Johann Justus Bartels

Johann Justus Bartels, auch Johann Just oder Johann Justo, (geboren 1660; gestorben 1721) war ein deutscher Artillerieoffizier, Markscheider, Richter (Bürgermeister) und Schichtmeister in der Bergstadt Bad Grund, sowie Bergingenieur und Maschinendirektor in Clausthal-Zellerfeld im Harz.

Leben

Bartels war zunächst Ingenieuroffizier. Er war um 1708 als Richter und Schichtmeister in der Bergstadt Grund tätig und beschäftigte sich seit dem Anfang des Jahrhunderts mit der Verbesserung der Maschinen, die im Oberharzer Bergbau eingesetzt wurden. Als Schichtmeister erhielt Bartels für den Bau eines neuen Kehrrades und eines Treibwerkes auf dem Laubhütter Gangzug 1.000 Reichstaler. 1712 war er einer der ersten Maschinendirektoren des „Kommunion-Harzes“ und erfand zahlreiche Hilfsmittel, Maschinen und Vorrichtungen zur verbesserten Förderung und Bewetterung der Gruben. Durch seine Optimierungen trug er zum Fortbestand des Betriebs der Schächte bei. Er erfand unter anderem eine Großlochbohrmaschine und zum Transport der Fördertonnen eine Gestängetreibkunst (Wasserkunst) mit zwei krummen Zapfen. Bartels gilt zudem als Erfinder des Wetterkastens, der ab 1711 zur Bewetterung im Bergbau im Bereich des Zellerfelder Gangzugs eingesetzt wurde.[1] Bartels war zudem Besitzer einer Eisenhütte (Zerennherd), die er in der Bergstadt Grund erworben hatte. Der von ihm erfundene Wetterkasten wurde im Jahr 1734 von dem Kunstmeister Christian Schwarzkopf (1685–1760) modifiziert und in der Grube Gnade Gottes eingesetzt.[2] Bartels ließ ein vom Grubenschacht entfernt liegendes Kehrrad errichten, um damit die Schachtförderung zu betreiben.

Gemeinsam mit Bernhard Ripking, der zwei Jahre vor ihm starb, war er am Bau der Wasserkünste in den Herrenhäuser Gärten beteiligt, so unter anderem bei der Verlegung neuer Rohre für die Große Fontäne.[3] Bartels war es zu verdanken, dass der gewünschte Effekt schließlich annähernd erreicht werden konnte. Die Maschine, die mit drei Fontänenrädern einen Wasserstrahl mit einem Durchmesser von 14 Zoll in eine Höhe von 50 bis 80 Fuß antreiben sollte, konnte durch sein Zutun erfolgreich instandgesetzt werden. Er behob den wesentlichen Fehler der Anlage, der darin bestand, dass der Querschnitt der Zuleitung zu gering gewählt war. Er ließ die von der Maschine zur großen Fontäne führende gusseisernen Leitungen mit einem Durchmesser von 9,5 Zoll, die zudem undicht waren, wieder aufnehmen und durch Bleiröhren von 11,5 Zoll ersetzen. Zusätzlich wurde eine zweite ebensolche Röhre parallel verlegt und die geborgenen Eisenröhren an anderer Stelle verbaut. Die neuen Röhrenleitungen wurden in dem sogenannten Stellhahnkasten nahe der Maschine zusammengeführt, so dass zwei zusätzliche Wasserräder, beispielsweise bei Reparaturarbeiten an den Fontänenrädern, zum Betrieb des Wasserspiels verwendet werden konnten. Um die erwünschte Höhe der Fontäne zustande zu bringen, ließ Bartels das Mundstück von 14 auf 11 Zoll verringern. In dieser Form wurde die Fontäne bis zum Jahr 1864 betrieben.[4]

Erfindungen (Auswahl)

  • 1711: Wetterkasten (Wettersatz, auch Luftpumpe, Ventilator[5] oder Wettermaschine genannt)
  • 1713: Bergbohrmaschine[6]
  • 1716: Bartels’sche Feuerwettermaschine (Wetterofen), bei der durch Feuer, das in einem gemauerten Ofen mit einem hohen Kamin unterhalten wurde, Auftrieb erzeugt und eine Luftzirkulation in Gang gesetzt wurde. Die Verbrennungsluft wurde vor Ort über eine Luttentour angesaugt, wodurch frische Wetter nachströmen konnten.[7]

Literatur

  • Von denen Maschinen, welche die Hinderniß von der Luft bey dem Bergbau hinwegschaffen. In: Henning Calvör: Acta Historico-Chronologica-Mechanica Circa Metallurgiam In Hercynia Superiori, oder Historisch-Chronologische Nachricht und theoretische und praktische Beschreibung des Maschinenwesens und der Hilfsmittel beim Bergbau auf dem Oberharze. 1. Teil, 1. Kapitel, 3. Abteilung, Waisenhaus-Buchdruckerei, Braunschweig 1763, S. 10–15 (tu-braunschweig.de).
  • Christoph Bartels: Vom frühneuzeitlichen Montangewerbe zur Bergbauindustrie: Erzbergbau im Oberharz, 1635–1866. Deutsches Bergbau-Museum, 1992, ISBN 3-921533-53-8, S. 319.
  • Hans Hugo Nietzel: Johann Justo Bartelß und sein Treibwerk am vierten Lichtschacht des Laubhütter Stollens. In: Mitteilungsblatt der Technischen Universität Clausthal. Heft 81, 1996, S. 66–70.
  • Hans-Martin Arnold: Bartels, Johann Just. In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u. a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 8. bis 18. Jahrhundert. hrsg. im Auftrag der Braunschweigischen Landschaft e. V. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-46-7, S. 68–69.

Einzelnachweise

  1. Wetterkasten. In: Johann Karl Gottfried Jacobsson: Technologisches Wörterbuch, oder alphabetische Erklärung aller nützlichen mechanischen Künste, Manufakturen, Fabriken und Handwerker, wie auch aller dabey vorkommenden Arbeiten, Instrumente, Werkzeuge und Kunstwörter, nach ihrer Beschaffenheit und wahrem Gebrauche …. Band 8: Von Torfspade bis Z. S. 195 (Textarchiv – Internet Archive).
  2. Franz Xaver von Haeberl: Abhandlung über öffentliche Armen-und kranken-Pflege mit einer umständlichen Geschichte in dem ehemaligen Krankenhause zum heil. Mar. bei den armherzigen Brudern gemachten Erweiterungs- und Verbesserungs-Versuchen … München 1813, S. 527 (books.google.de).
  3. Irmgard Lange-Kothe: Die Wasserkunst in Herrenhausen. In: Hannoversche Geschichtsblätter. Neue Folge 13, Heft 1/2, Culemannsche Buchdruckerei, Hannover 1959, S. 119–151.
  4. C. E. von Malortie: Beschreibung der neuen Wasserkünste zu Herrenbausen… In: Beiträge zur Geschichte des Braunschweig-Lüneburgischen Hauses und Hofes. 5. Heft. Hahn’sche Hofbuchhandlung, Hannover 1866, S. 75–98, hier S. 79–80 (Textarchiv – Internet Archive).
  5. Gabriel Christoph Benjamin Busch: Handbuch der Erfindungen. 4. gänzlich umgearbeitete Auflage. Band 12: T–Z. J. G. F. Wittekindt; J. F. Bärecke, Eisenach 1802, S. 179 (Textarchiv – Internet Archive).
  6. Von den Windschächten und Lichtlöchern. In: Henning Calvör: Acta Historico-Chronologica-Mechanica Circa Metallurgiam In Hercynia Superiori, oder Historisch-Chronologische Nachricht und theoretische und praktische Beschreibung des Maschinenwesens und der Hilfsmittel beim Bergbau auf dem Oberharze. 1. Teil, 1. Kapitel, 2. Abteilung, Waisenhaus-Buchdruckerei, Braunschweig 1763, S. 4–5 und Tafel 2, Figur 1 (tu-braunschweig.de, leopard.tu-braunschweig.de).
  7. Wilfried Ließmann (Hrsg.): Historischer Bergbau im Harz Kurzführer. Springer, Berlin / Heidelberg 2010, ISBN 978-3-540-31327-4, S. 104–105 (Textarchiv – Internet Archive – Feuerwettermaschine – Leseprobe).