Johanna Dorothea von Krosigk

Wappen derer von Krosigk

Johanna Dorothea von Krosigk, auch Kroseck (* 20. Mai 1698; † 27. Januar 1761 in Köthen[1]) war eine deutsche evangelisch-lutherische Stiftsdame und Kirchenlieddichterin.

Leben

Johanna Dorothea von Krosigk entstammte dem Adelsgeschlecht von Krosigk. Sie war die dritte Tochter des anhaltischen Landrats Aribert Siegfried von Krosigk (1665–1707) auf Beesedau, Hohnsdorf und Sandersleben und dessen erster Frau Susanna Catharina, geb. von Bodenhausen aus dem Hause Görzig.[2][3] Georg Aribert von Krosigk und Bodo von Bodenhausen waren ihre Großväter; der preußische Generalmajor Christian Siegfried von Krosigk (1700–1757) war ihr jüngerer Bruder.

Gisela-Agnes-Stift

Als junge Frau kam sie als Stiftsfräulein in das von der Regentin Gisela Agnes 1711 gegründete Damenstift Gisela-Agnes-Stift in Köthen, wo sie ihr Leben lang blieb. Das Stift war seit Anfang der 1720er Jahre eingebunden in ein von August Hermann Francke geschaffenes frommes Netzwerk des Hallischen Pietismus. Die Damen korrespondierten mit Francke, dann seinem Sohn und Nachfolger Gotthilf August Francke, und gaben Geld für die Dänisch-Hallesche Mission in Tranquebar. Mehrere Konventualinnen dichteten Geistliche Lieder und trugen so bei zur „Rolle Köthens als Zentrum des pietistischen Lieds“. Dazu gehörte neben Catharina Amalia von Schlegel (1697–1777) auch Johanna Dorothea von Krosigk.[4] Einige der Lieder, die sicher zunächst für den Hausgebrauch im Stift entstanden waren, nahmen Johann Ludwig Konrad Allendorf und Leopold Franz Friedrich Lehr in ihre Sammlungen der Cöthnischen Lieder auf. Ihr Lied Lob, Lob sey Jesu unserm Lamm (nach Offb 7,10 ) findet sich in der dritten Auflage der Cöthnischen Lieder von 1740[5], späteren Auflagen[6] und zahlreichen zeitgenössischen Sammlungen.[7]

Ein Eintrag von ihr aus den 1740er Jahren ist im Album amicorum der Pietistin Eleonora Benigna Lindner überliefert.[8]

Mit dem Abflauen des klassischen Pietismus und dem Einzug der Aufklärungstheologie und dann des Neuluthertums in die Gesangbücher geriet Johanna Dorothea von Krosigk weitgehend in Vergessenheit. So musste Johann Karl Schauer 1855 in seiner Studie zur Hymnologie Anhalts feststellen, sie sei „bis jetzt von den Hymnologen nicht erwähnt.“[9] Eduard Emil Koch nahm sie dann allerdings wenig später in seine Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs auf.[10]

Literatur

  • Johann Karl Schauer: Hymnologie der Herzoglich Anhalt’schen Lande. In: Allgemeine Kirchenzeitung 34 (1855), Sp. 674–680, hier Sp. 677
  • Rudolf von Krosigk: Nachrichten zur Geschichte des Dynasten- und Freiherren-Geschlechtes von Krosigk. Berlin 1856, S. 117
  • Eduard Emil Koch: Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs. Band I/4, 3. Auflage, Stuttgart: Belser 1868, S. 442

Einzelnachweise

  1. Daten nach Eduard Emil Koch: Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs. Band I/4, 3. Auflage, Stuttgart: Belser 1868, S. 442.
  2. Johann Seifert: Genealogie hoch-adelicher Eltern und Kinder. Regensburg 1724, S. 298.
  3. Rudolph von Krosigk: Nachrichten zur Geschichte des Dynasten- und Freiherren-Geschlechtes von Krosigk. Berlin 1856, S. 117, Nr. 168.
  4. Klaus Conermann: Köthen, in: Wolfgang Adam, Siegrid Westphal (Hrsg.): Handbuch kultureller Zentren der Frühen Neuzeit: Städte und Residenzen im alten deutschen Sprachraum. Band 1, Berlin: de Gruyter 2013, S. 1211–1252, hier S. 1211 und 1239.
  5. Die ehedeß eintzeln gedruckte Cöthnische Lieder Zum Lobe des Dreyeinigen Gottes und zur gewünschten reichen Erbauung vieler Menschen, mit einem Dreyfachen Register nach den Biblischen Sprüchen Inhalt, und Anfang der Lieder, zusammen herausgegeben. Köthen 1740, S. 115 Nr. 46.
  6. Z. B. Esslingen 1760, S. 109 Nr. 46.
  7. So schon 1745 in Johan Thommen: Erbaulicher Musicalischer Christen-Schatz, Bestehend aus Fünfhundert Geistlichen Liedern … Basel 1745, S. 604 Nr. 461.
  8. Eintrag in der Datenbank Repertorium alborum amicorum, abgerufen am 6. September 2025.
  9. J. K. Schauer: Hymnologie der Herzoglich Anhalt’schen Lande. In: Allgemeine Kirchenzeitung 34 (1855), Sp. 674–680, hier Sp. 677.
  10. Eduard Emil Koch: Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs. Band I/4, 3. Auflage, Stuttgart: Belser 1868, S. 442.