John Nicolassen
John Nicolassen (* 30. September 1867 in Hamburg; † 25. Dezember 1933 in Hamburg) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe. Von 1897 bis 1928 war Nicolassen Pastor an St. Johannis-Harvestehude in Hamburg.
Leben und Werk
Nicolassen wurde als Sohn des Juweliers Albert Nicolassen und dessen Frau Mathilda Nicolassen, geborene Marquardt in Hamburg geboren.[1] Sein Vater Albert Nicolassen betrieb am Neuen Wall 28 ein Geschäft für Juwelen, Gold- und Silberwaren.[2] Nachdem dieser 1894 gestorben war, führte seine Witwe das Geschäft weiter.[3] John Nicolassen besuchte das Johanneum, wo er nach im Februar 1889 bestandener Prüfung das Zeugnis der Reife erhielt.[4] Anschließend studierte er Theologie in Tübingen, Halle und in Berlin. 1891 legte er das theologische Examen ab und wurde Hilfsprediger in der Seemannsmission.[5]
1892/93 korrespondierte er mit Bertha von Suttner, der Briefwechsel erschien in deren Zeitschrift Die Waffen nieder![6] Ein Text von Nicolassen wurde in der Anthologie Friedensstimmen veröffentlicht, die Leopold Katscher 1894 herausgab. Das Vorwort der Anthologie stammte von Berta von Suttner und Conrad Ferdinand Meyer.[7]
Von 1894 bis 1897 war er Hauptpastor in Lauenburg/Elbe.[5] Nicolassen heiratete 1894 Julie Hermes (1874–1956), die aus Berlin-Steglitz stammte.[8] Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Lotte (* 1894), Hanna (* 1896) und Albert (* 1898). Weiter lebte in der Familie Erik Hansen als Pflegekind.[9]
1897 wurde Nicolassen als Pastor nach St. Johannis in Hamburg-Harvestehude berufen.[10] Seine besondere Aufmerksamkeit galt dort der Verbindung von Theologie mit Kunst und Literatur sowie der Sozialarbeit, zum Beispiel Waisen-, Wohlfahrts- und Wohnungspflege.[5] 1926 wurde er vom Hamburger Senat für seinen langjährigen, öffentlichen Wohlfahrtsdienst mit der neu geschaffenen Plakette für treue Arbeit im Dienste des Volkes ausgezeichnet.[11]
Während des Ersten Weltkrieges war er Feldgeistlicher an der Westfront. Sein 19-jähriger Sohn Albert fiel 1917 bei Passchendaele.[12] Der seinerzeit sehr erfolgreiche Schriftsteller Rudolf Binding beschrieb in einer seiner Novellen, wie John Nicolassen an der Westfront nach dem Leichnam seines Sohnes suchte.[9]
Ab April 1928 war Nicolassen beurlaubt, im Oktober des Jahres wurde er auf eigenen Antrag in den Ruhestand versetzt.[13] Am ersten Weihnachtstag 1933 starb Nicolassen, die Todesanzeige beim Standesamt reichte sein Ziehsohn Oberstleutnant Erik Hansen ein.[14]
Einzelnachweise
- ↑ Die Eltern waren Albert August Carl Nicolassen (* 1826 in Hamburg; † 20. März 1894 in Hamburg), verheiratet in zweiter Ehe mit Mathilde Wilhelmine Nicolassen, geborene Marquardt (* 3. April 1842 in Altona; † 24. Dezember 1915 in Hamburg).
- ↑ Harburger Anzeigen und Nachrichten, 1. Dezember 1877, S. 6.
- ↑ Eintragungen in das Handelsregister. In: Hamburgischer Correspondent, 15. April 1894, S. 19.
- ↑ Gelehrtenschule des Johanneums zu Hamburg: Bericht über das Schuljahr 1888/1889. urn:nbn:de:hbz:061:1-806148, S. 17 (Abschnitt C: „Die Entlassungs-Prüfungen“, Laufende Nummer seit 1804: 1078)
- ↑ a b c Gedenktage in St. Johannis zu Harvestehude. In: Hamburgischer Correspondent, 26. September 1922, Abend-Ausgabe, S. 3.
- ↑ John Nicolassen, Frédéric Passy: Correspondenz. In: Die Waffen Nieder!, Vol. 2, Nr. 6 (1893), S. 242–44. JSTOR:23791317.
- ↑ Leopold Katscher (Hrsg.): Friedensstimmen : eine Anthologie. Wartig, Leipzig 1894 (?), Abschnitt „Kirchenmänner“. (Kapitel 93 im Projekt Gutenberg)
- ↑ Familiennachrichten. In: Hamburger Fremdenblatt, 9. Februar 1894, S. 14.
- ↑ a b Ulrike Julie Maria Pfeiffer: Ein Leben in Tagen. Scortecci, São Paulo 2018, ISBN 978-85-67443-95-9. (Abschnitt „Erster Teil der Vorgeschichte“). Pfeiffer ist die Tochter von Lotte Nicolassen und Enkeltochter von John Nicolassen.
- ↑ Die St. Johannisgemeinde in Harvestehude. Denkschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens der St. Johannis-Kirche, Hamburg 1907, S. 39.
- ↑ Im Dienste des Volkes. In: Hamburger Fremdenblatt, 31. Dezember 1926, S. 5.
- ↑ Pastor Boll: Erinnerung an Pastor John Nicolassen. In: Hamburgische Kirchenzeitung, ZDB-ID 2575384-8, 10. Jahrgang, Nr. 1 (20. Januar 1934), S. 4, urn:nbn:de:gbv:18-5-PPN635759691_00115
- ↑ Pastor Poppe: Kirchliche Nachrichten vom 15. Dezember 1927 bis 5. April 1928. In: Hamburgische Kirchenzeitung, ZDB-ID 2575384-8, Jahrgang 1928, S. 89.
- ↑ Sterbeurkunde Nr. 661 vom 25. Dezember 1933, Standesamt Hamburg 22b (1933), Band 02. (Staatsarchiv Hamburg, 332-5, Standesämter 1014)