kinder, Hanika und Michal, sowie vier Enkelkinder.[6]
HIER WOHNTE
FRANZ HAIM
DORTORT
JG. 1897
FLUCHT 1939
JUGOSLAWIEN
KLADOVO-TRANSPORT
ERMORDET 12.10.1941
ŠABAC
Jakoministraße 10
Franz Haim Dortort wurde am 26. März 1897 in Boryslaw in Galizien geboren und wuchs in Ungarn auf. In Budapest lernte er seine spätere Frau Anna Channa Körner kennen. Nach Abschluss seiner Schriftsetzerlehre arbeitete er noch einige Zeit in Bratislava, ging dann nach Graz und heiratete 1924. Im selben Jahr kam Tochter Blanka zur Welt, fünf Jahre später Sohn Leo. Zunächst wohnte die Familie in der Wielandgasse 23, nach Leos Geburt im ersten Stock des Hauses Jakominigasse 10. Im selben Haus hatte seine Frau von 1922 bis 1924 als Modistin in einem Hutgeschäft gearbeitet und Franz Dortort wirkte dort als Geschäftsführer eines Kurzwarengeschäfts. Seine Tochter konnte bereits am 2. November 1938 mit einem Kindertransport nach Palästina in Sicherheit gebracht werden. Am 12. März 1939 flüchteten Anna und Franz Dortort mit ihrem 10-jährigen Sohn Leo nach Jugoslawien und schlossen sich dem Kladovo-Transport an. Im März 1941 gelang es rund 200 Jugendlichen, sich auf dem Landweg via Griechenland, Istanbul, Aleppo und Beirut nach Palästina zu retten, darunter war der nunmehr 12-jährige Leo.[7] Die Eltern konnten Šabac nicht mehr verlassen. Alle erwachsenen Männer des Transports wurden vom NS-Regime erschossen, darunter Franz Dortort am 12. Oktober 1941. Die Frauen und verbliebenen Kinder wurden zwischen 1941 und Mai 1942 in Gaswägen ermordet, darunter Anna Channa Dortort.
HIER WOHNTE
LEO DORTORT
JG. 1928
FLUCHT 1939
JUGOSLAWIEN
KLADOVO-TRANSPORT
1941 PALÄSTINA
Jakoministraße 10
Leo Dortort wurde am 18. September 1928 in Graz als Sohn von Anna und Franz Dortort geboren. Seine Schwester Blanka wurde 1924 geboren. Er besuchte die jüdische Volksschule bei der Synagoge. Er durfte zwar noch für einige Zeit am Nachmittag die Färberschule am Mehlplatz besuchen, wurde aber dann als jüdischer Schüler vom Unterricht ausgeschlossen. Im Oktober folgte die Zwangsumsiedlung in eine Sammelwohnung in Graz, im November die Trennung von der Schwester, die mit einem Kindertransport nach Palästina flüchten konnte, und am 12. März 1939 gemeinsam mit Vater und Mutter die Flucht nach Jugoslawien. Im März 1941 gelang es Leo Dortort, sich in einer Gruppe von rund 200 Jugendlichen sich auf dem Landweg via Griechenland, Istanbul, Aleppo und Beirut nach Palästina zu retten. Mutter und Vater wurden vom NS-Regime ermordet. 1946 war Leo Dortort zwei Jahre lang bei der Jewish Settlement Police verpflichtet. 1950 kehrte er nach Österreich zurück, um die Rückstellung des arisierten Vermögens zu regeln. 1954 wanderte er nach Kanada aus.
HIER WOHNTE
OTHMAR
VON GADOLLA
JG. 1895
ERMORDET 15.3.1938
Schönaugasse 86
Othmar von Gadolla, auch Otmar, wurde am 11. Juni 1895 als Sohn von Klemens Ritter von Gadolla (1847–1919) geboren. Er hatte fünf Geschwister, darunter der spätere Oberstleutnant Josef Ritter von Gadolla, der 1945 die Stadt Gotha kampflos den Alliierten übergab und dafür von der NS-Justiz zum Tode verurteilt und standrechtlich erschossen wurde. Othmar von Gadolla nahm am Ersten Weltkrieg teil, schied als Hauptmann aus und wurde leitender Polizeibeamter (Amtssekretär) in Graz. 1919 heiratete er Josefine Hatzy, das Paar hatte vier Söhne und eine Tochter. Von Gadolla stand als Monarchist in Opposition zum Nationalsozialismus. Er wurde am 15. März 1938 im Zuge eines Handgemenges mit SA-Leuten von diesen in seinem Amtszimmer erschossen. Sein Tod wurde, weil er den Nationalsozialisten ungelegen kam, offiziell als Selbstmord dargestellt, die Witwe erhielt eine Pension.
HIER ARBEITETE
ISIDOR KÖRNER
JG. 1903
ENTEIGNET 1938
FLUCHT 1939
KLADOVO-TRANSPORT
JUGOSLAWIEN
SCHICKSAL UNBEKANNT
Grazbachgasse 41
Isidor Körner wurde am 17. Februar 1903 in Stryj geboren, hatte zumindest fünf Geschwister: Ettel, später verehel. Pruckner (1886–1942), Markus (1890–mutmaßlich 1941), Anna Channa, später verehel. Dortort (1898–1941), Arnold (1900–?) und Gisa, später verehel. Josefsberg (1904–?). Isidor Körner lernte Schlosser in den Puchwerken, lebte ab Jänner 1934 mit nichtjüdischer Lebensgefährtin und gemeinsamem Sohn in Grazbachgasse 41 im ersten Stock. Im Erdgeschoß betrieb er eine Fahrradhandlung und Vulkanisieranstalt, die 1938 enteignet wurde. Flüchtete mit anderen Familienmitgliedern am 12. März 1938 nach Jugoslawien. Das DÖW verzeichnet als Sterbedatum 11. Dezember 1941 und als Sterbeort Brčko.
HIER WOHNTE
DR. ADOLF
LICHTENSTEIN
JG. 1906
FLUCHT 1938
ITALIEN, PALÄSTINA
Wielandgasse 23
Adolf Lichtenstein (1906–)
HIER WOHNTE
UND ARBEITETE

EMIL JERACHMIEL
LICHTENSTEIN
JG. 1874
GESCHÄFT 'ARISIERT'
FLUCHT 1939
PALÄSTINA
Wielandgasse 23
Emil Lichtenstein
HIER WOHNTE
KLARA (CHAJA)
LICHTENSTEIN
GEB. WERDINGER
JG. 1878
FLUCHT 1939
PALÄSTINA
Wielandgasse 23
Klara Lichtenstein
HIER WOHNTE
DR. SIBYLLE MELITTA
LICHTENSTEIN
GEB. TARTER
JG. 1912
FLUCHT 1938
ITALIEN, PALÄSTINA
Wielandgasse 23 Sibylle Melitta Lichtenstein
HIER WOHNTE
ETTEL PRUCKER
GEB. KÖRNER
JG. 1886
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1940 WIEN
DEPORTIERT 1942
MALY TROSTINEC
ERMORDET 4.9.1942
Leitnergasse 2
Ettel Prucker geb. Körner kam am 3. September 1886 in Boryslaw in Galizien zur Welt. Sie hatte zumindest fünf jüngere Geschwister: Markus (1890–mutmaßlich 1941), Anna Channa, später verehel. Dortort (1898–1941), Arnold (1900–?), Isidor (1903–1941) und Gisa, später verehel. Josefsberg (1904–?). Sie heiratete Israel Pruckner[8] und lebte von 1915 bis Dezember 1938 in der Leitnergasse 2, 2. Stock, Tür 7. Ihr Mann betrieb ein Textil-/Manufakturgeschäft am Lendplatz 7. Der Verein für Gedenkkultur gibt weiters an: spätestens 1940 Sammelwohnung in Wien, am 31. August 1942 Deportation ins Vernichtungslager Maly Trostinez mit Transport 39, Zug 225 und Ermordung am selben Tag.
HIER WOHNTE
ISRAEL PRUCKER
JG. 1884
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1940 WIEN
FLUCHT
JUGOSLAWIEN
SCHICKSAL UNBEKANNT
Leitnergasse 2
Israel Prucker} wurde am 8. Oktober 1884 in Drohobytsch in Galizien geboren, war verheiratet mit Ettel Körner, betrieb ein Textil-/Manufakturgeschäft am Lendplatz 7. Der Verein für Gedenkkultur gibt für seine Frau an: spätestens 1940 Sammelwohnung in Wien, am 31. August 1942 Deportation ins Vernichtungslager Maly Trostinez mit Transport 39, Zug 225 und Ermordung am selben Tag. Es ist wahrscheinlich, dass er ihr Los teilte.
HIER WOHNTE
ELISABETH
SCHKOLNIK
GEB. BENEDIKT
JG. 1908
FLUCHT 1938
PALÄSTINA
Pestalozzistraße 1
Elisabeth Schkolnik, geb. Benedikt
HIER WOHNTE
RUTH
SCHKOLNIK
VERH. ROSOWSKY
JG. 1934
FLUCHT 1938
PALÄSTINA
Pestalozzistraße 1
Ruth Schkolnik, verh. Rosowsky
HIER WOHNTE
SAMUEL
SCHKOLNIK
JG. 1901
1938 GESCHÄFT 'ARISIERT'
,EHRFACH VERHAFTET
'SCHUTZHAFT' GRAZ, DACHAU
FLUCHT 1938
PALÄSTINA
Pestalozzistraße 1
Samuel Schkolnik
HIER WOHNTE
SYLVIA LUCIA
SCHKOLNIK
VERH. SHAMAI
JG. 1937
FLUCHT 1938
PALÄSTINA
Pestalozzistraße 1
Sylvia Lucia Schkolnik, verh. Shamai
HIER WOHNTE
MAX TARTER
JG. 1883
VERHAFTET 1938
DACHAU
FLUCHT 1938 ITALIEN
1939 PALÄSTINA
Uhlandgasse 14
Max Tarter
HIER WOHNTE
ROSA TARTER
GEB. BOGEN
JG. 1890
FLUCHT 1938 ITALIEN
1939 PALÄSTINA
Uhlandgasse 14
Rosa Tarter
HIER WOHNTE
RICHARD ZACH
JG. 1919
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 31.10.1941
VERURTEILT 17.8.1942
HINGERICHTET 27.1.1943
Pestalozzistraße 67
Richard Zach (geboren am 23. März 1919 in Graz) war Schriftsteller, Lehrer und Widerstandskämpfer. Er gründete im legalen christlichsozialen Verein „Freiheitsbund“ eine Jugendgruppe namens „Jungfreiheitsbund“ und betätigte sich in einer Gruppe antifaschistisch. Ab Herbst 1940 gab er eine Flugschrift Der Rote Stoßtrupp in einer Auflage von 150 Stück heraus, die bis Fohnsdorf gelangte. Nach kurzer Wehrmachtszeit arbeitete er als Lehrer in Graz. „Am 31. Oktober 1941 wurde er (und andere) ‚wegen Verdachts, kommunistische Parolen geschmiert zu haben‘ festgenommen und am 17. August 1942 vom Reichskriegsgericht in Berlin zum Tode verurteilt. Bis zu seiner Hinrichtung am 27. Jänner 1943 im Zuchthaus Berlin-Brandenburg-Görden verfasste Zach über 800 Gedichte, die er z. T. aus der Zelle schmuggelte und z. T. mit Schreiberlaubnis verfasst hatte.“[9]
HIER WOHNTE
ANTON ZIERLER
JG. 1900
VERURTEILT 17.3.1943
DEPORTIERT 28.5.1943
MAUTHAUSEN
ERMORDET 25.4.1945
Schönaugürtel 53
Anton Zierler

VIII. St. Peter

Im Bezirk St. Peter, dem 8. Bezirk von Graz, wurden zwei Stolpersteine verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
DR. MELITTA
URBANCIC
GEB. GRÜNBAUM
JG. 1902
EMIGRIERT SEPT. 1938
ISLAND
Waldmüllergasse 14
Melitta Urbancic
HIER WOHNTE
DR. VICTOR
URBANCIC
JG. 1903
EMIGRIERT AUG. 1938
ISLAND
Waldmüllergasse 14
Victor Urbancic

XII. Andritz

Im Bezirk Andritz, dem 12. Bezirk von Graz, wurden vier Stolpersteine an zwei Stellen verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
ANTON (TONI) HACKL
JG. 1911
SPANIENKÄMPFER
INTERNIERT
GURS, DACHAU
ERSCHOSSEN AUF DER FLUCHT
28.4 1945
Lindengasse 7
Toni Hackl
HIER WIRKTE
MICHAEL LERPSCHER
JG. 1905
IM CHRISTL. WIDERSTAND
VERURTEILT 2.8.1940
'WEHRKRAFTZERSETZUNG'
ZUCHTHAUS
BRANDENBURG-GÖRDEN
HINGERICHTET 5.9.1940
Ulrichsbrünnl, Ulrichsweg ca. Nr. 16 (bei der Kirche)
Michael Lerpscher weiterer Stolperstein in Augsburg
HIER WIRKTE
DR. MAX JOSEF
METZGER
JG. 1887
IM CHRISTL. WIDERSTAND
VERHAFTET 29.6.1943
VERURTEILT 14.10.1943
'HOCHVERRAT'
HINGERICHTET 17.4.1944
BRANDENBURG-GÖRDEN
Ulrichsbrünnl, Ulrichsweg ca. Nr. 16 (bei Kirche)
Max Josef Metzger
HIER WIRKTE
JOSEF RUF
JG. 1905
IM CHRISTL. WIDERSTAND
VERHAFTET MAI 1940
GRAZ, BERLIN-MOABIT
VERURTEILT 14.9.1940
'WEHRKRAFTZERSETZUNG'
ZUCHTHAUS
BRANDENBURG-GÖRDEN
HINGERICHTET 10.10.1940
Ulrichsbrünnl, Ulrichsweg ca. Nr. 16 (bei der Kirche)
Josef Ruf

Verlegedaten

  • 27. Juli 2013: Paulustorgasse[10][11], Pestalozzistraße 67, Rechbauerstraße 27
  • 4. Juli 2014: Elisabethstraße 18, Gabriel-Seidl-Gasse 10, Grazbachgasse 41, Jakoministraße 10, Leitnergasse 2, Schröttergasse 7
  • 17. Juli 2015: Alberstraße 18, Elisabethstraße 14, Rechbauerstraße 3, Schönaugasse 86
  • 17. Juni 2016: Ruckerlberggürtel 14
  • 16. August 2016: Elisabethstr. 35, Kapistran-Pieller-Platz, Radetzkystraße 8
  • 27. Jänner 2017: Ruckerlberggürtel 14 (Der Stolperstein für Josef Scharfstein wurde im Zuge von Fernwärmeaufgrabung abhandengekommen, textident nachverlegt)
  • 17. Juli 2017: Sackstraße 26
  • 27. September 2017: Albrechtgasse 4, Radetzkystraße 8 (der Stolperstein für Robert Herzog war versehentlich nicht rechtzeitig hergestellt und wurde an diesem Tag nachverlegt), Rechbauerstraße 27 (Maria Neuhold), Sackstraße 16, Schönaugürtel 53, Ulrichsweg ca. Nr. 16, Waldmüllergasse 14
  • 22. November 2017: Sackstraße 21
  • 29. Juni 2018: Pestalozzistraße 1
  • 19. September 2019: Uhlandgasse 14, Wielandgasse 23
  • 20. September 2019: Beethovenstraße 17, Johann-Fux-Gasse 35, Lindengasse 7, Schmiedgasse 38, Schörgelgasse 79
  • 18. September 2020: Oper, anlässlich der Premiere des Stücks "Die Passagierin".[12]
  • 22. Oktober 2020: Kirchengasse 1, Wartingergasse 9
  • 22. und 23. Oktober 2021: Herrengasse 3, Naglergasse 18, Neutorgasse 49
  • 5. Juni 2022: Joanneumring 16
  • 15. Juni 2022: Mandellstraße 4
  • 7. September 2022: Kaiserfeldgasse 21, Kapistran Pieller-Platz (Austausch der Stolpersteine, da sie durch Schneepflug beschädigt waren)
  • 14. August 2023: Sparbersbachgasse 48
Commons: Stolpersteine in Graz – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Stolpersteine in Graz – Franz Baranyai. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 28. Januar 2016.
  2. MeinBezirk.at: Stolpersteinverlegung für jüdische Kaufmannsfamilie Weinberger, 25. Oktober 2021
  3. Stolpersteine in Graz – Albert Weinberger. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 19. November 2021.
  4. Stolpersteine in Graz – Josef Neuhold. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 2. Februar 2016.
  5. DERLA: für Berl Fischler, abgerufen am 6. Januar 2021
  6. Family Card Kalman FLAKS (Memento vom 8. Februar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 8. Februar 2016
  7. Judith Brandner: Kladovo Transport: Missglückte Flucht vor den Nazis ORF ON Science, sciencev1.orf.at, 1. Jänner 2010 / Mittwoch, 8. 8. (2010?), abgerufen am 8. Februar 2015
  8. Schreibweise von Mann und Frau sind fallweise unterschiedlich: Israel Pruckner, aber Ettel Prucker.
  9. Richard Zach, stolpersteine-graz.at, abgerufen am 26. Jänner 2016.
  10. Harald Schober: Erste Stolpersteinverlegung in Graz. In: meinbezirk.at. 18. Juli 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Januar 2016; abgerufen am 27. Januar 2016.
  11. Stolpersteine in Graz Erste Stolpersteinverlegung in Graz. In: stolpersteine-graz.at. Abgerufen am 28. Januar 2016.
  12. oper-graz.buehnen-graz.com