Johann Friedrich Ritz

Johann Friedrich Ritz (* 2. Mai 1755 in Potsdam; † 19. September 1809 in Potsdam) war ein einflussreicher preußischer Hofbeamter.
Leben
Die Eltern von Johann Friedrich Ritz waren Vertraute des preußischen Thronfolgers bei dessen anfänglichem Versteckspiel mit Wilhelmine Enke. Sie erreichten, dass ihr Sohn preußischer Kammerdiener wurde und schon bald das Vertrauen seines Herrn, des Kronprinzen und späteren (ab 1786) Königs Friedrich Wilhelm II. von Preußen, erlangte, dem er auch in diskreten Angelegenheiten zur Seite stand. Insbesondere kannte er dessen Mätresse Wilhelmine Enke von Kindesbeinen und nahm die Geliebte des Thronfolgers daher auf Wunsch des Letzterem de facto im Jahre 1782 zur Ehefrau.
Für seine Verdienste ließ ihn der spätere König zum Geheimen Kämmerer befördern. Als solcher war Ritz u. a. für finanzielle Ausgaben aus der Privatschatulle des Königs und für den Hofstaat, für Marstallangelegenheiten, für Ausgaben bei Reisen, Jagden und Feldzügen mit königlicher Beteiligung sowie für Kunsterwerb, Bau- und Gartensachen zuständig.
Familie
Er war in erster Ehe seit 1782 mit Wilhelmine Enke verheiratet. Für sie ließ er mit beträchtlicher Unterstützung des Königs das Palais Lichtenau in Potsdam (heute Behlertstraße 31) errichten.[1] Friedrich Wilhelm II. ließ Wilhelmine Enke 1796 zur Gräfin Lichtenau erheben. Nach dem Tod von Friedrich Wilhelm II. veranlasste sein Nachfolger Friedrich Wilhelm III., die Inhaftierung der Gräfin. Die Ehe mit Johann Friedrich war bereits zuvor im April 1796 auf Wunsch des Königs geschieden worden, damit die Erhebung zur Gräfin Lichtenau erfolgen konnte.
Ritz heiratete im Jahre 1798 ein zweites Mal, diesmal die Schauspielerin Henriette Baranius. Für sie ließ er 1799 die Villa Ritz in der Berliner Vorstadt in Potsdam, heute Berliner Straße 136, nach den Plänen von Michael Philipp Daniel Boumann errichten.[2]
Nachlass
Der umfangreiche Nachlass von Johann Friedrich Ritz mit zahlreichen Korrespondenzen und Sachakten u. a. über Bau- und Gartenangelegenheiten in Berlin und Potsdam befindet sich heute im Umfang von sechs laufenden Metern im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem.[3]
Nachkommen v. Ritz-Lichtenow
Im Jahr 1842 adelte König Friedrich Wilhelm IV. Ritz’ Enkel aus der Ehe mit Wilhelmine Enke namens Jacob Wilhelm, der die bis heute bestehende Familie von Ritz-Lichtenow begründete.[4] Eine erneute preußische Adelsverleihung[5] zu Schloß Babelsberg 1863, erhielt Wilhelm von Ritz-Lichtenow (1855–1912), Neffe und Adoptivsohn des genannten Jacob Wilhelm von Ritz-Lichtenow. Man stiftete im ostbrandenburgischen Kreis Friedeberg Nm. im namensgebenden Ort Lichtenow[6] einen Familienfideikommiss, mit 2.029 ha Umfang.[7] Die heutige Familie von Ritz-Lichtenow sind die Nachfahren des Lichtenower Gutsbesitzers Maximilian von Ritz-Lichtenow und seiner Ehefrau Ilse von Reiche.
Literatur
- Clemens Alexander Wimmer: Das Leben des ehemaligen Geheimkämmerers Johann Friedrich Ritz in Potsdam 1797–1809. Zur Geschichte der Weißen Villa Berliner Straße 136. Potsdam 1998.
- Martin Husen, Peter Sauerwald: Johann Friedrich Ritz, der „Adelsmacher“ – Nobilitierungen und Ordensverleihungen während der Regierungszeit König Friedrich Wilhelm II. von Preußen, 1786–1797. In: Orden und Ehrenzeichen. Das Magazin für Freunde der Phaleristik, Hrsg. Deutsche Gesellschaft für Ordenskunde, Heft 82, 14. Jahrgang, Hof/Saale 2012. ISSN 1438-3772
Quellen
- „Ansicht der Lage des Berliner Nazionaltheaters, beim Schlusse des Jahres 1796“, Autor: Anonym, in: „Lyceum der schönen Künste“, Band 1, Teil 1, Berlin 1797.
Einzelnachweise
- ↑ Palais Lichtenau ( des vom 24. September 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Villa Ritz GmbH & Co. Kindergarten KG Potsdam (Hrsg.): Villa Ritz.
- ↑ Eintrag in den Zentralen Datenbank Nachlässe.
- ↑ Vgl. u. a.: CompGen e.V. Berlin (Hrsg.): Information zu Jacob Wilhelm von Ritz-Lichtenow bei Genealogy.net.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1917. Elfter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1916, S. 708 f.
- ↑ P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 70–71, doi:10.18452/377 (Digitalisat). Reprint: ISBN 3-226-00787-4.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. Zugleich Adelsmatrikel. 1931. Dreiundzwanzigster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1930, S. 551 f.