Johann Heinrich Ohlendorff

Johann Heinrich Ohlendorff, Lithografie von Otto Speckter (1858)

Johann Heinrich Ohlendorff (* 23. Juni 1788 in Evern;[1]1. Mai 1857[2] in Hamburg) war ein deutscher Landschaftsgärtner und Botaniker. Sein botanisches Autorenkürzel lautet „Ohlend.

Leben

Ohlendorff erlernte seinen Beruf in den Herrenhäuser Gärten und beim Garteninspektor Johann Conrad Skell in Weimar, dem er bei der Umgestaltung des dortigen Schlossparks Belvedere in einen englischen Landschaftsgarten assistierte, und bereiste anschließend Gärten in Paris, London, Berlin und Wien. Von 1811 bis 1816 wirkte er als Hofgärtner für die Großfürstin Anna Fjodorowna und gestaltete deren Schweizer Landsitz Elfenau bei Bern. Um 1817 kam er nach Hamburg, von wo aus er eigentlich nach Amerika auswandern wollte. Stattdessen ließ er sich mit einer Handelsgärtnerei in St. Georg nieder; zu seinen ersten Auftraggebern gehörte der Senator Heinrich Johann Merck, der ihm die Ausgestaltung seines Landhausgartens in Horn (der heutige Blohms Park) anvertraute.

Ab 1821 war Ohlendorff erster Garteninspektor und technischer Leiter des nach seinen Plänen gestalteten Botanischen Gartens in Hamburg.[3] Gründer und erster Direktor war Johann Georg Christian Lehmann. Hier entstand 1822 das erste Gewächshaus für 7000 Pflanzen, die Handelsreisende und Forscher wie Christian Friedrich Ecklon und Ludwig Preiss aus aller Welt mitbrachten. Auch Ohlendorff reiste im Auftrag der Gartendeputation 1826 nach London, um seltene Pflanzen für den Botanischen Garten zu beschaffen.

Nach seinem Abschied vom Botanischen Garten gründete er 1844 im Hamburger Vorort Hamm (Mittelstraße 57) eine Handels-Gärtnerei und Baumschule,[4] die unter dem Namen J. H. Ohlendorff & Söhne über seinen Tod hinaus bis 1863 bestand.[5] Schon während seiner Zeit am Botanischen Garten hatte er wiederholt private Auftraggeber beraten und deren Gärten gestaltet, darunter den Jenischpark[6] oder den Garten von Georg Friedrich Vorwerk in Flottbek oder den Ahrensburger Schlosspark.

Seit 1822 war Ohlendorff mit Johanna Wilhelmine (Minchen) Theodora Krause verheiratet.[7][8] Von ihren neun Kindern erlangten drei Söhne größere Bekanntheit: Der Erstgeborene Johann Theodor (1823–1894) gehörte zu den Organisatoren der ersten Internationalen Gartenbauausstellung 1869, betrieb zeitweilig eine eigene Handelsgärtnerei mit Baumschule in Hamm und trat später als Vertreter in die Firma seiner erfolgreicheren Brüder ein.[9] Albertus und Heinrich wurden durch den Handel mit Guano reich und später von Kaiser Wilhelm II. geadelt und in den Freiherrenstand erhoben.

Grabmal auf dem Alten Hammer Friedhof

Ohlendorff und seine Frau wurden auf dem Hammer Friedhof beigesetzt, ihre Gebeine aber nach dem Zweiten Weltkrieg ins Familiengrab nach Ohlsdorf überführt. Das Grabmal auf dem denkmalgeschützten Friedhof in Hamm ist gleichwohl bis heute erhalten.

Nach Johann Heinrich Ohlendorff ist die Ohlendorffstraße in Hamburg-Hamm benannt.

Veröffentlichungen

  • Kultur- und Vermehrungs-Methode, besonders der Pflanzen mit geflügelten Zweigen durch meinen neuen Zuschnitt der Stecklinge. In: Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten. 8. Bd., S. 210–220, (Digitalisat)
  • Cultur und Vermehrung der Salpiglossis integrifolia Don. In: Allgemeine Gartenzeitung. 1. Jg., Nr. 12, 1833, S. 259 [272], (Digitalisat)
  • Ueber den Nutzen des Einweichens und Spritzens der Cycadeen und Dioscoreen-Stämme. In: Allgemeine Gartenzeitung. 2. Jg., Nr. 12, 1834, S. 89, (Digitalisat)
  • Cultur der Zwerg-Georginen. In: Allgemeine Gartenzeitung. 3. Jg., Nr. 10, 1835, S. 73, (Digitalisat)
  • Kultur der Prachtlilie. In: Allgemeine Gartenzeitung. 4. Jg., Nr. 5, 1836, S. 33, (Digitalisat)
  • Ueber Weintreiberei oder Lösung der Preisaufgabe bis zum 15. März dieses Jahres reife Weintrauben zu liefern. In: Allgemeine Gartenzeitung. 5. Jg., Nr. 20, 1837, S. 156, (Digitalisat)
  • Ueber den Anbau des Chenopodium leucospermum Schrad. In: Allgemeine Gartenzeitung. 5. Jg., Nr. 21, 1837, S. 165, (Digitalisat)

Literatur

  • Karin von Behr: Ohlendorff, Johann Heinrich. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 5. Wallstein, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8353-0640-0, S. 280–282.
  • Karin von Behr: Die Ohlendorffs. Aufstieg und Untergang einer Hamburger Familie. Bremen 2010. ISBN 978-3-8378-2004-1.
  • Ohlendorff (Johann Heinrich), in: Hans Schröder: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart, Band 5, Maak – Pauli, Hamburg, 1871, S. 581 f. (Digitalisat)

Anmerkungen

  1. Als Geburtsort benannten Karin von Behr Evern bei Lüneburg (heute Deutsch Evern), Camilla Schmidt von Knobelsdorf Evern bei Burgdorf (heute Ortsteil von Sehnde) und Hans Schröder Bennigsen im Amte Kahlenberg (heute Ortschaft in Springe).
  2. Todes-Anzeigen. In: Hamburger Nachrichten. 5. Mai 1857, S. [3], (Digitalisat)
  3. Camilla Schmidt von Knobelsdorf: Heinrich Jacob Bernhard Freiherr von Ohlendorff. Ein Lebensbild aus Hamburgs Glanzzeit. Hartung, Hamburg 1926, S. 11 (Privatdruck für Familienmitglieder und Frende …)
  4. Gründungsdatum 14. Mai 1844; Anzeige in: Staats- und gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. 15. Mai 1844, S. [8], (… eine Kunst- und Handlungs-Gärtnerei unter dem Namen „die Hammer Baumschule“ …, Digitalisat)
  5. Personal-Notizen. In: Hamburger Garten- und Blumenzeitung. 13. Jg., 1857, S. 288, (… Eigenthümer der „Hammer Baumschule“ (J. H. Ohlendorff & Söhne), Digitalisat) und Personal-Notizen. In: Hamburger Garten- und Blumenzeitung. 19. Jg. 1863, S. 334, (… unter dem 2. Juni d. J. aufgelöst, Digitalisat).
  6. Renata Klee-Gobert, Heinz Ramm: Landhaus Jenisch und Jenischpark. In: Günther Grundmann, Kulturbehörde (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale der Freien und Hansestadt Hamburg. 2. Auflage. Band 2. Christians Verlag, Hamburg 1970, ISBN 3-7672-0595-5, S. 201 (Der Hamburger Garteninspektor J. H. Ohlendorff beriet ihn dabei). Vermutlich zitierten die Autoren Koopmann: Der Landsitz des Herrn Senator Jenisch in Fottbeck. In: Archiv des Garten- und Blumenbau-Vereins für Hamburg, Altona und deren Umgegenden, Hamburg 1839, S. 31–35, (… mit vielen neuen Anlagen und Anpflanzungen in grandiosem Styl verschönert, bei denen die praktische Sachkunde des Herrn Inspector Ohlendorff zu Rathe gezogen war. Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DOdpIAAAAYAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DRA3-PA31~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. Als Datum der Hochzeit benennt Karin von Behr den 23. November 1822, die mutmaßlich Hans Schröder zitiert und Camilla Schmidt von Knobelsdorf den 30. November 1822, siehe dazu: Heiraths-Anzeige. In: Privilegierte wöchentlich gemeinnützige Nachrichten von und für Hamburg. 3. Dezember 1822, S. 6, (Digitalisat)
  8. Wilhelmine Ohlendorff, geb. Krause verstarb am 30. Mai 1886 im 82ten Lebensjahr; Todes-Anzeige. In: Hamburgischer Correspondent. 1. Juni 1886, Morgen-Ausgabe, S. 8, (Digitalisat)
  9. K. von Behr: Die Ohlendorffs, S. 144 f.