Johannes Fromme

Johannes Fromme (* 26. Juli 1956 in Liemke, heute Schloß Holte-Stukenbrock) ist ein deutscher Erziehungswissenschaftler und war bis 2022 Professor für Erziehungswissenschaftliche Medienforschung und Medienbildung (unter Berücksichtigung der Erwachsenen- und Weiterbildung) an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Leben

Nach einem Lehramtsstudium an der PH Westfalen-Lippe, Abteilung Bielefeld (1. Staatsexamen 1980) promovierte Johannes Fromme 1985 mit dem Thema Lernen durch Arbeit in und an der Freizeit bei Wolfgang Nahrstedt an der Fakultät für Pädagogik der Universität Bielefeld. Er war im Anschluss Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für Freizeitwissenschaft und Kulturarbeit e.V. in Bielefeld (1986–1990) und Wissenschaftlicher Assistent an der Fakultät für Pädagogik der Universität Bielefeld (1990–1996). Dort erfolgte 1995 auch seine Habilitation, mit der er die Venia Legendi für Pädagogik mit dem Schwerpunkt außerschulische Pädagogik erhielt. Nach Professurvertretungen an der Hochschule Vechta (heute Universität Vechta), an der Universität Münster und an der Universität Bielefeld wurde er 2002 auf den Lehrstuhl für Erziehungswissenschaftliche Medienforschung unter Berücksichtigung der Erwachsenen- und Weiterbildung an die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg berufen. Einen Ruf auf die Professur für Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Medienpädagogik der Universität Hamburg lehnte er 2007 zugunsten eines Rufs auf die Professur für Erziehungswissenschaftliche Medienforschung und Medienbildung (unter Berücksichtigung der Erwachsenen- und Weiterbildung) in Magdeburg ab.[1]

Wissenschaftliches Wirken

Johannes Fromme hat ausgehend von der Freizeitpädagogik insbesondere ein sozialwissenschaftlich fundiertes Interesse am Wandel von Kindheit und Jugend entwickelt[2] und dabei unter anderem die alltagskulturelle Relevanz von Video- und Computerspielen genauer untersucht.[3] Er war beteiligt an der Entwicklung des interdisziplinären Feldes der Computerspielforschung (international: Digital Game Studies).[4][5] In konzeptioneller Hinsicht plädiert er in Abgrenzung von rein bewahrpädagogischen Positionen für eine akzeptierende Medienpädagogik,[6] die sich als partikulare Einmischung in einen immer schon ablaufenden Lebens- und Sozialisationsprozess versteht. An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg begründete er zusammen mit Winfried Marotzki 2004 das Studienprogramm Medienbildung: Audiovisuelle Kultur und Kommunikation und wirkte mit an der Entwicklung des Ansatzes der Strukturalen Medienbildung. Er war bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 2022 Studiengangsleiter des Bachelor- und des Masterstudiengangs Medienbildung und führte Studien zur beruflichen Situation der Absolventinnen und Absolventen durch.[7] Daneben war er Leiter des Arbeitsbereiches Wissenschaftliche Weiterbildung und Mitglied der Studiengangsleitung des berufsbegleitenden Masterstudiengangs Erwachsenenbildung.

Publikationen (Auswahl)

  • 2023: Computerspielforschung: Interdisziplinäre Einblicke in das digitale Spiel und seine kulturelle Bedeutung (Hg. mit Ralf Biermann & Florian Kiefer). Opladen / Berlin / Toronto: Barbara Budrich. https://doi.org/10.3224/84742669.
  • 2021: Diskussionsfelder der Medienpädagogik: Digitale Spiele (mit Stefan Iske & Ralf Biermann). In Handbuch Medienpädagogik (Hg. Uwe Sander, Friederike von Gross & Kai-Uwe Hugger). Wiesbaden: Springer VS, S. 1–15. https://dx.doi.org/10.1007/978-3-658-25090-4_81-1.
  • 2020: Let’s Plays als Szene informeller Bildung? Möglichkeiten und Grenzen partizipativer Medienkulturen im digitalen Zeitalter (mit Tom Hartig). In Digitalisierung – Subjekt – Bildung. Kritische Betrachtungen der digitalen Transformation (Hg. Valentin Dander et al.). Opladen / Berlin / Toronto: Barbara Budrich, S. 159–182. https://doi.org/10.2307/j.ctvvb7n3h.12.
  • 2016: Medienbildung aus einer Berufs- und Professionsperspektive: Welche Chancen haben „Medienbildner/innen“ auf dem Arbeitsmarkt? (mit Ralf Biermann). In Von der Bildung zur Medienbildung (Hg. Dan Verständig, Jens Holze & Ralf Biermann). Wiesbaden: Springer VS, S. 297–330.
  • 2015: Freizeit als Medienzeit. Wie digitale Medien den Alltag verändern. In Handbuch Freizeitsoziologie (Hg. Renate Freericks & Dieter Brinkmann). Wiesbaden: Springer VS, S. 431–466.
  • 2015: Game Studies und Medienpädagogik. In Game Studies. Aktuelle Ansätze der Computerspielforschung (Hg. Klaus Sachs-Hombach & Jan Noël Thon). Köln: Halem, S. 275–311.
  • 2014: Bildungspotenziale von Computerspielen – Überlegungen zur Analyse und bildungstheoretischen Einschätzung eines hybriden Medienphänomens (mit Christopher Könitz). In Perspektiven der Medienbildung (Hg. Winfried Marotzki & Norbert Meder). Wiesbaden: Springer VS, S. 235–286.
  • 2012: Computer Games and New Media Cultures. A Handbook of Digital Game Studies (Hg. mit Alexander Unger). Dordrecht / Heidelberg / New York / London: Springer.
  • 2008: Pädagogische Medientheorie (Hg. mit Werner Sesink). Wiesbaden: VS Verlag.
  • 2000: Computerspiele in der Kinderkultur (mit Norbert Meder & Nikolaus Vollmer). Opladen: Leske + Budrich. Digitale Neuauflage 2015: http://dx.doi.org/10.25673/4243
  • 1999: Selbstsozialisation, Kinderkultur und Mediennutzung (Hg. mit Sven Kommer, Jürgen Mansel & Klaus Peter Treumann). Opladen: Leske + Budrich.
  • 1997: Pädagogik als Sprachspiel. Zur Pluralisierung der Wissensformen im Zeichen der Postmoderne. Neuwied / Kriftel / Berlin: Luchterhand.
  • 1994: Bildung und Freizeit. Konzepte freizeitorientierter Weiterbildung (mit Wolfgang Nahrstedt et al.). Bielefeld: IFKA – Institut für Freizeitwissenschaft und Kulturarbeit.

Einzelnachweise

  1. Johannes Fromme: Vita. In: Forschungsportal des Landes Sachsen-Anhalt. 31. März 2024, abgerufen am 4. September 2025.
  2. Johannes Fromme, Sven Kommer, Jürgen Mansel, Klaus Peter Treumann (Hrsg.): Selbstsozialisation, Kinderkultur und Mediennutzung. Leske + Budrich, Opladen 1999.
  3. Johannes Fromme, Norbert Meder, Nikolaus Vollmer: Computerspiele in der Kinderkultur. Leske + Budrich, Opladen 2000.
  4. Johannes Fromme, Alexander Unger (Hrsg.): Computer Games and New Media Cultures. A Handbook of Digital Game Studies. Springer, Dordrecht / Heidelberg / New York / London 2012, ISBN 978-94-007-2776-2.
  5. Computerspielforschung: Interdisziplinäre Einblicke in das digitale Spiel und seine kulturelle Bedeutung. 1. Auflage. Verlag Barbara Budrich, 2023, ISBN 978-3-8474-2669-1, doi:10.3224/84742669 (budrich.de [abgerufen am 8. September 2025]).
  6. Johannes Fromme, Norbert Meder, Nikolaus Vollmer: Computerspiele in der Kinderkultur. Leske + Budrich, Opladen 2000, S. 239.
  7. Johannes Fromme: Berufseinmündung und berufliche Situation von Absolventinnen und Absolventen des Studienprogramms Medienbildung: Ergebnisse der Absolventenstudie 2020. In: Medienbildung. Studien zur audiovisuellen Kultur und Kommunikation. Band 10, 11. Februar 2021, ISSN 2569-2453, doi:10.24352/UB.OVGU-2021-021 (ovgu.de [abgerufen am 4. September 2025]).