Johann Jakob Lämmlin
Johann Jakob Lämmlin (* 1805 in Schaffhausen; † 1854) war ein Schweizer Maschinenbauer. Er war in den 1830er bis 1850er Jahren an mehreren frühen Dampfschifffahrtsprojekten in der Schweiz beteiligt und wirkte als technischer Leiter beim Bau und Betrieb des ersten Dampfschiffs auf dem Zürichsee, der «Minerva», mit.
Leben
Johann Jakob Lämmlin wurde 1805 in Schaffhausen als Sohn einer angesehenen und politisch einflussreichen Familie geboren. Er absolvierte eine Ausbildung als Mechaniker («Zeugschmid») und hielt sich anschliessend acht Jahre lang in England und den Vereinigten Staaten auf, wo er in führenden Werkstätten für Dampfmaschinen tätig war.
Zwischen 1832 und 1834 arbeitete er in Schaffhausen als freiberuflicher Reparateur, unter anderem für das badische Dampfschiff «Helvetia». Über diese Tätigkeit kam er in Kontakt mit dem Unternehmer Franz Carl Caspar (1794–1838).
Zusammenarbeit mit Caspar und Bau der «Minerva»
Am 19. März 1834 gründeten Caspar und Lämmlin eine Gesellschaft zur Einrichtung einer Dampfschifffahrtslinie auf dem Zürich- und Walensee. Das dafür vorgesehene eiserne Raddampfschiff «Vulcan» wurde bei der Firma «William Fairbairn» in Manchester gebaut. Lämmlin war zeitweise vor Ort, um den Bau zu begleiten.
Das Schiff wurde 1834 provisorisch montiert, über die Nordsee nach Rotterdam überführt und rheinaufwärts bis Basel gebracht. Von Augst aus erfolgte ein aufwendiger Überlandtransport nach Zürich. Beim Zusammenbau bei «Escher Wyss & Cie.» stellte sich ein zu grosser Tiefgang heraus; der Rumpf wurde deshalb um 19 Fuss (ca. 5,8 m) verlängert. Am 24. Juli 1835 nahm das Schiff, nun «Minerva» genannt, den fahrplanmässigen Betrieb auf.
Betrieb und Konflikte
Die «Minerva» verkehrte regelmässig auf dem Zürichsee, erlitt jedoch Betriebsunterbrechungen, darunter eine zweimonatige Eisblockade bei Uerikon im Winter 1836. Wiederholte Beschädigungen am Landungsplatz in Zürich erschwerten den Betrieb.
1836/37 hielt sich Lämmlin längere Zeit in Lindau und England auf, wo er für die Bayerische Dampfschifffahrtsgesellschaft den Bau des Dampfers «Ludwig» leitete. Dies führte zu Spannungen mit Caspar und weiteren Gesellschaftern. 1838 kam es zu einem Rechtsstreit; noch im selben Jahr wurde die Gesellschaft aufgelöst, und die «Minerva» ging in den Besitz von Caspar Escher (1775–1859) und Gustav Albert Escher (1807–1845) über.
Der erste Schraubendampfer der Schweiz
Nach dem Ende der Gesellschaft mit Caspar zog sich Lämmlin zeitweise aus der Dampfschifffahrt zurück. 1842 trat er erneut in Erscheinung, als er in Rapperswil den ersten Schraubendampfer der Schweiz, die «Delphin», baute. Das Schiff bewährte sich aber nicht und wurde 1846/47 bei Escher Wyss & Cie. in einen kleinen Raddampfer umgebaut, der zunächst auf dem Zürichsee und ab Sommer 1850 auf dem Walensee eingesetzt wurde.
In der Nacht vom 16. Dezember 1850 sank die «Delphin» vermutlich infolge einer Kesselexplosion; 13 Menschen kamen dabei ums Leben. Um diese Zeit war Lämmlin für die Müller’sche Postdampfschiff-Gesellschaft auf dem Vierwaldstättersee tätig. Dort installierte er den sogenannten Hirschlein’schen Apparat, der in einer Kaminverkleidung Rauchentwicklung und Funkenflug reduzieren sollte. Beide Postdampfer der Gesellschaft waren über Jahre mit dieser Vorrichtung ausgestattet.
Letzte Jahre
Nach 1854 finden sich keine weiteren gesicherten Hinweise auf Lämmlins Leben und Tätigkeit. Ort, Zeitpunkt und Umstände seines Todes sind nicht bekannt.
Literatur
- Jürg Meister: Transport und Tourismus: Pioniere der Dampfschifffahrt. In: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik. Band 89. Verein für wirtschaftshistorische Studien, Zürich 2009, ISBN 978-3-909059-45-4.
Weblinks
- Johann Jakob Lämmlin im Katalog Schweizer Pioniere