Johanna Unger
Johanna Unger (* 6. März 1837 in Hannover; † 11. Februar 1871 in Pisa, Königreich Italien) war eine deutsche Historien- und Porträtmalerin der Düsseldorfer und Münchner Schule.
Leben

Unger, Tochter des Juristen und Kunsthistorikers Friedrich Wilhelm Unger, ging 1855 nach Düsseldorf, um Malerei zu studieren. Dort hatte ihr Bruder, der angehende Kupferstecher William Unger, bereits 1854 ein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Joseph von Keller begonnen. Da in dieser Zeit Frauen ein akademisches Studium an Kunsthochschulen generell verwehrt war, nahm sie Privatunterricht bei angesehenen Malern. In Düsseldorf waren Karl Ferdinand Sohn, Otto Rethel und der Deutschamerikaner Emanuel Leutze ihre Lehrer.[1] Wie ihr Bruder, der 1857 an die Königliche Akademie der Bildenden Künste gewechselt war, zog sie anschließend nach München. Dort nahm sie Privatunterricht bei Ludwig Lindenschmit dem Älteren. Danach wurde sie Lehrerin. In Possenhofen unterwies sie Sophie in Bayern, damals Braut Ludwigs II., im Malen und Zeichnen. In München unterrichtete sie an einer Damenakademie, die sie 1868 mit weiteren Künstlerinnen unter Mitwirkung von Moriz Carrière, des Professors für Kunstgeschichte an der Kunstakademie München, gegründet hatte.[2] Eine Krankheit führte zu ihrem frühen Tod. Er ereilte sie im Alter von 33 Jahren in Pisa,[3] wo sie sich Genesung von einem Halsleiden erhofft hatte.[4]
Durch ihre Schwester Auguste war sie Schwägerin des österreichischen Eisenbahnpioniers Julius Lott, durch ihre Schwester Therese Schwägerin des Rechtswissenschaftlers August Ubbelohde. Deren Sohn Otto wurde ein Maler, Radierer und Illustrator. Ihre Nichten waren die Künstlerinnen Else und Hella Unger.
Unger schuf hauptsächlich Historienbilder und Porträts,[5] aber auch Arabesken und Illustrationen. Sie malte in Öl und Aquarell. Als Historienmalerin griff sie Themen der Bibel und der Zeitgeschichte, Märchen und Frauenschicksale auf (u. a. Jeanne d’Arc, Debora, Die drei Marien am Grabe, Dornröschen).
Literatur
- Johanna Unger. In: Moritz Blanckarts: Düsseldorfer Künstler. Nekrologe aus den letzten zehn Jahren. Verlag von Ebner & Seubert, Stuttgart 1877, S. 48 (Google Books).
- Unger, Johanna. In: Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Dresden 1898, Band 2, S. 909.
- Unger, Johanna. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 33: Theodotos–Urlaub. E. A. Seemann, Leipzig 1939, S. 574 (biblos.pk.edu.pl).
- Unger, Johanna. In: Jochen Schmidt-Liebich: Lexikon der Künstlerinnen 1700–1900: Deutschland, Österreich, Schweiz. Saur, München 2005, ISBN 3-598-11694-2, S. 481–482 (Google Books).
Einzelnachweise
- ↑ Museum Kunstpalast: Künstler und Künstlerinnen der Düsseldorfer Malerschule (Auswahl, Stand: November 2016, PDF ( des vom 7. Mai 2021 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.)
- ↑ Kunstchronik. Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe. III. Jahrgang, Beiblatt Nr. 16 vom 22. Mai 1868, S. 136 (Google Books)
- ↑ „Am 11. Februar, Nachts 11 Uhr, ist meine Tochter Johanna Unger, die in ihrer Tätigkeit als Malerin vor einem Jahr durch ein zu lange verkanntes Brustübel unterbrochen wurde, in Pisa durch einen schmerzlosen Tod von ihrem Leiden erlöst worden. — Göttingen, am 14. Februar 1871. Professor Unger.“ – Traueranzeige, Allgemeine Zeitung, 14. Februar 1871.
- ↑ „Die Malerin Johanna Unger starb Mitte Februar in Pisa, wo sie Genesung für ein längeres Halsleiden zu finden hoffte. Sie war die Tochter des bekannten Göttinger Professors und Schwester des Kupferstechers W. Unger, und bildete sich seit 1855 in Düsseldorf zur Künstlerin aus. Zuerst Schülerin von Carl Sohn und Otto Rethel, schuf sie dann unter der Leitung von Emanuel Leutze’s ihre ersten Bilder. Später ging sie nach München, wo sie sich der Piloty’schen Schule anschloß und auch selbst als Lehrerin wirkte. Von ihren Gemälden, die sich namentlich durch koloristische Vorzüge auszeichnen, nenn wir Jephta’s Tochter mit ihren Gespielinnen, Johanna d’Arc, Deborah, die Engel am Grabe Christi und Aschenbrödel’s Schwestern. Außerdem malte sie zahlreiche Bildnisse und Aquarelle.“ – Nachruf, Kunstchronik, Nr. 6, 1871, S. 101.
- ↑ Bildnis Marianne Ehlers, geb. Hasse, Kunstsammlung Göttingen GG 327.