Johannes Fehring

Johannes Fehring (* 14. November 1926 in Wien; † 4. Jänner 2004 ebenda; geboren als Johannes Fernbach) war ein österreichischer Jazzkomponist und -musiker. Zusätzlich war er als Filmkomponist, Produzent und Bandleader tätig.

Leben

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Fehring, Sohn eines Notars, als 19-Jähriger Unterricht in Kompositionslehre an der Wiener Musikakademie, u. a. bei Friedrich Wildgans und Kurt Wöss und machte später einen Dirigentenlehrgang. Anschließend begann er an der Universität Wien Musikwissenschaften zu studieren. Um dieses Studium zu finanzieren, spielte er Klavier im Orchester vom Walter Heidrich im Embassy-Club, ein Jazzclub der amerikanischen Besatzungssoldaten. Während dieser Zeit nahm er den Künstlernamen Fehring an.

Im Jahre 1948 lernte er Teddy Windholz kennen. Die beiden gründeten eine Band und spielten im Volksgarten Wien. Mit der Zeit wurden sie immer bekannter und bekamen Angebote als Begleitband bei Plattenaufnahmen. Fehring brach daraufhin sein Studium ab, um sich ganz auf die Musik zu konzentrieren. 1950 gewannen sie bei einem Wettbewerb der österreichischen Radioanstalt RAVAG die Goldene Plakette als Auszeichnung für das beste Tanzorchester Österreichs. Ebenfalls in dieser Zeit bekam Fehring Aufträge zu Kompositionen von Filmmusik und komponierte während seiner Karriere die Musik für über 60 Filme.

1955 trennte er sich von Windholz und gründete das Orchester Johannes Fehring, eine österreichische All Star Big Band. Bekannte Mitglieder dieser Band waren Willy Hagara, Erich Kleinschuster, Robert Opratko, Hans Salomon und Joe Zawinul. Mit dieser Band begleitete er Peter Alexander, Gilbert Bécaud, Ella Fitzgerald, Udo Jürgens und Caterina Valente. Ab 1958 kamen Auftritte im Fernsehen bei Sendungen wie Jede Sekunde ein Schilling oder Sing mit mir, spiel mit mir mit Lou van Burg, "Wir machen Musik" mit Peter Weck, "Bingo Bongo" mit Maxi Böhm, Caterina Valentes "Bonsoir Kathrin" sowie Wünsch Dir was mit Vivi Bach und Dietmar Schönherr hinzu.

Ende der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre produzierte Fehring im Austrophon-Studio im Untergeschoss des Wiener Konzerthauses zahlreiche Schlagertitel für die Polydor-Produktionsstätte Süd unter Gerhard Mendelson. Neben dem Orchester Johannes Fehring waren hier auch die Orchester von Erwin Halletz und Werner Scharfenberger tätig. Dabei arbeitete Fehrings Orchester mit namhaften Vertreterinnen und Vertretern des Genres zusammen wie beispielsweise Lolita, Gus Backus, Connie Francis, Lou van Burg, Conny Froboess, Peter Kraus und Ted Herold. Die Aufnahme Der Mann im Mond mit Backus erreichte 1961 die Spitze der Charts.

Zwischen 1963 und 1966 leitete er zusätzlich zu seinem Orchester das Große Tanz- und Unterhaltungsorchester des WDR. Von 1965 bis 1983 wurde sein Orchester ans Theater an der Wien verpflichtet. 1966 dirigierte er das SFB Tanzorchester im Rahmen der Personality Show Mein Gästebuch: Cornelia Froboess für den Sender Freies Berlin moderiert von Cornelia Froboess. Als Gäste wurden neben Froboess Udo Jürgens, Gilbert Bécaud und Paul Kuhn begleitet. 1969 leitete Johannes Fehring für eine Episode der ARD-Show Varieté-Zauber das Orchester Kurt Edelhagen vertretungsweise.

1965 absolvierte Fehring eine Europa-Tournee mit Freddy Quinn. Nach Peter Alexanders Label-Wechsel zu Ariola produzierte Fehring mit ihm im Studio und war bis Mitte der 1970er Jahre sein ständiger Begleiter auf Tourneen und bei Live-Auftritten.

Johannes Fehring Grabstätte

Ende der 1960er Jahre produzierte Fehring das Lied A Glock’n die 24 Stunden läut für Marianne Mendt und im Anschluss daran war er als Produzent auch für bekannte Künstler wie Kurt Sowinetz und Arik Brauer tätig. Damit legte er den Grundstein des Austropop. Insgesamt erreichte er fünf Goldene Schallplatten als Produzent.

1971 gab Fehring seine alte Band auf und war Mitgründer der ORF-Big Band, die aus dem Orchester Johannes Fehring hervorging. Die Mitglieder waren, im Unterschied zum alten Orchester, Musiker aus dem Ausland, vor allem aus den USA. Seine letzte Produktion war 1983 die Veranstaltung 25 Jahre Wiener Stadthalle. Danach musste er aus gesundheitlichen Gründen das Berufsleben aufgeben.

Johannes Fehring starb am 4. Jänner 2004 im Alter von 77 Jahren. Er war mit Susi Schweizar verheiratet und Vater von zwei Kindern. Sein ehrenhalber gewidmetes Grab (Gr. 3, R. 46, Nr. 19) befindet sich am Wiener Zentralfriedhof.

Fehring war ab 1968 bis zu seinem Ausschluss 1987 Mitglied der Freimaurerloge Gleichheit.[1]

Filmmusik

Charterfolge als Dirigent

Singles

Label zu Brauner Bär und weiße Taube.
Label zu Wooden Heart.
Label zu Der Mann im Mond.
Label zu Sauerkraut-Polka.
Label zu No Bier, No Wein, No Schnaps.
Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen/​‑monate, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungenTemplate:Charttabelle/Wartung/ohne QuellenTemplate:Charttabelle/Wartung/Monatsdaten
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen/Mo­nate, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH
1959 Ich bin traurig, wenn du gehst
Gus Backus
Erstveröffentlichung: 1959
mit Orchester Johannes Fehring
Original: Lloyd PriceHave You Ever Had the Blues?
Ab und zu
Gus Backus
Erstveröffentlichung: August 1959
mit Orchester Johannes Fehring; Original: Hank Snow(Now And Then, There’s) A Fool Such As I
Ich bin ein Mann
Ted Herold
DE26
(4 Wo.)DE
Polydor 24 027 NH
Tiger
Peter Kraus
DE8
(4 Mt.)DE
Erstveröffentlichung: Oktober 1959
1960 Brauner Bär und weiße Taube
Gus Backus
DE16
(7 Mt.)DE
Erstveröffentlichung: Juni 1960
Verkäufe: + 100.000;[2] mit Orchester Johannes Fehring
Original: Johnny PrestonRunning Bear
La Luna
Lolita
DE16
(11 Mt.)DE
Erstveröffentlichung: Februar 1960
Sag mir, was du denkst
Cornelia Froboess und Peter Kraus
DE21
(3 Mt.)DE
Erstveröffentlichung: August 1960
Wooden Heart (Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus)
Gus Backus
DE2
(5 Mt.)DE
Erstveröffentlichung: November 1960
Original: Elvis Presley
1961 Der Mann im Mond
Gus Backus
DE1
(6 Mt.)DE
Erstveröffentlichung: Juli 1961
Sauerkraut-Polka
Gus Backus
DE2
(5 Mt.)DE
Erstveröffentlichung: September 1961
1962 No Bier, No Wein, No Schnaps
Gus Backus
DE7
(… Wo.)Template:Charttabelle/Wartung/vorläufigDE
Erstveröffentlichung: Februar 1962
Sei doch mein Talismann - My Darling du allein
Ted Herold
DE6
(… Wo.)Template:Charttabelle/Wartung/vorläufigDE
Erstveröffentlichung: Juni 1962
Caterina
Lou van Burg
DE7
(… Wo.)Template:Charttabelle/Wartung/vorläufigDE
Erstveröffentlichung: Juli 1962
1963 Mein Schimmel wartet im Himmel
Gus Backus
DE12
(… Wo.)Template:Charttabelle/Wartung/vorläufigDE
Erstveröffentlichung: Juni 1963
Dunkle Augen in der Nacht
Carlos Otero
DE46
(… Wo.)Template:Charttabelle/Wartung/vorläufigDE
Erstveröffentlichung: Juni 1963
Da Doo Ron Ron
Ted Herold
DE22
(… Wo.)Template:Charttabelle/Wartung/vorläufigDE
Erstveröffentlichung: August 1963
1964 Rosie
Thomas Fritsch
DE50
(… Wo.)Template:Charttabelle/Wartung/vorläufigDE
Erstveröffentlichung: September 1964
1967 Spanisch war die Nacht
Peter Alexander
DE9
(5½ Mt.)DE
AT5
(3 Mt.)AT

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Studioalben

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen/​‑monate, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[3]Template:Charttabelle/Wartung/Monatsdaten
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen/Mo­nate, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH
1966 Peter Alexander in Paris*
Peter Alexander
DE7
(6 Mt.)DE
Erstveröffentlichung: 1. Oktober 1966
1967 Wie es euch gefällt
Peter Alexander
DE9
(6 Mt.)DE
Erstveröffentlichung: 1. März 1967
Peter Alexander serviert Spezialitäten aus Böhmen, Ungarn, Österreich*
Peter Alexander
DE5
(17 Mt.)DE
Erstveröffentlichung: 1. Juli 1967
1968 Warum ist es am Rhein so schön
Peter Alexander
DE32
(2 Mt.)DE
Erstveröffentlichung: 1. März 1968
1970 Servus Wien*
Peter Alexander
DE19
(4 Mt.)DE
Erstveröffentlichung: 1. September 1970
1973 Spezialitäten aus Österreich, Ungarn, Böhmen – Neue Folge
Peter Alexander
Erstveröffentlichung: 1. September 1973
1974 Peter Alexander serviert Weltschlager
Peter Alexander
Erstveröffentlichung: 20. September 1974
1975 Goldene Hits neu serviert von Peter Alexander
Peter Alexander
Erstveröffentlichung: 1975
1978 Das Wunschkonzert
Peter Alexander
Erstveröffentlichung: 30. Januar 1980
Advent mit Peter Alexander
Peter Alexander
Erstveröffentlichung: 1978
1979 Ein Besuch in Wien
Peter Alexander
Erstveröffentlichung: 3. September 1979

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Livealben

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[3]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH
1965 Ein Abend mit Freddy
Freddy Quinn
DE7
(32 Wo.)DE
Charteinstieg: 15. Mai 1965
1972 Die Peter Alexander Tournee
Peter Alexander
Erstveröffentlichung: 1972
1976 Das Peter Alexander Konzert live
Peter Alexander
Erstveröffentlichung: 1976

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Auszeichnungen

Zitate

„Es gab zwei Punkte, die mir wirklich wichtig waren: Klassik und Jazz.“

Fehring an seinem 70. Geburtstag.

Werke

  • Gemeinsam mit Walter Heidrich: Der neue Jazzstil: Moderne Phrasierung und deren richtiges Spiel. Weltmusik Ed. International, Wien 1948.

Literatur

  • Stefan Schmidl unter Mitarbeit von Monika Jaroš: Swingin' Cinema. Die Filmmusik von Johannes Fehring. Hollitzer, Wien 2025, ISBN 978-3-99094-271-0.
  • Elisabeth Th. Hilscher-Fritz: Johannes Fehring. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3043-0.
  • Johannes Fehring im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 2: C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 633 f.

Einzelnachweise

  1. Günter K. Kodek: Die Kette der Herzen bleibt geschlossen. Mitglieder der österreichischen Freimaurer-Logen 1945 bis 1985. Löcker, Wien 2014, ISBN 978-3-85409-706-8, S. 54.
  2. Hans-Jürgen Finger: Selten aber super. Schlager-Raritäten – Erinnerungen an den amerikanischen Sänger Gus Backus. In: ardaudiothek.de. ARD, 7. September 2022, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  3. a b Chartquellen: DE AT CH
  4. Rathaus-Korrespondenz vom 19. Februar 1976
  5. Johannes-Fehring-Promenade im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien